Ein Geschenk für das ganze Leben

Buchbesprechung: Holger Niederhausen: Die Wende. Niederhausen Verlag, 2011. 308 Seiten, 19,80 Euro. | Als PDF | von Bert Verschoor.

Erschienen in der Jugendbuchliste der "Erziehungskunst" | Leicht verändert erschienen in: "Das Goetheanum". Wochenschrift für Anthroposophie. 23.9.2012. | Gekürzt erschienen in: Gegenwart. Zeitschrift für Kultur, Politik, Wirtschaft Nr. 2/2012, S. 66.


Ein seltenes, außergewöhnliches Buch.

Romane, in denen die großen Themen der Anthroposophie beschrieben werden, sind selten. Romane, die in dieser Hinsicht auch für jüngere Menschen geschrieben sind, sind erst recht außergewöhnlich. Holger Niederhausen hat mit seinem ersten Roman „Die Wende“ genau ein solches Buch geschrieben.

Es ist die Geschichte von Georg, der sich durch einen tiefen Idealismus von seinen Altersgenossen unterscheidet. Mit seinen siebzehn Jahren sehnt er sich nach einem Mädchen, das ihn deswegen nicht auslacht. Dann kommt es zu einer Schicksalsbegegnung: Als er vor einer Diskothek ein bedrängtes Mädchen verteidigt, entsteht daraus zu seiner eigenen Überraschung eine intensive Freundschaft, die den stillen Georg mit Hoffnung erfüllt.

In der Folge entwickelt sich der Roman, der ein paar sehr dramatische Wendungen hat, in einer Weise, dass keines der großen Lebensthemen des modernen Menschen unbesprochen bleibt.

Durch seinen Lehrer – einen Menschen, in dem die Anthroposophie und das aus ihr hervorgehende neue Christentum in einer großartigen Metamorphose zu einer tiefen Menschlichkeit geworden ist – kommt Georg mit dem Leben nach dem Tod in Berührung. Einer der Höhepunkte des Buches ist für mich die Art, wie der Lehrer Georg erklärt, was mit Seele und Geist geschieht, wenn jemand stirbt. Es ist ein wirkliches Beispiel dafür, wie wir durch ein lebendiges Denken zu einer inneren Sicherheit in Bezug auf das Leben nach dem Tod kommen können.

Ein zweiter Höhepunkt ist die Beschreibung der Art und Weise, wie Georg und das Mädchen an die großen gesellschaftlichen Probleme herangehen. Georg kommt im Laufe seiner Entwicklung immer mehr zu dem Bewusstsein, dass nur dadurch, dass man an den krisenhaften Realitäten wirklich leidet, sich Freiheit und Liebe mit diesen verbinden können, wodurch eine enorme Auferstehungskraft entsteht.

Die überzeugende Art, in der dies in dem Roman beschrieben wird, beantwortete für mich, einen 62-jährigen Waldorflehrer, eine der Fragen, die mich beschäftigten, seit ich in den 80er Jahren in der Friedensbewegung aktiv war. Damals wurden die Vertreter der Atomwaffen die neuen Feinde der Aktivisten. Wir litten nicht, wir kämpften nur, wie ich jetzt weiß.

Am Ende des Buches sind die Ergebnisse der neuen, anthroposophischen Art, zu denken, zu fühlen und zu handeln, für jeden sichtbar. Wenn wir davon ausgehen, dass auf dem Grunde jeder Seele Ideale leben, die über die Grenzen von Leben und Tod hinausgehen und die das immense Leiden fast jedes Menschen an den Zeitphänomenen mit Hoffnung erfüllen können, dann ist es Holger Niederhausen gelungen, ein Buch zu schreiben, von dem man wünschen würde, dass es jeder Mensch liest.

Dieses wunderbare Buch wäre für jeden jüngeren Menschen, der jemals von Rudolf Steiner gehört hat, ein Geschenk für das ganze Leben. Aber auch für uns Erwachsene. Ich habe es in einem Zuge durchgelesen.

Bert Verschoor, Niederlande 

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