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Lolitas Apologie

Holger Niederhausen: Lolitas Apologie. Roman. Niederhausen Verlag, 2023. Paperback, 220 Seiten, 14,90 Euro. ISBN 978-3-943492-61-3. 

► Wichtiger Hinweis: Wer meinen würde, ich schriebe nur 'Mädchen-Bücher', der irrte essenziell - diese Mädchen sind Botinnen des immer verschütteteren Wesens der menschlichen Seele überhaupt.

Zuerst erschienen am 30. Juli 2022.              > Bestellen: Verlag | Amazon <              > Reaktionen und Rezensionen <

Inhalt


Was passiert, wenn man an absolute Grenzen kommt? Burkhard Kaiser hat es ,geschafft’: Erfolgreicher Job, wohlhabend, zwei halbwüchsige Töchter – und endlich Wellness-Urlaub in Schweden. Als er sich dann aber in die fünfzehnjährige Tanja verliebt, die von ihm nicht das Geringste wissen will und die ganze Welt, in der er sich bewegt, verachtet, beginnt sich alles um ihn herum und in ihm aufzulösen, je mehr er dem Mädchen verfällt...

Über dieses Buch


Der Anfang-Vierziger Burkhard Kaiser hat eigentlich alles, was man sich wünschen kann: Er ist sehr erfolgreich in seinem Job, ist inzwischen das, was man ,vermögend’ nennen würde, hat zwei Töchter, die schon in der Pubertät anzukommen scheinen – und nun stehen endlich seine hart verdienten Sommerferien bevor. Es wartet ein exquisites Wellness-Hotel mitten in Schweden...

Schon bei der Überfahrt mit der Fähre mosern seine Töchter über Übelkeit und belagern ihn mit der Frage, warum sie nicht geflogen seien. Er ist jedoch fest entschlossen, sich davon den Urlaub nicht stören zu lassen. Ein viel gravierenderes Problem taucht auf, als er sich bereits bei seinem ersten Trainingslauf durch die unberührte Landschaft in ein Mädchen verliebt, das offenbar ebenfalls mit seinen Eltern hier Urlaub macht.

Als sich die ,Begegnungen’ wiederholen, spricht er sie an – aber holt sich nur eine völlig unmissverständliche Abfuhr des selbstbewussten, fünfzehnjährigen Mädchens. Unmerklich jedoch verfällt er ihrer Anziehung...

Was in abstrakter Zusammenfassung wie ein ,Groschenroman’ klingen könnte, erweist sich als etwas unendlich Tiefreichenderes – nämlich die Frage, was geschieht, wenn ein Mensch an absolute Schicksalsknoten kommt. Was für den Protagonisten zunächst wie ein ,Abenteuer’ erscheint, eine rein äußerliche Anziehung, ein naheliegendes Begehren großer Jugend und Schönheit, entwickelt sich schnell zu etwas viel Umfassenderem – dem er immer mehr erliegt. Er begreift selbst nicht, wie es möglich ist, sich so sehr zu verlieben, aber es geschieht...

Immer wieder versucht er, das Mädchen kennenzulernen, ihr nahe sein zu dürfen – und schnell gibt er jede ,maskuline’ Selbstachtung auf. Mehr und mehr liefert er sich ihr aus ... und drehen sich die naheliegenden Kräfteverhältnisse völlig um. Kaiser kommt an seine Grenzen... Die Grenzen seines bisherigen Lebens, das sich unmerklich immer mehr aufzulösen beginnt. Bis es zu der zu erwartenden Katastrophe kommt...

Oder ist es eine Katharsis... Dieses Buch macht Ernst mit tiefsten Fragen, denen man nicht mehr ausweichen kann, ebenso wenig wie der Protagonist selbst. Ist Liebe zu einem jungen Mädchen überhaupt möglich? Was ist Liebe überhaupt? Wie kann es so tiefe Empfindungen auf einmal geben? Und was geschieht dann mit dem Mädchen, wie geht sie damit um? In großer Intensität entfaltet sich eine einzigartige Begegnung mit all ihren Schwierigkeiten... Dieses Buch stürzt den Menschen in tiefste Empfindungen und Erlebnisse der Seele ... wenn der Leser in der Lage ist, diese auch nur ansatzweise mitzuerleben.

In Wirklichkeit beschreibt dieser Roman eine der aufrichtigsten Lebenswandlungen und tiefsten Liebesgeschichten, die je geschrieben wurden – und die einzige Frage ist, wie der Protagonist damit zurechtkommen wird, dass eine derart tiefe Liebe ganz offensichtlich gar nicht erwidert werden kann, auch wenn das Mädchen davon mehr und mehr berührt ist...

Siehe auch:

Tiefe Lebenswandlung durch ein Mädchen. Von der Spiritualität der Mädchenliebe.

Über den Titel

,Lolitas Apologie’ – diesen Titel kann man in vielfacher Hinsicht verstehen, er kann immer wieder neue Aspekte offenbaren.

Zunächst: ,Lolita’ ist dasjenige, woran der Protagonist anfangs denken muss, als er dem in seinen Augen atemberaubend schönen Mädchen in dessen knapper Sommerkleidung das erste Mal begegnet.

Er verliebt sich allein schon in die unschuldige Erotik, die für ihn von diesem Mädchen ausstrahlt. Diese erotische Schönheit eines jungen Mädchens – dieses Mädchens – ist für ihn von da an ein absolutes Faktum. Eines, das er auch immer verteidigen würde. Auch so könnte man den Titel also verstehen: Die Apologie des Lolita-Phänomens durch den Protagonisten.

Dieser macht sich jedoch im Verlauf seiner Begegnung mit jenem Mädchen immer vertieftere Gedanken über ihre Anziehung – und kommt bald zu der Erkenntnis, dass sich in dieser äußere und innere Schönheit in unendlicher Weise die Waage halten. Damit wird die Anziehung eines jungen Mädchens zu einem Phänomen, das selbstverständlich keineswegs nur vom Äußeren ausgeht – und auch das ist eine Apologie des Lolita-Phänomens, indem das Verständnis dieses Phänomens wesentlich erweitert wird und die gängigen Vorurteile völlig gesprengt werden.

Schließlich kann man den Titel auch auf das Mädchen selbst beziehen – dann wäre sie tatsächlich eine ,Lolita’ und würde etwas Bestimmtes verteidigen. In Wirklichkeit behauptet das Mädchen für sich zunächst nur das Recht, anziehen zu können, was es will – und konfrontiert dadurch die Männer mit ihren Regungen, verachtet sie aber zugleich auch dafür, dass diese nur an ,das Eine’ zu denken scheinen. Den Protagonisten ,provoziert’ sie später jedoch immer wieder tatsächlich mit dem, was sie vor allem für äußerliche Anziehung hält – und so hat ihr Verhalten Aspekte dessen, was man mit dem Begriff ,Lolita’ assoziiert.

Zunächst verteidigt das Mädchen also für sich das Recht, sich freizügig kleiden zu dürfen, ohne belästigt zu werden. Allein schon das könnte ,Lolitas Apologie’ sein. Das Mädchen kritisiert aber auch den egoistischen Lebenswandel einer materialistischen Menschheit und insbesondere einer finanziellen Oberklasse – und tritt für etwas völlig anderes ein. Auch das wäre ,Lolitas Apologie’: die Verteidigung einer Welt, die erst menschenwürdig wäre.

Letztlich hat das Mädchen nichts mit einer ,Lolita’ zu tun, die mit Männern ,spielt’. Und doch verfällt ihr der Protagonist. Das Mädchen verteidigt sich mehr als einmal, dass sie ihn gewarnt habe und nichts von ihm wissen wollte – auch das ist eine ,Apologie’. Aber auch der Mann sieht sie sehr bald nicht mehr als ,Lolita’ – und dennoch bleibt die Erotik eines jungen Mädchens für das Romanthema prägend. Aber untrennbar verbindet sich dies mit dem Phänomen innerer Schönheit und Unschuld. Und damit ist man bei einer Verteidigung des Wesens des Mädchens überhaupt.

Hier wird der Titel ,gebrochen’ – er spielt mit den gängigen Urteilen in den Köpfen der Menschen und führt weiter ... in viel größere Tiefen und Geheimnisse. Letztlich kehrt sich in vielerlei Hinsicht das übliche Verständnis der hiermit zusammenhängenden Dinge durch diesen Roman völlig um – und der Leser wird von einer Begegnung zweier Menschen berührt, die kaum erstaunlicher sein könnte. Mehr als einmal werden hier Vorurteile vollkommen abgelegt werden müssen... Und so lebt im Titel auch schlechthin die Bedeutung einer Verteidigung der Liebe zu einem Mädchen, von dem man zutiefst angezogen wurde.

Leseprobe 1


Das Mädchen atmete einmal hörbar aus, als sei es genervt.

„Es ist schon interessant, was man sich auf einem einsamen Weg – einem Weg, von dem man dachte, er sei einsam – alles anhören muss! Schämst du dich eigentlich gar nicht?“

„Nein...“, grinste er. „Ich meine ... ich will dich nach wie vor nicht ... wie soll ich sagen: belästigen ... aber, ich meine ... was hast du gegen mich? Bin ich so schlimm? Ich meine – um dich überhaupt mit mir zu unterhalten?“

„Warum sollte ich das tun – wenn du eh nur das Eine willst?“

„Das stimmt ja überhaupt gar nicht!“

„Dann – was willst du denn noch?“

„Ich will dich kennenlernen...“, lächelte er.

„Weil du mich so anziehend findest. Ich dich aber nicht!“

„Das ist schade!“, stellte er fest.

„Aber leider nicht zu ändern...“, komplettierte sie den Satz.

„Vielleicht ja doch... Wenn du mich ein wenig kennenlernst...“

„Das habe ich aber nicht vor – und ich glaube es auch nicht.“

Wieso bloß nicht?“, erwiderte er entgeistert.

„Weil“, erläuterte das Mädchen, „Männer, denen man auf den ersten Blick ansieht, was sie wollen, das Letzte sind, was mich interessieren würde!“

„Das stimmt ja überhaupt nicht! Als wir uns das erste Mal begegnet sind, habe ich daran noch überhaupt nicht gedacht!“

„Du vielleicht nicht – dein unter-der-Gürtellinie schon.“

„Sehr witzig – woher willst du denn das wissen?“

„Ich weiß es eben.“

„Du kannst das gar nicht wissen.“

„Ihr Männer ähnelt euch so ungemein...“

„Sprechen dich ständig Männer an?“

„Die meisten trauen sich nur nicht, das ist alles.“

„Das ist ja immerhin schon etwas.“

„Wie – ,etwas’?“

„Was ich anderen voraus habe!“

„Darauf kannst du dir jetzt aber etwas einbilden! Vielleicht bist du nur so schwanzgesteuert, dass du mich ansprechen musstest.“

„Glaubst du, dass du so hübsch bist, hat nur etwas damit zu tun?“

„Für euch doch allemal.“

„Und warum ziehst du dich dann so an?“

„Weil ich anziehen kann, was ich will – ohne gleich von lauter schwanzgesteuerten Männern belästigt zu werden!“

„Mir gefällt, was du anhast“, sagte er völlig ehrlich. „Ich meine es wirklich. Es steht dir – total. Mir gefällt auch, dass du das von vorgestern auch gestern noch anhattest. Das war noch schöner... Und ich finde es super, dass du nicht jeden Tag was anderes anziehen musst...“

Das Mädchen musterte ihn forschend ... und er hielt ihrem Blick aufrichtig stand...
Dann sagte das Mädchen:

„Ich heiße Tanja...“

Das kam völlig überraschend.

„Womit...“, stammelte er fast, „habe ich das jetzt verdient...?“

Das Mädchen zeigte eine Spur von Lächeln.

„Weiß ich selbst nicht... Eigentlich hast du es nicht verdient...“

„Um so mehr ehrt es mich...“, stammelte er weiter – und meinte es auch fast vollständig so. Immerhin berührte es ihn, dass das Mädchen sich öffnen konnte...

„Jetzt kannst du ja weiterlaufen...“, schlug es vor.

„Ich würde gern ... noch ein bisschen bleiben...“, wandte er ein.

„Wofür? Für die Chance, mich doch ganz schnell zu enttäuschen?“

„Ja, vielleicht... Oder für die schwache Möglichkeit, es nicht zu tun...“

„Ja“, lächelte das Mädchen spöttisch. „Die ist ganz sicherlich sehr, sehr schwach. Ich warne dich vor...“

„Also haben dich schon sehr viele Männer belästigt...“, fragte er.

„Zu viele.“

„Und ich bin nur einer mehr.“

„Fast.“

„Wieso fast?“

„Dass jemand es gut findet, dass ich zwei Tage dasselbe anhabe, hat mir noch keiner gesagt.“

„Das finde ich vielversprechend...“, erwiderte er lächelnd.

„Könnte direkt eine neue Masche sein...“

„Nein!“, widersprach er entschieden. „Tanja... Bitte glaub mir... Das ist das Erste, was mir auffiel... Du lässt ja sonst nicht so viel von dir sehen... Ich meine innerlich...“

„Haha, sehr witzig.“

„Ist doch so! Ich meine ... wo soll man denn ansetzen, bei ... einem Mädchen wie dir...? Ich verstehe ja, dass du zumachst, wenn so viele was von dir wollen... Ich verstehe es ja total... Aber ... vielleicht sind manche eben anders...“

„Ich hatte ja gefragt, wenn du dich erinnerst...“, erwiderte sie sarkastisch. „Dir fiel ja nichts ein...“

...

Leseprobe 2


Den restlichen Vormittag war er so einsilbig wie möglich, bis er sich in den Liegestuhl zurückziehen konnte.

Dort schloss er die Augen, um so unnahbar wie möglich zu sein – und auch mit sich selbst so allein wie möglich, ohne dass es so wirkte, als ziehe er sich ganz zurück –, und überließ sich seinen Gedanken...

Das Mädchen war ja eine halbe Kommunistin... Noch vor einer Woche hätte er über all diese ,Argumente’ nur gelacht und die Welt ihren Lauf nehmen lassen. Denn war nicht eben jeder seines Glückes Schmied, und das Glück lachte dem Tüchtigen? Und sah nicht jeder zu, wo er blieb, und niemandem wurde etwas geschenkt?

Aber nun dachte ein Mädchen völlig anders, und dieses Mädchen bedeutete ihm etwas, er konnte es nicht ändern – es bedeutete ihm so viel, dass er betroffen war, obwohl er wusste, dass er bei ihr nie eine ,Chance’ haben würde... Die kleinste Verbindung zu ihr schien ihm so viel wert wie alles, was er bisher erreicht hatte ... vielleicht sogar mehr... Wie war so etwas möglich...?

Er war kein Millionär. Aber doch jemand, den man einen ,Vermögenden’ nannte, er besaß zumindest ein kleines Vermögen. Alles zusammen kam es an eine Million bald heran. Würde er das weggeben, eintauschen, gegen die Liebe dieses Mädchens? Er brauchte fast nicht zu überlegen. Ja, das würde er tun... Und auf einmal verstand er dies... Dieses: dass Königreiche fielen um eines Mädchens willen... Es war ein Wahnsinn, aber es war so. Das Herz eines Mädchens war mehr wert als ein Königreich – offenbar ganz real. Was er noch vor einer Woche verlacht hätte ... nun hatte es auch ihn ereilt. Ihr Herz, ja ... es war mehr wert als das, was er sein Vermögen nannte und was ein Vermögen war... Aber dann war ein Mädchenherz noch viel mehr... Wie auch immer das sein konnte...

Jagdtrieb? Nein... Das war nicht möglich... Vielleicht eher ... ein Aufwachen... Ein Aufwachen für das, was in der Welt wirklich zählte... Ja? War es so...? Also kein Vermögen...? Sondern ... ein Mädchenherz...? Einfach nur das...?

Aber warum? Warum würde er sein ganzes Vermögen weggeben, nur um ihr Herz ... zu ,bekommen’? Er wusste nicht, was es war, so sehr er sich auch den Kopf zerbrach... Er sah vor sich nur immer wieder ihre wunderschönen Augen, ihren verführerischen und doch so abweisenden Mund, ihre unsäglich verführerische und doch so verletzliche Haut... Er sah dieses Junge... Dieses Unbezähmbare...

Also doch Jagdtrieb...? Aber es ergab einfach keinen Sinn. Oder der Drang nach ewigem Leben? Der Besitz eines unbezähmbaren Mädchens als Heilsversprechen? Auch das ergab keinen Sinn. Er wusste, dass das Leben endlich war und dass ein Mädchen, und sei es noch so jung, daran nichts ändern würde.

Und doch zog dieses Junge so unendlich an... Aber es war kein Jagdtrieb, es war völlig unabhängig davon... Es zog an, unabhängig von jedem Trieb, vielleicht mit Ausnahme des Sexualtriebes selbst. Aber selbst über diesen ging es hinaus. Es zog so unglaublich an...

Und als er sich diesem Berührenden überließ, kam er wieder zu der Wahrnehmung der Unschuld all dessen. Würde er sein Vermögen wegen dieser Unschuld geben? Aber es war nicht die Unschuld eines Babys, nicht die eines Kindes – es war die Unschuld eines geschlechtsreifen Mädchens, in gewissem Sinne also die Unschuld Lolitas. Es war die Lolita-Unschuld – jene Unschuld von Mädchen, die bereits Männer verführen konnten, ja Königreiche fallen lassen konnten, sogar ohne dass sie es wollten. Es war die absolute Anziehung jener Wesen, die noch Unschuld besaßen, obwohl sie auch erotisch anzogen. Ja mehr noch – deren Erotik durch diese Unschuld ebenfalls ins Maßlose gesteigert wurde.

Die Unschuld war ein objektives Faktum. Und es bewirkte, dass die Erotik in seiner Gegenwart geradezu explodierte...

...

Leseprobe 3


Als er ihre Gestalt erreichte und sie sich umdrehte, prallte er fast wieder zurück. Nicht, weil er vor ihrer Abwehr erschrak – sondern weil sie schöner schien als je zuvor. Alles kam ihm intensiver vor. Ihre roten Lippen. Ihre Augen. Ihr Haar. Und ihr trägerloses, knappes Top war geradezu atemberaubend...

Und nun lächelte sie auch noch! Ihm schwanden fast die Sinne.

„Gefällt es dir?“, fragte sie so versöhnlich wie noch nie, sodass es fast wie die Verführung selbst klang.

„Was passiert hier gerade...?“, stammelte er, als läge im Hinterhalt schon das süße Gift einer schwarzen Witwe.

„Krieg dich mal wieder ein!“, sagte sie nun auf einmal fast hart und setzte sich wieder in Bewegung.

Er beeilte sich, an ihrer Seite zu bleiben.

„Tut mir leid, Tanja...“, brachte er hervor. „Ich ... ich wollte nichts falsch machen, ich wollte –“

„Ja, ja!“, sagte sie ungehalten. „Halt einfach mal den Mund!“
Er verstummte schlagartig.

Sie gingen ein paar Schritte. Er bekam allmählich Angst. Doch dann begann sie, ruhig, fast sanft – nein, ganz wirklich sanft:

„Ich ... hab echt lange überlegt... Ich dachte mir: Am besten ziehst du heute was Langes an. Eine Bluse. Eine Jeans. Egal, wie heiß es ist. Er muss ja lernen, dich nicht zu mögen... Und so toll siehst du auch nicht aus... Wenn du was anhast, merkt er es endlich...“

Wieder gingen sie eine kleine Weile, während sie schwieg – und er fast atemlos ihren Gedanken gelauscht hatte und noch immer atemlos vor der Offenbarung stand ... dass sie wirklich ihre Innenwelt offenbarte. Es war, wie wenn ihn ein Wunder einhüllte. Und das tat es ja sogar ganz wirklich...

„Doch dann sagte ich mir: Tanja...! Es ist das Einzige, was er noch haben wird, wenn du weg bist... Das Einzige! Stell dir das mal vor... Kannst du es ihm dann nicht wenigstens so schön wie möglich machen? Doch, du kannst es... Also ... dann tu es auch...“

Er war überwältigt. Nun nicht mehr nur von ihrem Äußeren, sondern auch von dem, was sie da offenbarte ... ihr Inneres! Und wieder stand beides in einem absoluten Gleichgewicht, das einer grenzenlosen Schönheit... Ihn überwältigte eine Rührung, die diesmal keine Tränen hatte, sondern eher aus Fassungslosigkeit bestand, aus einem stillen, ungläubigen Staunen ... dass es so etwas gab...

„Und...“, stammelte er fast, „du ... du hast nicht mehr das Gefühl, du ... würdest nur ein ,Objekt’ sein oder so etwas...?“

„Was auch immer. Es ist deine Sache. Du musst damit klarkommen...“

Das Mädchen ging einige Schritte. Dann fügte es nachdenklicher hinzu:

„Nein ... ich weiß, dass du mich liebst. Und ... ich akzeptiere es, dass für euch dieses ... andere auch wichtig ist. Jetzt in dem Fall akzeptiere ich es. Weil auch ich gesehen habe, wie du noch bist...“

Wieder war er sehr berührt.

„Ich habe mir viele Gedanken gemacht, Tanja...“, versuchte nun auch er, sein Inneres im richtigen Licht darzustellen und ihr sichtbar zu machen. „Über das Innere und das Äußere. Ich glaube, dass deine unglaubliche Schönheit auch von innen kommt... Dass sie bis in deine Haut alles schöner macht... Dein Gesicht ja sowieso...“

„Meine Haut? Kannst du mal mit meiner Haut aufhören!? Man kann sich ja vieles einreden!“

„Das ist doch nichts Schlechtes!“, stotterte er schnell. „Ich wollte ... doch nur gerade sagen, dass ... es gerade nicht mit bloßem ,Ob¬jekt’ oder so zu tun hat, Tanja... Liebe doch sowieso nicht... Aber ich wollte sagen ... dass ich deine Schönheit nicht nur als etwas Äußeres sehe... Ich sehe es nicht mehr so... Mir kommt es so vor, als würde sich das immer mehr miteinander verbinden...“

„Aha... Und am Ende behauptest du dann, du willst eigentlich nur mit meinem Inneren schlafen...“

„Tanja – bitte mach es doch nicht lächerlich. Oder bitte glaub doch nicht immer, ich würde etwas im Schilde führen wollen. Das tue ich doch schon längst nicht mehr! Ja, ich ... hatte ... sie geht ja auch nicht weg, diese Hoffnung ... aber ich versuche nicht mehr ... verstehst du, ich habe nichts mehr in der Hand... Ich kann nicht auch noch das verlieren, was du mir jetzt gerade schenkst, diese Stunden und ... und diese grenzenlose Schönheit, die innere, die du mir gerade erklärt hast... Für mich ist das alles unfassbar... Ich kann es nicht einmal mehr mit Worten beschreiben – und das bedeutet, du wirst nie begreifen, wie schön du eigentlich bist... Du hältst das für selbstverständlich, aber niemand ... niemand ist so wie du...“

Sie schwieg. Und das gab ihm Gelegenheit, den Gedanken noch zu Ende zu führen.

„Und ich wollte eben auch sagen: Ich würde dich nie belügen. Ich glaube, das habe ich auch nie getan. Deswegen würde ich auch nie behaupten, dein Äußeres würde keine Rolle spielen... Aber ich behaupte, es ist nicht nur äußerlich... Deine Schönheit ist wirklich deine... Also kommt sie auch von innen. Man sieht es einfach, Tanja. Es kommt so viel von innen ... und das steigert das Äußere so sehr, dass es fast unerträglich wird...“

„Soll ich mir doch lieber was anziehen...?“

„Nein, bitte nicht. Aber ... es ist deine Haut, Tanja... Ich kann dir nicht verständlich machen, was das heißt... Es ist nicht ,Objekt’, es ist Subjekt... Und das spürt man...“

„Danke... Das hast du schön gesagt...“

...