27.12.2010

Gemeinsame Sache gegen Mieke Mosmuller

In der Weihnachtsausgabe der „Anthroposophie“, der Vierteljahresschrift der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland, erschien ein Aufsatz von Irene Diet, der Mieke Mosmuller in übler Machart verleumdet: Nachdem Diet versucht hat, die Dinge so hinzustellen, als sei es Mieke Mosmuller vor 2008 gar nicht wirklich um die Anthroposophie gegangen, während sie seitdem „keine Gelegenheit auslasse“, ihre Arbeiten „mit Rudolf Steiner in Verbindung zu bringen“, stellt sie später die Behauptung auf, Mieke Mosmuller sei zu „enthusiastisch“, daher könne das „reine Denken“, auf das sie hinweise, kein leibfreies Denken sein, es sei vielmehr leibgebunden – was Diet an einem völlig missverstandenen kurzen Zitat beweisen zu können glaubt.

Was zu Diets Art und Inhalt der Gedankenführung zu sagen ist, habe ich bereits gesagt (siehe „Irene Diet und der Höhepunkt irreführender Polemik“). Nun aber stellt sich heraus, dass dies noch keineswegs der Höhepunkt der Polemik war, sondern dass dieselbe Autorin ein noch übleres Machwerk verfasst hat, das offenbar nur einige Tage später in der völlig anders gearteten Publikation „Symptomatologische Illustrationen“ des Lochmann-Verlages erschien. Es ist sehr bedenkenswert zu sehen, wie hier das offizielle Publikationsorgan der Anthroposophischen Gesellschaft und Lochmanns „Illustrationen“, die sonst durch Welten getrennt scheinen, auf einmal „gemeinsame Sache machen“, um Mieke Mosmuller zu diskreditieren.

Durch das Machwerk in den „Illustrationen“ tritt zudem klar hervor, dass Rüdiger Blankertz (dessen Text im Michaeli-Heft abgedruckt wurde) und Irene Diet unmittelbar und bewusst an einem Strang ziehen – was ich in o.g. Aufsatz zunächst nur als vage Vermutung geäußert hatte! Deutlich ist also, dass es sich bündelnde Kräfte gibt, die Mieke Mosmuller – ihre Bücher und ihre Person – vollkommen diskreditieren wollen. Auch wenn Rüdiger Blankertz und Irene Diet selbst sehr an der Peripherie der heutigen anthroposophischen Bewegung stehen, wurde doch beiden in der „Anthroposophie“ Raum für ihre Darstellungen gegeben und so für eine sehr große Zahl von Lesern ein außerordentlich fragwürdiges und tendenziöses Bild geschaffen.

An dieser Stelle sei nun Irene Diets zweites Machwerk betrachtet.

Böswillige Behauptungen ohne Begründung

Diet schreibt, anhand ihres Buches „Der lebendige Rudolf Steiner“ – und auch ihrer folgenden Bücher – habe man durchaus den Eindruck haben können, Mieke Mosmuller sei „eine überzeugte, aus tiefstem Herzen für Rudolf Steiner eintretende und für seine Anthroposophie kämpfende Frau“. Doch gleich darauf entlarvt sie ihre eigene Einleitung als rein rhetorisch, denn dieser Eindruck sei nur Schein – ein Schein, der nur bestehen könne, wenn man sich auf „äußerst oberflächlicher Lektüre“ der Bücher „beschränken“ würde.

Und dann überfällt Diet den Leser unvermittelt mit ihrer vernichtenden Behauptung: Mieke Mosmuller gehe es nicht um die Anthroposophie Rudolf Steiners, sondern um ihre eigene Anthroposophie, die über diejenige Rudolf Steiners „ganz klar hinauszugehen vorgibt.“ Es bleibt vollkommen rätselhaft, wie Diet zu dieser Behauptung kommt, sie kann sie allein mit einer zweiten Unterstellung stützen, nämlich der, dass es für Mieke Mosmuller auch an Rudolf Steiner liege, wenn er nicht verstanden wurde.

Später gibt Diet dann dasselbe Zitat wie schon Rüdiger Blankertz – so wie es auch derselbe Vorwurf ist, den dieser schon vor drei Monaten gegen Mieke Mosmuller erhoben hatte. Es bleibt auch heute nichts anderes zu erwidern: Die Schuld dafür, dass auch die „Anthroposophen“ das Wesen der Anthroposophie nicht verstehen und nicht verwirklichen, tragen allein diese selbst. Aber nach 100 Jahren der Unterlassungssünde der „Anthroposophen“ ist die Frage berechtigt, ob Rudolf Steiner nicht doch auch noch anders gesprochen und geschrieben hätte, wenn er dies hätte wissen können. In Bezug auf die Arbeit mit den Waldorflehrern ist bekannt, dass er es noch einmal sehr anders, dass er das Wesentliche noch einmal viel deutlicher hätte machen wollen, wenn ihm die Zeit geblieben wäre...

Es ist leicht, Mieke Mosmuller einen Strick zu drehen, nur weil sie angesichts der Agonie der „anthroposophischen“ Bewegung – was den realen spirituellen Impuls betrifft – eine tief berechtigte Frage aufwirft. Rudolf Steiner selbst kann sich schließlich nicht mehr äußern... Und er kann sich auch zu der anderen Frage nicht mehr öffentlich äußern: ob denn das, was Mieke Mosmuller beschreibt oder aus welcher Quelle sie schreibt, nicht doch genau das ist, worauf Rudolf Steiner bei den Anthroposophen gehofft hatte: eine Auferstehung des Denkens, eine lebendig werdende Anthroposophie.

Dass Irene Diet dafür kein Empfinden haben kann, geht aus ihren wiederkehrenden gehässigen (hasserfüllten?) Formulierungen hervor, mit denen sie Mieke Mosmuller immer wieder niedere Motive bzw. Seelenregungen zu unterstellen versucht. Außerordentlich bedenkenswert ist auch, dass Diet nur die ab 2008 erschienenen Bücher von Mieke Mosmuller erwähnt, also ausgerechnet „Der Heilige Gral“ (2007) nicht. An diesem Buch wird das Christus-Geheimnis des von Mieke Mosmuller gegangenen anthroposophischen Weges in berührendster Weise offenbar – und zwar bereits vor dem Erscheinen all jener Bücher, die dann eine solche Kontroverse ausgelöst haben (nachdem man sie nicht mehr totschweigen konnte).

Unlogik en masse – fast Satz für Satz

Wie oberflächlich Diet bei ihrem eigenen Bemühen, Mieke Mosmuller in den Schmutz zu ziehen, vorgeht, zeigt sich auch daran, dass sie ihr Buch „Das Tor zur geistigen Welt“ in die Zukunft datiert (2011) und dass sie meinen Namen nicht richtig schreiben kann (Niederhäuser). Auch für folgende Unlogik ist sie sich nicht zu schade: Mieke Mosmuller scheue in ihrem „Feldzug“ für die Anthroposophie keine Mittel – so habe z.B. Holger Niederhäuser in einer Rundmail an alle Waldorfschulen ein Seminar von ihr angekündigt. Ich frage mich, wie daraus ein Vorwurf gegen Mieke Mosmuller werden kann? Und ich frage mich, ob ich Frau Diet vielleicht um Erlaubnis hätte fragen sollen, um den Waldorfschulen ein Seminar ans Herz zu legen, das sich speziell an Waldorflehrer wandte?

Aber auch folgende Unlogik ziert Frau Diet: Sie wendet sich mit ihrem Aufsatz „ausschließlich an jene, die wach genug sind, um sich nicht durch solche Ausführungen wie die von Mieke Mosmuller irreführen zu lassen.“ Der unbedarfte Leser fragt sich: Wozu dann ein Aufsatz? – Mit meinen Aufsätzen will ich immer wieder Urteilsgrundlagen schaffen, um all den kursierenden Irreführungen entgegenzutreten. Ich wünschte mir, die Menschen, die nach der Anthroposophie suchen, wären allesamt wach genug, um sich nicht durch solche Ausführungen wie die von Irene Diet irreführen zu lassen. Wenn es so wäre, bräuchte es keinerlei Aufsätze! Da solche irreführenden Ausführungen aber sogar von offiziellen Organen der anthroposophischen Gesellschaft aufgegriffen werden, sind Richtigstellungen bitter nötig...

Ich führe eine weiteren Absatz voller Unlogik an:

„Dass Mieke Mosmuller zu einer neuen, noch profunderen Korrektur Rudolf Steiners aufruft (wobei sie sich vehement gegen die übrigen Rudolf-Steiner-Korrekturen wendet), mag sowohl die überraschen, die sich über ihre – anscheinend grenzenlose – Verehrung des „Meisters“ lustig machen, wie auch jene, die sie gerade darum lieben. Der Schein einer grenzenlosen Verehrung Rudolf Steiners durch Mieke Mosmuller bleibt aber nur so lange erhalten, solange man ihre – freilich etwas zu dick aufgetragene – Rudolf-Steiner-Devotion zur Kenntnis nimmt. Dringt man dagegen etwas tiefer in ihre Arbeit ein, wird dieser erste Eindruck schnell verfliegen.“


Abgesehen von der Frage, woher Diet das Recht nimmt, Mieke Mosmullers Verehrung von Rudolf Steiner beurteilen zu können, entsteht sogleich die zweite Frage, ob Diet meint, sie stelle diese Hingabe zur Schau? Das Wort „Devotion“ ist in Diets Munde äußerst despektierlich, würde aber dennoch bedeuten, dass diese Verehrung ernst gemeint ist. Die Worte „zu dick aufgetragen“ dagegen besagen das Gegenteil! Nun, wenn Diet ihr von vornherein niederste Motive unterstellt (eine „eigene Anthroposophie“ zu begründen usw.), dann erstreckt sich dies natürlich auf alles, dann ist auch die Verehrung nicht ernst gemeint, sondern Teil einer sorgfältigen Inszenierung. In einer solchen Verschwörungstheorie par excellence passt zwangsläufig immer alles wie von Zauberhand zusammen...

Interessant ist, was Diet von den Lesern Mieke Mosmullers hält. Offenbar glaubt sie, dass sowohl jene, die sich über ihre Verehrung Rudolf Steiners „lustig machen“, wie auch jene, die „sie gerade darum lieben“, nur „äußerst oberflächlich“ lesen und nicht „etwas tiefer“ – denn nur sie, Diet, erkennt ja, wozu Mieke Mosmuller angeblich „aufruft“, während diese Erkenntnis alle übrigen „überraschen“ mag. Wie aber war das vorhin noch? Diet wendet sich an alle, die „wach genug sind, um sich nicht [...] irreführen zu lassen“?

Als Beispiel für jemanden, der Mieke Mosmuller „gerade darum liebt“ (um ihrer Verehrung Rudolf Steiners willen), nennt sie Michael Kiske. Seine Besprechung ihres Buches „Der lebendige Rudolf Steiner“ enthält jedoch absolut nichts über das Thema Verehrung oder Devotion, sondern bestätigt einfach nur, wie recht Mieke Mosmuller mit ihrem Erleben der heutigen anthroposophischen Bewegung hat. Diet ist sich offenbar nicht zu schade, alle Mosaiksteinchen, die sie braucht, mit Gewalt dorthin zu fügen, wo sie sie haben will, und sie dann noch passend überzulackieren...

Sodann wirft sie Mieke Mosmuller vor, dass sie sich mit Menschen, die das reine Denken noch nicht entwickelt haben, nicht auf eine Diskussion einlassen wolle – und setzt dies mit dem Absolutheitsanspruch gleich, den Judith von Halle explizit oder implizit unter Hinweis auf ihre Stigmatisierung geltend macht. Es scheint fast, als wäre Diet die grundlegende Aussage Rudolf Steiners unbekannt, dass er niemandem ein Urteil über seine Geistesforschung zugestand, der sich nicht die Grundlagen dieser Geistesforschung erarbeitet hatte!

Ja, solcherart ist der Schein – beschränkt man sich auf eine äußerst oberflächliche Lektüre ihres Aufsatzes. Beginnt man aber, auch nur etwas aufmerksamer zu lesen, so bemerkt man: Diet will den Leser von dieser grundlegenden Aussage nur ablenken, indem sie stattdessen Äpfel mit Steinen vergleicht. (Damit Diet nicht auch mir noch ein „Plagiat“ vorwirft, bemerke ich hier, dass ich soeben ganz bewusst Diets Wortlaut auf sie selbst angewandt habe...).

Man braucht übrigens nur die „Philosophie der Freiheit“ zur Hand nehmen, um zu erkennen, dass Menschen, die das reine Denken wirklich entwickelt haben würden, tatsächlich keine Diskussionen miteinander führen, sondern sich in der Wahrheit, im Verständnis und im Zusammenklang treffen würden. Da Diet jedoch überall niedere Motive sieht, ist auch die Verweigerung einer Diskussion für sie nur wieder der Beweis eines „Allmachtsanspruchs“. Dabei könnte Diet doch zufrieden sein: Wer sich der Diskussion verweigert, gehört eben nicht zur Diskursgesellschaft dazu – und da die anthroposophische Bewegung sich mangels spiritueller Substanz längst ebenfalls dem Diskurs-Dogma verschrieben hat, müsste sie doch eigentlich gegen Mieke Mosmuller „immun“ sein? Um wen sorgt sich Diet denn? Um die armen „Anthroposophen-Schäfchen“, die blind, schlafend und ohne eigene Gedanken jedem Leithammel hinterherlaufen? Aber an diese wollte sie sich doch gar nicht wenden...?

Die Gedankenführung von Irene Diet ist also voller Unlogik, fortwährend widerspricht sie sich selbst. Da ist es wie ein Rettungsanker, Mieke Mosmuller dasselbe vorzuwerfen! Diet: „Die Unklarheit und Wirrnis, mit der sie schreibt und ihre Gedanken darzustellen versucht, sind generell.“ Man braucht die Dinge nur oft genug schreiben, dann werden sie schon geglaubt und niemandem fällt auf, dass man sie eigentlich überhaupt nicht begründet hat...

Ein zentrales Geschehen – von Diet pervertiert

Wenden wir uns nun aber endlich dem zu, was Diet – dünn genug verteilt – als eigentliche Argumente zu haben glaubt.

Wie schon in ihrem anderen Aufsatz versucht sie, das, was sie „beweisen“ will, an einzelnen Zitaten festzumachen. Hier ist es zwar nicht ein herausgerissener Einzelsatz, sondern sind es immerhin einzelne Absätze, doch die „Beweisführung“ ist genauso absurd.

Im Buch „Arabeske“ führt Mieke Mosmuller einen zentralen Satz Rudolf Steiners an:

„Der Umstand, dass das Ich durch Freiheit sich in Tätigkeit verset­zen kann, macht es ihm möglich, aus sich heraus durch Selbst­bestimmung die Kategorie des Erkennens zu realisieren, während in der übrigen Welt die Kategorien sich durch objektive Notwen­digkeit mit dem ihnen korrespondierenden Gegebenen verknüpft erweisen“ (GA 3, S. 53f).


Daraufhin schreibt sie, dass man den Gedanken dieses Satzes prüfen kann – in der eigenen Seele prüfen kann, ob er der geistigen Wirklichkeit entspricht.

Diet macht Mieke Mosmuller auch dies nun wiederum zum Vorwurf! Wie das? Völlig abstrus behauptet sie, das Lesen und Meditieren dieses Satzes „lös[e] in ihr ein Erleben aus, das sie als ‚Betreten des Laboratoriums der eigenen Seele, des eigenen Geistes’ bezeichnet. Und sie erlebt, dass sie in diesem ‚inneren Laboratorium’ die Richtigkeit des Satzes Rudolf Steiners prüft.“

Mit ihrer zweifachen Einführung des Wortes „Erleben“ suggeriert sie, dass Mieke Mosmuller einem zugleich passiven, wie auch subjektiven Geschehen unterliege – natürlich wiederum ohne Begründung. Dabei liest Diet nicht einmal genau genug! Wenn Mieke Mosmuller schreibt, man müsse das „Laboratorium“ der eigenen Seele betreten, um die Wahrheit des Satzes zu prüfen und festzustellen, wie kann Diet dann sagen, das Lesen des Satzes löse bei Mieke Mosmuller ein Erleben aus, das sie als ein Betreten dieses Laboratoriums bezeichnet?

Hier offenbart sich Diets Unlogik und ihr gewolltes Missverstehen vielleicht am krassesten, denn dieses Betreten ist bei Mieke Mosmuller ein ganz und gar aktives Geschehen, das gewollt und getan werden muss, wenn man die Wahrheit des Satzes prüfen will – bei Diet dagegen wird es in völliger Pervertierung zu einem passiven Erleben, sobald der Satz gelesen worden ist!

Nun, auch hier hofft Diet offenbar wieder auf die nicht wachen Leser, die sie – auch wenn diese etwas irritiert sein sollten – sogleich mit dem nächsten Gedankensprung erschlagen kann. Es folgt nämlich eine weitere ausführliche, völlige Pervertierung von Mieke Mosmullers eigentlichem Gedankengang.

Am Beispiel des Kreisbegriffes zeigt Mieke Mosmuller, wie der Mensch sich bewusst werden kann, was er eigentlich tut, wenn er begreift; wenn er Begriffe erfasst: Der Mensch richtet den inneren Blick auf die eigene Tätigkeit des Ich und verwirklicht damit den Begriff des Erkennens. Es ist dies der wesentliche Dreh- und Angelpunkt der Auferstehung des zweiten, inneren Menschen und der (Ur-)Beginn der Geisteswissenschaft.

Dieses zentrale Geschehen bzw. dieser zentrale Hinweis nun wird von Diet vollkommen in die Sphäre der Widersacher gezogen, indem sie die Passage völlig entstellt. Sie stellt dasselbe Geschehen als „Selbstberauschung“, „Selbst-Begeisterung“, „Selbst-Zelebrierung“, „Selbst-Bejubelung“ hin!

Die erste von Diet zitierte Passage gibt zu alledem nicht den geringsten Anlass. Oder wollte sie auch Rudolf Steiner selbst den jubelnden letzten Satz seiner Philosophie der Freiheit (zweiter Teil): „Er [der Mensch] ist frei.“ als „Selbst-Bejubelung“ vorwerfen? Ganz abgesehen davon, dass Mieke Mosmuller das Wort „ich“ in der ganzen angeführten Passage immer in der Bedeutung „der Mensch/man“ verwendet!

Ebenso rätselhaft bleibt der Vorwurf dort, wo Diet ihr vorwirft, dass sie von der „Seligkeit“ im Gewahrwerden der Idee, von der Befruchtung der Seele durch den heiligen Geist spricht. Wollte sie auch Rudolf Steiner einen Vorwurf machen, wenn er von der „wahren Kommunion des Menschen“ spricht? Vom heiligen Geist? Von der Sprache des Christus? Nein, aber mit Mieke Mosmuller kann man es ja machen – und wenn man es oft genug wiederholt, braucht man wie gesagt auch keine (wirkliche) Begründung...

Was geschieht im „Laboratorium der Seele“?

Stattdessen wirft sie Mieke Mosmuller nun auch noch die Verwendung des Wortes „inneres Laboratorium“ vor. Rudolf Steiner habe diese Bezeichnung ganz anders verwendet. Welch ein Sakrileg! Also auch hier wird man Frau Diet künftig um Erlaubnis fragen müssen...

Bevor ich auf Diets Steiner-Zitat eingehe, zunächst ein anderes Steiner-Zitat:

Was aus einer durch die geisteswissenschaftliche Forschung geprüften Menschenseele als Mitteilungen zu andern Seelen tritt, kann von jeder Seele wieder, in einem gewissen Sinne allerdings, nachgeprüft werden, nicht so, daß man im Laboratorium sehen kann, was der andere gefunden hat, sondern so, daß man es einsehen kann. Denn in jeder Seele lebt ein unbefangener Wahrheitssinn, eine gesunde Logik, eine gesunde Vernünftigkeit.
(20.10.1910, GA 60, S. 18, „Das Wesen der Geisteswissenschaft und ihre Bedeutung für die Gegenwart“).


In diesem Sinne könnte man ohne weiteres auch von einem Laboratorium der Seele sprechen, in dem man „seelische Beobachtungsresultate nach naturwissenschaftlicher Methode“ gewinnen kann. Oder haben wir dank Frau Diet bereits einen kanonisierten Steiner und darf man nur vom „Seelenlaboratorium“ in der Originalbedeutung irgendeines einmal im „Europäer“ abgedruckten Zitates sprechen (Diet macht keinerlei weitere Quellenangabe)? 

In diesem Zitat weist Steiner darauf hin, dass sich der Geistesforscher in ein Seelenlaboratorium begeben muss, wo er dann, wenn er leibfrei erlebt, das Wachstum der Pflanze erleben könnte, die Entfaltung der Blätter, der Blüte, dann auch die Samenbildung und die Sterbeprozesse. – Diet jedoch nimmt wieder nur das heraus, was sie braucht: die Sterbeprozesse. Bei Mieke Mosmuller findet sie keine Sterbeprozesse, also hat sie das Worte „Laboratorium“ falsch verwendet, also ist sie keine Anthroposophin...

Auch hier muss ich wieder sagen: Man könnte über solche Abstrusitäten lachen, wenn es nicht so ernst wäre. Schon den Beginn ihres eigenen Steiner-Zitats unterschlägt sie am Ende wieder: „In ein inneres Seelenlaboratorium, in dem gesucht wird, was zusammenhängt mit unserem Seelenglück, mit unserer Seelenerhebung, mit all den tiefsten Seelenrätseln, Seelenschmerzen und Seelenfragen“. Seelenglück und Erhebung kann Diet nicht brauchen...

Diet kann sich nur an den Worten festklammern – den Sinn erfasst sie nicht. Die von ihr zitierten Worte Rudolf Steiners: „Da erlebt der Geistesforscher, wie er immer mehr und mehr eingeht nur in dasjenige, was seine Seele verbindet mit dem, was er in seinen Gedanken hineingenommen hat.“ kennzeichnen wirklich dasjenige, worauf auch Mieke Mosmuller in ihren Büchern zentral hinzuweisen versucht.

Ob Diet selbst übrigens das Wachstum und die Samenbildung der Pflanze von innen erleben kann? Ich habe schon in meiner Entgegnung auf ihren ersten Aufsatz gezeigt, dass Mieke Mosmuller sehr wohl all jene seelischen Sterbeprozesse kennt, die vor der Schwelle liegen. Sie schreibt in ihren Büchern auch davon. Der Enthusiasmus aber, den man in ihren Büchern findet, ist eine Frucht von jenseits der Schwelle – wie bei Rudolf Steiner.

Und während Diet Mieke Mosmuller vorwirft, sie übersähe, dass es um ein Geschehen geht, sollte sie lieber einmal ihr Buch „Der Heilige Gral“ zur Hand nehmen – denn dort würde sie sehen, dass es ganz und gar um ein Geschehen geht, und sie würde auch verstehen, wie die Wesensglieder des Menschen daran beteiligt sind, zum Beispiel der Astralleib... Da hätte sie dann den exakten Zusammenhang mit der von ihr zitierten Passage, wo Rudolf Steiner von den Kräften spricht, die das äußere (!) Leben lähmen.

Weil es Diet überall um Worte geht, leitet sie ihren Vorwurf der „Selbst-Bejubelung“ aus solchen Sätzen her wie: „Nun jedoch habe ich durch das Begreifen mein Wesen und damit mein ganzes Leben bereichert.“, womit Mieke Mosmuller allgemein (d.h. „ich“ im Sinne von „man“) erklären will, das im Begreifen – im Gegensatz zum bloßen Wahrnehmen, Hersagen oder Erinnern – etwas Wesentliches geschieht. Und wieder bleibt es unergründlich, warum Diet dann nicht auch Rudolf Steiner „Selbst-Bejubelung“ vorwerfen will, wenn er in der „Philosophie der Freiheit“ (S. 68) schon in Bezug auf die Bildung einer Vorstellung sagt: „Mein Selbst hat sich bereichert“... Und so könnte man noch viele weitere Zitate anführen, etwa dieses:

„Wer aber im rein Geistigen eine Beobachtungsgabe hat wie im Sinnlichen, für den wird natürlich das Leben nicht ärmer, wenn er es durch den geistigen Inhalt bereichert. Sehe ich hinaus auf eine Blume: warum sollten ihre saftigen Farben auch nur irgend etwas an Frische verlieren, wenn nicht nur mein Auge die Farben, sondern auch mein innerer Sinn noch das geistige Wesen der Blume sieht. Warum sollte das Leben meiner Persönlichkeit ärmer werden, wenn ich meinen Leidenschaften und Impulsen nicht geistig-blind folge, sondern wenn ich sie durchleuchte mit dem Lichte höherer Erkenntnis. Nicht ärmer, sondern voller, reicher ist das im Geiste wiedergegebene Leben.“
(GA 7, S. 38).


Seltsam: Wenn Mieke Mosmuller das gleiche wie Rudolf Steiner schreibt, ist es für Diet ein „Beweis“ dafür, dass sie keine Anthroposophin ist...

Endlich zuende...

Und damit ist Diets Aufsatz dann auch schon fast zuende. Sie schließt jedoch mit weiteren Entgleisungen. Ihre Behauptungen und Allgemeinplätze braucht sie inzwischen nicht mehr begründen. Es sind ja schließlich nunmehr vielfach „bewiesene“ Erkenntnisse... Und so zieht sie als Fazit: „Die Erfahrungen Mieke Mosmullers [...] können nicht das Ergebnis einer Arbeit mit den Schriften Rudolf Steiners sein.“

Dann vergleicht sie Mieke Mosmuller wieder mit Judith von Halle und behauptet allen Ernstes, sie würde wie diese die Anthroposophie „auf einen magischen Akt“ (!) reduzieren, „der ausserhalb jeder Entwicklung steht“. Dem hält sie dann entgegen: „Doch die Anthroposophie Rudolf Steiners ist der genaue Gegenpol davon. Sie gilt einer langen, beschwerlichen, oft gar nicht sichtbaren Organentwicklung.“

Wenn Diet mit dem magischen Akt die Erringung des reinen Denkens meint, von dem Mieke Mosmuller spricht, so ist ihr damit am Ende wirklich die perverseste Umdeutung des ganzen Aufsatzes gelungen: In jedem Buch weist Mieke Mosmuller auf die großen Anstrengungen hin, die diese Entwicklung erfordert, wenn sie wirklich gewollt ist! Ihr dies nun als „magischen Akt“ vorzuhalten (auf den sie ihren „Alleinvertretungsanspruch“ gründe), bedeutet nichts anderes, als ihr vorzuwerfen, dass alle übrigen Anthroposophen Rudolf Steiners Hoffnung bis heute nicht erfüllt haben!

Natürlich gehört in diesen letzten dramatischen Höhepunkt von Diets Polemik dann auch die Behauptung von der „Unklarheit und Wirrnis, mit der sie schreibt und ihre Gedanken darzustellen versucht“, wovon sich „jeder, der auch nur einen Blick in Mieke Mosmullers Schriften wirft“, überzeugen könne. Das steigert sich dann zu Sätzen wie: „Mit dem Denken hat das, was Mieke Mosmuller erlebt, nichts zu tun.“

Diet muss es ja wissen! Und weil derart krasse Urteile vielleicht doch noch irgendwann eine Art Begründung brauchen, kommt nun noch einmal der abgewandelte Vorwurf ihres anderen Aufsatzes. War es dort die Behauptung eines „leibgebundenen Denkens“, darf diesmal das Denken überhaupt nicht mehr erwähnt werden, denn das hatte Diet ihr diesmal ja soeben vollkommen abgesprochen... Also bleibt es bei der nebelhaften Erwähnung ihrer „Hellsicht“ (was sie praktischerweise auch noch mehr in die Nähe von Judith von Halle rückt...).

Obwohl Mieke Mosmuller ausdrücklich sagt, dass sich das reine Denken an der Arbeit mit der „Philosophie der Freiheit“ entwickelt hat, weiß Diet auch dies besser:

Ihre „Hellsicht“ hat sie sich nicht beim Lesen oder „Meditieren“ der Texte Rudolf Steiners, sondern anderswo zugezogen.

Und der „Beweis“:

Die Übungen nämlich, die sie vorschlägt, sind in ihrem Aufbau den Gewohnheiten der New-Age-Bewegungen entnommen.

Der unbefangene Leser hat mittlerweile Mühe, sich auf den Beinen zu halten... Was ist mit Mieke Mosmullers immer wiederkehrenden Hinweisen auf den sechs- und den achtfachen Pfad? Mit dem Hinweis auf die Rosenkreuz-Meditation? Ach richtig, das zählt ja nicht, weil Diet dies in ihrem ersten Aufsatz schon als „Plagiat von Rudolf Steiner“ nachgewiesen hat! Mit anderen Worten: Man kann es Diet einfach nicht recht machen – entweder die Übungen sind von Rudolf Steiner geklaut oder sie sind „New-Age“. Hauptsache, Mieke Mosmuller ist keine Anthroposophin! Und wenn es in den Übungen um das Denken geht, muss man es sich eben weg-denken, denn damit dürfen sie eben nichts zu tun haben...

Die letzten Höhepunkte der Unlogik gehen dann schon in der allgemeinen Abstrusität unter – etwa die Behauptung, dass diese Übungen nur bei jenen Menschen Früchte tragen würden, „deren Ich-Konstellation schwach genug ist“, während dieselben Übungen bei Mieke Mosmuller zur „Selbstberauschung“ geführt haben sollen...

Nun, wir verlassen jetzt endlich das rasende Karussell der Unlogik und des Nicht-Denkens und hoffen, dass dieser wirklich traurige Tiefpunkt zum Jahresende für alle denkenden Menschen ein lehrreiches Beispiel sein kann und dass ein neues Jahr ein wenig mehr Licht bringen wird... Zugleich entschuldigen wir uns, dass so viele Unfassbarkeiten auf engem Raum auch den Schreiber dieser Zeilen ein wenig sarkastisch werden ließen – der Leser dieser Seiten wird wissen, dass dies sonst absolut nicht meine Art ist...