2015
Bewegung auf dem Eggert-Blog
Über den Stil meiner Aufsätze, Anthroposophen und die Anthroposophie.
In den letzten Tagen überschnitten sich auf dem Eggert-Blog mehrere neuere Diskussions-Stränge. Jostein Saether schrieb über sein Erleben meiner Texte einen Aufsatz. Zugleich wurde in zwei Posts eine Diskussion zwischen Christian Clement und Peter Staudenmeier veröffentlicht (hier und hier). Ich dokumentiere hier einige der Kommentare und meine Antworten. Die eigentliche Diskussion um Clements Thesen dokumentiere ich auf einer eigenen Seite.
Saethers Aufsatz endete wie folgt:
[...] Infolgedessen steht für mich Vieles im mittlerweile großen Schrifttum Holger Niederhausens dem im Wege, was zu einer freien Verfügung von Anthroposophie als selbsterlebte Weisheit führt, die durch individuelles Darstellen beschrieben werden muss, um als Anthroposophie zu gelten. Ähnlich geht es mir mit einem großen Teil des gigantischen Werks von Sergej O. Prokofieff, um nur einen anderen zu erwähnen, der ähnlich wie Niederhausen sich als Anwalt Rudolf Steiners selbst ausgerufen hatte: Dieser Großteil steht meines Erachtens einer Individuation und einer sogenannten „Kulmination der Anthroposophie“ im Wege. Ich interpretiere es deshalb als „Saulus-Botschaft“ und nicht als „Paulus-Botschaft“.* Steiner braucht überhaupt keine gegenüber Kritikern anmaßend auftretenden und quengelnden Verteidiger. Sein Werk braucht Zeugen authentischen Geist-Erlebens und neuer Geistesforschung. Ich stehe da als Zeuge Steiners. Wer noch? Ich brauche auch kein „Zeugenschutzprogramm“, um für meine Erkenntnisse im Scheinwerferlicht selbst zu streiten. Aber es braucht einen freien Raum des offenen Dialogs, damit die Zeugenschaft anwachsen kann. Diesen Raum anzubieten, liegt in der Intention dieses Blogs mit dem selbstironischen Namen Egoistenblog, der darauf anspielen will, dass es hier besonders um das Verwandeln des Egos geht und nicht um seine Steigerung. Sich daran förderlich zu beteiligen, dazu lade ich ausdrücklich auch Holger Niederhausen ein.
Jostein Saether, 28.3.2015, "Der Ruf der geistigen Welt ertönt fortwährend". Zeuge sein für Rudolf Steiner anstatt ein selbstausgerufener Anwalt. o
Holger Niederhausen - Samstag, 28. März 2015 um 21:33:00 MEZ
Lieber Herr Saether,
es ist geradezu eine freche Unwahrhaftigkeit, wie Sie Ihren Aufsatz beginnen – und mich dann ganz am Ende zu etwas „einladen“.
„Wenn ein Autor nicht interessiert ist oder sich verweigert, auf ein ausgewogenes Gespräch einzugehen...“? Ich war letztlich vier volle Tage auf dem Eggert-Blog präsent und habe versucht, zu irgendeiner Art von Gespräch zu kommen – und was schlug mir entgegen? Vier volle Tage spöttische und zynische Kommentare. Es ist interessant, dass Sie wiederum nur zwei letzte Sätze herausgreifen und diese zerpflücken, anstatt auf irgendetwas von dem einzugehen, was in meinen letzten Aufsätzen wirklich Thema war.
Sollte es auf dem Eggert-Blog wirklich um das Verwandeln des Ego gehen, wünsche ich weiterhin noch viele Jahre gutes Gelingen. Der Prüfstein ist immer, wie man mit anderen Menschen umgeht. Die Erfahrung des „freien Raums des offenen Dialogs“ der letzten Tage reicht mir, um wieder einmal genau zu wissen, was einer „Kulmination der Anthroposophie“ alles im Wege steht.
Vielleicht interessiert es Sie, zum Thema Gesprächsfähigkeit meine beiden offenen Briefe an Michael Eggert und seine Antworten zu lesen, diese haben die Frage im Januar 2011 schon einmal erstaunlich erschöpfend behandelt:
www.holger-niederhausen.de/index.php
www.holger-niederhausen.de/index.php
Die Frage, für welche Anthroposophie-(Deutung) man steht, und welchen Ruf man hört oder auch nicht hört, ist offenbar zutiefst unterschiedlich. Arbeite jeder auf seinem Felde daran, die Anthroposophie und den anderen Menschen immer ernster zu nehmen. Vielleicht werden dann eines Tages wahrhaftige, tiefe, wahrhaft menschliche Begegnungen möglich werden – und werden dadurch auch andere Menschen erleben, was Anthroposophie wirklich ist.
Mischa Butty - Sonntag, 29. März 2015 um 14:46:00 MESZ
Außerdem glaube ich, daß Herrn Clements ungezwungenes öffentliches Auftreten und sich Äußern geradzu lauernd und krümelzählend mißbraucht wird, um ihn da festzunageln. Er hat das ja auch oft angemerkt.
Der "Zölibat" und auch eine Askese hinsichtlich der Menschlichkeit? ... als politische Positions-Hilfe? Klar, dann hätte man ein fehlerfreies Leben, und nie oder sehr selten, die Situation, ein falsches Wort zu äußern.. Wer keusch und menschlich unnahbar ist, verstrickt sich nicht in achtlos, zwangslosen Plauderton.
Das sowas von inqusitorisch. Beim Andern das Unreine recherchieren. Das ist eben auch das spießige. Das Spießige: Es fordert immer vom Andern alles, um es zu bewerten. Zum Lohn? Erhält der Mitmensch, der Partner, der Freund, der Klient, der Proselyt, der Geselle neue Forderungen.
Was wird durch diesen "sozialen Judogriff" erreicht: Der Bewertende lenkt ab, daß er selber außer Bewertungen und Forderungen nichts gibt. Seinen Mitmenschen Hilfe verweigert und sie nur benutzt, um ihnen "Ratschläge" zu geben, in die sie gar nicht hineinpassen: Die zu engen Halskrausen psychologischer Abhängigkeit werden ..können.
Und wenn es gut läuft, denkt ein so "Geholfener" noch, er müsse dankbar sein. Dabei müßte es heißen: Ich bin trotz meines Mentors Geboten, Drohungen, Ratschlägen- im Leben (und lieben) halbwegs erfolgreich gewesen. Manchmal... :-)
Herr Niederhausen handelt mit - und verkauft ja "Rat", oder?
Holger Niederhausen - Sonntag, 29. März 2015 um 15:44:00 MESZ
Lieber Mischa Butty,
[...] Ich bin absolut nicht menschlich unnahbar. Dass ich mich in einen achtlos-zwanglosen Plauderton verstricken soll, können Sie mir nicht aufoktroyieren – denn gerade das wäre inquisitorisch. Anthroposophie ist im Plauderton nicht zu haben. Dies dennoch zu meinen, könnte man als neue Spießigkeit bezeichnen: Eine, die auf alle herabblickt, die etwas ernster nehmen als man selbst.
„Beim Andern das Unreine recherchieren“? Ich stelle niemanden bloß, sondern zeige Hindernisse auf, die zwischen der unreinen Erkenntnis und dem Wesen der Anthroposophie liegen. Sie können das, was ich schreibe, sehr gerne als ebensolche Thesen betrachten, wie sie Herr Clement vertritt. Regen Sie sich über meinen Stil nicht auf, sondern betrachten und bedenken Sie das, was gesagt wird – es sei denn, Sie sind an den eigentlichen Erkenntnisfragen gar nicht interessiert. Mir geht es sehr wohl um die Reinheit der Erkenntnis und der Erkenntnisbedingungen. Man kann dies gelten lassen, ohne immer wieder mit Spießerhänden darauf zu zeigen und inhaltlich nichts zu dem zu sagen, was ich inhaltlich sage.
Auch auf Aussagen Michael Eggerts erwidere ich nur, wenn sie alles Maß überschreiten. Bei „Pol Pot" war das der Fall und bei „dumpfer Stimmungsmache“, „Kult-Anthroposophie“ und der Verwendung Kühlewinds als Kronzeuge gegen den „Wesenszoo“ ebenso. Meine detaillierte Entgegnung darauf war sehr sachlich, wie auch meine anderen Aufsätze. Entgegnungen auf alles Maß überschreitende Auslassungen als „spießig“ zu bezeichnen, ist seltsam. Sie drehen die Tatsachen geradezu um. Ein Michael Eggert darf also anderen Menschen alles Mögliche unterstellen – aber jegliche Antwort wäre bereits „spießig“, „inquisitorisch“, „das Unreine recherchieren“?
Selbst in der akademischen Welt ist es nicht unüblich, auf gewisse Veröffentlichungen scharf zu entgegnen. Auch die Ablehnung eines Geisteskampfes kann man als „spießig“ bezeichnen. Ich habe nicht vor, mich über die SKA-Einleitungen in einen netten, unverbindlichen Diskurs oder gar eine zwanglose Plauderei zu begeben. Das können Andere tun. Wie Herr Clement mir selbst begegnet, hat er bereits persönlich geäußert. Er kann auch all meine detaillierten, absolut sachlichen Ausführungen links liegen lassen – das ist seine Sache, wenn auch nicht wissenschaftlich.
Ich fordere von Niemandem etwas – schon gar nicht, um es zu bewerten. Ich gebe im Gegensatz zu vielen Anderen (dokumentiert auf diesem Blog) niemandem Ratschläge. Doch ich nehme die Anthroposophie ernst. Und in diesem Zusammenhang trete ich manchen Äußerungen anderer Menschen öffentlich entgegen – mehr nicht. Es kann jeder damit tun und lassen, was er will. Es allerdings zu beurteilen, fort und fort, ohne sich jemals inhaltlich damit auseinanderzusetzen, das ist spießig und unwahrhaftig, vor allem der Anthroposophie selbst gegenüber.
Sie können sich mit meinen eigentlichen Aussagen auseinandersetzen oder mich und meine Beiträge nicht beachten. Alles andere scheint immer wieder nur dazu zu führen, dass Sie selbst das tun, was Sie mir vorwerfen.
Jostein Sæther - Sonntag, 29. März 2015 um 16:56:00 MESZ
Mir ist unbegreiflich, wie Sie mit „Lieber Herr Saether“ ihren Kommentar anfangen können und im folgenden Satz behaupten, dass ich „geradezu eine freche Unwahrhaftigkeit“ präsentiere, in welcher ich Sie hätte mit einbezogen. Vielleicht habe ich Sie gemeint, vielleicht auch nicht! Ich überlasse es Ihnen, frei zu interpretieren. Unabhängig davon, ob es so sei, dass ich auch Sie gemeint habe, ging es um eine Beschreibung einer Tatsache, die ich vielmals unter sogenannten Anthroposophen begegnet bin, seitdem (1997) ich mit eigenem Geist-Erleben öffentlich unterwegs bin. Mit dem Kritisieren, Deuten und Auseinanderpflücken des Dargelegten befassen sich solche Menschen sehr gerne, aber mit dem Gespräch, Austausch und der Bereitschaft, sich auf andere Sichtweisen einzulassen, wollen diejenigen nicht, die ich gemeint habe.
Es mag sein, dass Sie hier im Blog „spöttische und zynische Kommentare“ auf Ihre Darlegungen, Argumente und Thesen bekommen haben. Ich kenne Ähnliches und habe mich deshalb früher immer wieder distanziert, aber nun doch gesehen, dass es doch möglich ist, sich zu positionieren, auch wenn jemand mich persönlich angreift, weil es eben um die Weiterentwicklung aller Argumente und Positionen, sodass Brückenbildung und gegenseitiges Verständnis entsteht, bei der ich mich beteiligen kann, falls ich behaupte, etwas maßgeblich Neues beizutragen. Da versuche ich jedenfalls, mein Temperament zu zügeln und mit Kommentaren zu warten, bis eventuell eine Lücke da ist, in der etwas passen könnte, was ich sagen will und kann. Manchmal passt es auch nicht. Dann ist es besser zu warten.
Sie weisen meinen Beitrag ab, indem Sie mutmaßen, dass ich nur einige Sätze aus ihrem Aufsatz „zerpflückt“ habe. Wenn Sie es so denken, bitte schön! Ich habe jedoch versucht, dem zu hinterfragen, was zu solchen verallgemeinerten Sätzen führt, und dass, falls geistige Wahrnehmung des Autors dahintersteht, es anders ausgedrückt werden müsste. Ich hätte auch andere Sätze im Aufsatz nehmen können und würde zu ähnlichen Schlussfolgerungen gekommen sein. Ich jedenfalls drücke mich anders aus, weil ich behaupte, aus Geist-Erleben zu schreiben. Darauf gehen Sie überhaupt nicht ein. Warum?
Nur jeder Einzelne kann zeigen, dass es hier um das Verwandeln des Egos geht. Warum wollen Sie da nicht mitmachen und uns zeigen, wie Sie es tun unter solchen konkreten Menschen, die hier sind? Die Welt ist hier und nirgendwo anders. Auch die geistige Welt fließt hier in den Egoistenblog ein und Sie können sie erleben, falls Sie sich nach innen wenden, statt sofort mit ihren Anthroposophie-Gehabe loszudreschen. Die Anthroposophie ist nicht zu haben.
„Die Frage, für welche Anthroposophie-(Deutung) man steht, und welchen Ruf man hört oder auch nicht hört, ist offenbar zutiefst unterschiedlich.“ Mag sein! Es wäre interessant jedenfalls, einmal von Ihnen ein paar Aufsätze zu lesen, in der Sie ganz von sich individuell erzählen, wie Sie „die Anthroposophie“ aus der geistigen Welt neu herausholen. Ich habe es in mehreren Büchern versucht, die Sie womöglich nicht gelesen haben.
Mischa Butty - Sonntag, 29. März 2015 um 17:24:00 MESZ
Herr Niederhausen, wohl beraten Sie. Da steht "Beratung und Mediation" auf Ihrer Seite unter Dienstleistungen. Ich möchte nicht allzuviel erwidern auf ihre "Verteidigungs-Ansprache" gegen den bunten und schillernden Begriff "Spießigkeit", den ich im Zusammenhang mit manchem Bildungs- und Lese-Erlebnis, welches mir auf Ihrer Seite wurde, heute hier abgeworfen habe. Vieles was ich auf ihrer Seite finde, laß ich in den 80er Jahren in so Selbst-Erziehungs-Heftchen, die zwar schön bunt waren, die mir aber keine wirkliche Lebenshilfe waren. Sondern die Jugendzeit, die doch eh kurz ist, mit weiteren guten Vorsätzen pflasterten. Und mich spießig machten. Das ist nicht nur mir allein widerfahren, doch ich finde, ein Mensch muß stark genug sein, trotz guter Vorsätze den Höllensphären zu entkommen.
Man muß darauf achten, daß man wesentlich bleibt, und Meinungsverschiedenheiten und daß Bedürfnisse, etwas mitzuteilen, nicht zur Herausforderung werden, eine rhetorische Schlacht zu entfachen. Denn es geht nicht um "gewinnen" oder "verlieren" - hier wäre eher eine Partie Schach am Platze. Oder gründen einen Debattierclub, inklusive Redner-Sanduhr, und Punktvergabe.
Mich hat es traurig gemacht, wie Sie, Herr Niederhausen, plötzlich ihre Internet-Präsenz mit "Egoisten-Kommentaren" und langen, durch nachdenklichen Verarbeitungs-Aufsätzen tapeziert haben. Es betraf mich, da ich Zeiten hatte, wo ich .. ich darf sagen, wo ich heute den Eindruck habe.. daß da zuviel schrieb. Und das Problem oder die innere Unruhe löst sich da jedoch nicht.
Es ging hier, als Herr Clement bei den Egoisten "anlegte", "andogte", und hier eine Platform fand nämlich darum, daß er regelrecht verhindert wurde usw. Und ich, als Nicht-Akademiker bin erschrocken, als ich sah, daß es überhaupt keinen Anlaß dazu gab, "scharf" gegen ihn anzugehn. Sondern daß mehr Anlaß bestanden hätte, gerade bei akademisch anspruchsvollen Personen, Herrn Clement zu schützen, um das zu verhindern, was dann eintrat.. die ganzen Morm.. Verschw.. Geschichte. Wenn Sie einen guten Namen haben, - ich bin nur ein schlumpgiger Poet und Clown, wenngleich ernsthafter Autodidakt und Menschlein guten Willens - dann hätten Sie doch erst einmal den Wert einer SKA erkennen und schützen müssen, bevor sie dann, quasi in Klammern und im Rahmen der Verteidigung einer textkrtischen Ausgabe von Steiner Schrifttum dann in einem so definierten "Inner Circle" einen Diskurs eröffnen mögen und alle Mängel an einer SKA artikulieren mögen!
Ansonsten schließe ich mich - nachdenklich - und das Lot in die Seelentiefen werfend, Jostein Saether an: "Es ist meine Erfahrung, dass jede geistige Erfahrung diskussionsreif sein kann, wenn sie genügend zeitlich zurückliegt, indem sie mit dem Leben oder dem Erkennen integriert worden ist. Über unmittelbares Geist-Erleben kann man selbstverständlich nur in intimeren Freundeskreisen, Seminar- oder Arbeitsgruppen sprechen. " Aber das ist ein andres Thema. Bei Ihnen, Herr Niederhausen finde ich viel Wertung und Moralismus. Und wenig Lebenspraxis. Höchstens manches tröstende Wort für den, der nicht allzu viel wünscht vom Leben. Wenn ich das so zweischneidig mal sagen darf? Eine Lektüre für im Hospital vielleicht, oder im Kloster eben, mit den auch positiven Aspekten solcher Weltabgewandtheit. Dafür hab ich durchaus auch Sinn!
Stephan Birkholz - Sonntag, 29. März 2015 um 16:03:00 MESZ
Der Herr Clement irrt sich weil...
Wenn meine Mama meine Murmelbahn abstaubt, dann passiert das völlig unabhängig davon, ob ich in der Schule oder zuhause bin - die Murmelbahn ist in jedem Fall wieder sehr schön sauber.
Mehr als naiv-realistische ICH-und-WELT-Betrachtungen (in diesem Fall sogar ICH-gegen-die-WELT-Betrachtungen kann ich darin einfach nicht finden...
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Die Aussage 'Dies bedeutet nicht, dass die Realität, die sich als die Imagination des Engels oder Wahrnehmung des Geräusches oder mentales Bild des Stuhls manifestiert, nicht existiert.' wird einfach amputiert...
//
Es ist doch Binsenweisheit, dass die Dinge aufs Innigste verwoben sind und dass es für den Engel nicht gleichgültig ist, ob er in seinem Wirken vom Menschen wahrgenommen wird oder nicht...
Was gibt' s da (außer Wichtigtuerei) noch zu diskutieren?
Wie man es letztendlich beschreibt und schildert, ist überwiegend eine Farge der Perspektive und der Ausdrucksform...
Rainer Herzog - Sonntag, 29. März 2015 um 17:49:00 MESZ
"Es ist doch Binsenweisheit, dass die Dinge aufs Innigste verwoben sind und dass es für den Engel nicht gleichgültig ist, ob er in seinem Wirken vom Menschen wahrgenommen wird oder nicht..." Stephan, soweit ich es verstanden habe, geht es u.a. auch darum, ob der Engel überhaupt unabhängig von der Wahrnehmung des Menschen existiert.
Stephan Birkholz - Sonntag, 29. März 2015 um 18:01:00 MESZ
Die autobiografischen Auseinandersetzungen vom 'kleinen Wurzeltroll', der in seiner Wurzel sitzt und aufpasst, dass kein Wurm die Wurzeln annagt, bieten eine gute Verständnisgrundlage für das, wofür Herr Niederhausen hier -unverstanden- einzutreten versucht...
[Ich glaube eher weniger, dass es mit akademischen Aufgaben zusammenhängt ]
Holger Niederhausen - Sonntag, 29. März 2015 um 19:18:00 MESZ
Lieber Herr Saether, wenn ein ganzer Aufsatz sich mit einer einzigen Person und einigen Worten aus deren Aufsatz beschäftigt – wie soll man dann nicht auch die einleitenden Sätze auf diese Person beziehen, die einen Absatz beginnen, in dem ohne jede weitere Überleitung diese Person am Ende namentlich genannt wird? Ich denke, nicht nur ich habe dies so gelesen.
Warum ich nicht „mitmachen“ will? Eben wegen der offensichtlichen Unterschiede, und weil ich eben kein Missionar bin. Die Art Anthroposophie, die Michael Eggert vertritt, ist nicht die meine – und ich empfinde kein Bedürfnis, ihn von etwas anderem zu überzeugen, wozu auch? Ich habe vier Tage lang versucht, zu zeigen, was für mich Verwandeln des Ego bedeutet. Wenn die geistige Welt auch in den Egoistenblog einfließt, ist sie eben auch durch mich vier Tage lang eingeflossen und tut dies im Moment immer noch. Gewollt wurde sie in dieser Form fast durchweg nicht.
Sie brauchen nur die letzten Kommentare von Stephan Birkholz zu lesen – Herr Birkholz, müssen Sie sich an mir nach Tagen noch immer abreagieren? Warum tun Sie das?
Holger Niederhausen - Sonntag, 29. März 2015 um 19:18:00 MESZ
Lieber Mischa Butty, ja, um rhetorische Schlachten geht es nicht. Dennoch entstehen sie manchmal, das weiß auch Michael Eggert sicher sehr gut.
Für diverse Menschen hat die SKA einen hohen Wert, ich verstehe nicht ganz, warum. Im übrigen ist ja Herr Clement hervorragend in der Lage, sich und die SKA zu verteidigen, er braucht also meinen Schutz keineswegs. Aber der Wert der SKA kann doch nur davon abhängen, ob dadurch die Anthroposophie von Menschen verstanden und aufgenommen wird oder nicht. Wenn sie nur abstrakt in etwas integriert wird (sei es das öffentliche Bewusstsein, sei es, den akademischen Betrieb oder was auch immer), hat die SKA so wenig Wert wie ein fallender Baum, den man nicht hört. Meine Aufmerksamkeit liegt mehr auf den Einleitungen, die gerade dieses öffentliche Bewusstsein prägen werden. Es ist also wesentlich, ob in diesen Einleitungen Rudolf Steiner und die Anthroposophie richtig oder unrichtig gedeutet werden.
Zu Ihrer anderen Frage: Was erwarten Sie eigentlich vom Leben? Oder warum ist das, was auf meiner Webseite steht, nur für den passend, der vom Leben nicht allzu viel wünscht? Das ist eine interessante Frage. Vielleicht lesen Sie die Aufsätze falsch, wenn das Erleben von Wertung und Moralismus darin für Sie im Vordergrund steht. Wie geht es Ihnen, wenn Sie Steiners Passage über die Devotion in „Wie erlangt man...?“ lesen? Zweimal, dreimal, viermal? Gibt es nicht auch ein Ora et labora? Vielleicht schildere ich so häufig nur deshalb die ernste Seite, weil in unserer Zeit die Gefahr der Oberflächlichkeit so groß ist? Aber entscheidend ist wirklich die Brille, mit der man liest – und natürlich hat jeder eine solche Brille auf. Natürlich verstehe ich es, wenn Sie oder andere Menschen meine Aufsätze mit „Selbsterziehungs-Heftchen“ vergleichen (von denen ich mir allerdings nur ein ungefähres Bild machen kann). Man kann meine Aufsätze vielleicht nur dann richtig – oder fruchtbar – lesen, wenn man sie selbst schon mit gewisser Begeisterung für die innere Entwicklung liest – sonst bekommt man sie immer in den falschen Hals, wirken sie belehrend usw. Dennoch weiß ich genau, was ich schreibe und warum ich das tue.
In meinen Aufsätzen geht es nicht primär um Lebenshilfe, sondern um die Bedingungen für ein seelisch-geistig tief genug dringendes Verstehen der Anthroposophie. Dass dieses In-die-Tiefe-Dringen immer etwas von „Kloster“ hat (wie auch die Meditation selbst), ist nicht verwunderlich. Aber es ist ja nicht das Ganze, sondern sozusagen die Bedingung. – Wir sind heute natürlich ganz frei, die Anthroposophie so ernst zu nehmen, wie wir wollen. Die Frage ist aber zum Beispiel, wie die geistige Welt auf diese Frage blickt. Oder wir selbst nach unserem Tod. Oder wie wir darauf geblickt hätten, wenn wir mit Rudolf Steiner 1919 in der Dreigliederungsbewegung gestanden hätten. Oder am Neujahrstag 1923 vor dem abgebrannten Goetheanum. Verstehen Sie, worauf ich hinauswill? Ich zwinge niemanden, die Anthroposophie in der Weise ernst zu nehmen, wie es sich in meinen Aufsätzen spiegelt. Ich zwinge auch niemanden, mich oder meine Aufsätze ernst zu nehmen. Jeder kann davon sein individuelles Bild haben. Dennoch geht es mir um die Anthroposophie – die Lebenspraxis ist eine Frucht, die individuell daraus hervorgeht. Sie ist nicht so sehr Thema meiner Aufsätze. Wenn Sie dies darin vermissen, fühlen sie sich bei den Aufsätzen von Michael Eggert sicher besser aufgehoben, auch das kann ich verstehen. Es ist ein ganz anderer Punkt, auf den ich hinauswill. Aber ja, es kommt schon darauf an, was man vom Leben erwartet.
Ingrid H. - Sonntag, 29. März 2015 um 20:38:00 MESZ
Lieber Holger,
meiner Überzeugung nach will der „Ruf der geistigen Welt“ nicht nur interpretiert werden, sondern die geistige Welt ist in ihrer Entwicklung sogar davon abhängig, daß dieser Ruf von Menschen gehört und interpretiert/übersetzt wird.
Indem die SKA die unterschiedlichen zu seinen Lebzeiten erschienenen Text-Versionen der Schriften Rudolf Steiners sichtbar macht, dokumentiert sie sein Ringen um die Interpretation des „Rufes der geistigen Welt“.
Ich zitiere dazu aus Rudi Lissaus Buch Geistige Schau und irdischer Ausdruck (Verlag Freies Geistesleben, 2001):
»[…] die geistige Welt spricht weder deutsch noch englisch noch sonst eine Erdensprache. […]
Die Vokabeln unserer Sprachen stammen […] größtenteils aus dem Bereich der Sinneswelt, manchmal auch aus den Bedürfnissen der menschlichen Seele. So überrascht es nicht, dass Steiner immer wieder ausruft, unsere Sprache sei einfach nicht imstande auszudrücken, was wirklich geschieht, wenn Wesen mit Wesen verschmilzt. Immer wieder begegnen uns als Leser der Vorträge Steiners Stellen wie «ich kann das nur andeuten» oder «ich kann das nur in stammelnden Worten sagen». Das ist keine falsche Bescheidenheit, das sind keine Floskeln, das ist einfach eine Tatsache oder auch manchmal Ausdruck der Verzweiflung. Ein erschütterndes Beispiel findet sich in dem Dornacher Arbeitervortrag vom 17. März 1923. Steiner beschreibt da seine mühevolle Vorbereitung auf den Vortrag, die Suche nach geeigneten Worten und sagt, dass der ärgste Augenblick immer erst nach Beendigung des Vortrags komme. Denn «nachher … kriegt man erst recht Angst, dass die Worte eigentlich nicht das Richtige bezeichnet haben».«
Indem die SKA die Veränderungen aufzeigt, die Rudolf Steiner für jede Neuauflage an seinen Schriften vorgenommen hat, macht sie sein Ringen um den angemessenen Ausdruck dessen deutlich, das er in Worte zu fassen suchte. Dem Leser wird bewußt, daß kein Text Rudolf Steiners ohne weiteres gleichzusetzen ist mit seinem Sinn, und daß jeder dieser Texte ein Näherungsversuch ist (Steiner nennt sein Interpretieren/Übersetzen in eine irdische Sprache manchmal das »Herunterholen aus der geistigen Welt«).
Die so entstandenen Texte wiederum bedürfen der Interpretation, der Rück-Übersetzung, durch den Leser – sonst bleiben sie aneinandergereihte Buchstaben. Und auch bei diesen „Rück-Übersetzungen“ handelt es sich um Näherungsversuche...
Diese Näherungsversuche setzen sich bis heute fort, und das wird – hoffentlich! – auch in Zukunft geschehen:
»Geisteswissenschaft wird nicht immer die Form behalten, die sie heute hat. Die Sprache kann ja nur in äußerst dürftiger Weise ausdrücken, was sie möchte. In der Geisteswissenschaft wird es mehr darauf ankommen, wie man etwas sagt, als was man sagt. Das wird international sein, das kann in jeder Sprache leben.« (GA 140)
Noch einmal Rudi Lissau:
»Im Vorwort zu seiner neuen Übersetzung der Philosophie der Freiheit ins Englische spricht Michael Lipson von der wunderbaren Möglichkeit, die englisch sprechende Menschen haben, von Zeit zu Zeit dieses Werk in ihre Sprache zu übersetzen. […]
Gerade die Tatsache, sagt Michael Lipson, dass wir wissen, dass unsere englische Sprache nicht die idealen Worte für Steines Ausdrücke besitzt, gibt uns ein lebhaftes Gefühl für sein Ringen, das Unsagbare in Worte zu fassen. So kann Michael Lipson sein Vorwort mit den Worten schließen: «Hier haben wir einen Vorteil deutschsprachigen Lesern gegenüber, die der Versuchung unterliegen, ihre Version des Textes für die endgültige zu halten.»«
Lieber Holger – vor diesem Hintergrund möchte ich Dich fragen, was genau Du gemeint hast mit Deinen Sätzen hier: »Der Ruf der geistigen Welt ertönt fortwährend. Und er will nicht interpretiert werden…«
Herzlich, Ingrid
Mischa Butty - Sonntag, 29. März 2015 um 20:45:00 MESZ
Herr Niederhausen, Ihre Antwort war sehr freundlich. Danke.
Aufgehoben fühle ich mich nur in ..."Gott".. und das ist in der Tat ein "innen", welches zum Umkehrungs-Durchgang eines "inmitten" werden kann. Und ich stehe zwischen vielen Stühlen, denn Setzen und Bleiben, um es mit Rilke zu sagen, ist nirgends Gern wüßte ich noch den Titel dieser anthroposophischen "Mini-Katechismen", die in den 80ern überall herumlagen, in jedem Sprechzimmer eines anthr. Arztes, in Camphills, im Foyer eines Eurythmie-Studios etzetera... Es war unterhaltsam und belehrend geschrieben. Und ich hatte damals das Gefühl, daß von diesen kleinen Ratgebern, die man überall lesen konnte, die Einladung ausging, doch so ein wohltemperiertes Leben zu führen, wie es dort geraten wurde. Immer wurde mit Eifer ein Mittelmß angestrebt, da wurde Bock und Steiner und Schwenk zitiert, wie es gerade das spezielle Thema so mit sich brachte, es ging mal darum, daß Botmer-Gymnastik mit Eurythmie besser als Sport und moderner Tanz sei, daß man impfskeptisch sei, daß Getreide so und so zubereitet hochgesund und heilsam sei auch für den Geist...und so beruhigend und sedierend diese Heftchen auch wirkten, und ihre Aufsätze bewirken ebenso eine vermehrte Endorphin-Ausschüttung bei mir... man kam in einen gedanklichen Ghetto, so, wie Parzival, dessen Mutter Herzeloide nicht will, daß er je einen Ritter sähe... so war das doch mit Parzival. Der Mensch muß mitten ins Leben hinein, und erst "am Schluß" finder mancher die wohltemperierte - eigene - Mitte... Seine eigene Harmonia, besser vermag ich es gerade nicht auf die Schnelle zu sagen.
Nun, ich beobachte mal, wie sich das alles entwickelt und gehe wohl bald wieder in den Mitlese-Status...mit LG ..
Mischa Butty - Sonntag, 29. März 2015 um 21:31:00 MESZ
Ich erinnere mch, wie einmal in einer Küche in einem Camphill, wo ich kochte, über Steinervorträge zuerst, und darauf ein wenig über Sternenkonstellationen gesprochen wurde. Da stundt ein Mann von der Sitzbank am Tisch fast auf im Gespräch - er war Landwirt und Heilpädagoge, und er hätte uns am liebsten alle am Schlawittchen gepackt, und sprach:
"In jedem Vortrag Rudolf Steiner wird mit jedem Vokal und Konsonant haargenau die augenblickliche Sternenkonstellation gegriffen und exakt in Worte umgesetzt. Allein darum sind die Vortrags-Skripte für unsere Tage fast wertlos! Es ist darin die Umsetzung geschafft worden für die exakte Sternenkonstellation aus der meditativen Arbeit heraus!" Mich nervte solches Gebaren nach und nach in anthr- Einrichtungen. (Einmal wetterte einer: "Das Essen muß getrunken werden, das Trinken gegessen! Wohin kommen wir kuturell, wenn die Leute die wertvolle Nahrung nur 20 Mal pro Bissen kauen und dann sogleich unterschlucken, und dazu genauso flach schwätzen bei Tisch! Aber gut, ich halte mich zurück!")
Mich nervte das "wettern" doch ich sagte selten etwas, weil ich primär erstmal verstehn konnte. Denn einfache Leute tragen in diesen Dingen ihr Herz auf der Zunge. Ihre Sehnsucht etwa, einem Göttlichen näherzukommen...doch da wurde alles rasch sehr mystisch. Auch mir fehlen gerade die Worte, diese Bedrückung darzustellen, die von der Sehnsucht nach Reinheit und ..einer Perfektion ausging. Steiner hat gewiß in größter Aufmerksamkeit nach um Worte gerungen. Aber der Zwang dieses Mannes, der auf uns ausgeübt wurde, jetzt Steiner ja als "Sternenleser" zu "sehn", der in einem von dem Manne ... vorgestellten (!) ..Überbewußtsein ... quasi nur scheinbar .. auf Erden am Rednerpult stehend sinngemäß "kosmische feinste Details in die Ätherleiber seine Zuhörer einarbeitete".. das hatte etwas von SciFi .. und Scientologie.. Es mag ja vereinzelt solche Situationen gegeben haben, aber ich vermute doch, daß Steiner auch als Mensch, nicht als fast schon außerirdisches Geistwesen da geheime Sternbotschaften sekündlich übertragen hat aus dem Kosmos. Ich schreibe das und teile das mit, weil es diese Über-Ehrfurcht beschreibt, die (mich) oft in anthroposophischen "Szenen" bedrückt.
Holger Niederhausen - Sonntag, 29. März 2015 um 23:16:00 MESZ
Liebe Ingrid, wie ich den Satz „Der Ruf der geistigen Welt will nicht interpretiert werden“ meinte, erschließt sich aus dem Zusammenhang des Aufsatzes, in dem er stand. Ich schrieb zuvor: „Nicht profaner soll das Anschauen werden, sondern spiritueller – in allem.“ Das akademische Interpretieren und Deuten kommt an das Geistige nicht heran, aber der deutende und interpretierende Intellekt kann mit seinen Deutungen sehr zufrieden sein und glauben, er habe etwas Wesentliches erreicht. Die akademische Wissenschaft ist sich immer selbst genug – aber ihre Bewusstseinsart hat zentralen Anteil am Aufrechterhalten des profanisierenden, abstrakten Denkens überhaupt. Schon damals hat Rudolf Steiner darauf hingewiesen, dass Philosophie zu Anthroposophie werden müsse, und doch wird immer weiter akademisch philosophiert, ausgelegt, erklärt und man ist’s zufrieden. Das meinte ich.
Holger Niederhausen - Sonntag, 29. März 2015 um 23:17:00 MESZ
Lieber Mischa Butty, ich verstehe Ihre Bemerkungen zum gedanklichen Ghetto und zu Parzival, der in die Welt ziehen muss, sehr gut. Natürlich kann die Anthroposophie nur in voller Freiheit aufgenommen werden, alles andere wäre furchtbar (und was Sie an Erfahrungen berichten, ist wirklich ein Horror-Szenario). Natürlich ist Eurythmie besser als moderner Tanz, weil sie geistiger ist. Aber zu dieser Erkenntnis und auch zu der Sehnsucht nach dem Geistigen muss der einzelne Mensch in der Seele ja selbst kommen. Wenn alles in einem noch die physische Welt sucht, wird man den modernen Tanz tausendmal besser finden und die Eurythmie überhaupt nicht begreifen, in ihrem innigen Bezug zum Geistesmenschen überhaupt nicht empfinden. Dann nützen auch schöne Heftchen nichts – und dennoch wurden diese von Menschen geschrieben, die ihre Mitmenschen auf etwas hinweisen wollten. Wie schwer das alles ist und wie schnell mitten in der Gefahr des Dogmatischen, wissen Sie ja.
Parzival... Man kann sagen, die Menschheit geht schon seit langem einen Amfortas-Weg. Parzival ist der reine Tor – das ist der Mensch schon seit Langem nicht mehr. Ein Clown und Poet vielleicht noch am ehesten, die Menschheit als Ganze aber längst nicht mehr. Die Frage der geistigen Welt ist: Wie lange sucht die Menschheit wie in der Pubertät, aber längst schon gefährlich darüber hinaus, noch die Welt mit all ihren Sinnesfreuden und ihrer erschreckend wachsenden Geistlosigkeit, und wie lange empfindet sie den Weg zum Geist noch wie einen Weg in ein gedankliches oder anderes Ghetto? Das „mitten ins Leben hinein“ ist definitiv kein Widerspruch zu einem Leben mit und in der Harmonia – das beste Beispiel ist doch vielleicht Rudolf Steiner. Wie stand dieser Mensch im Leben! Aber er stand auch mitten in einem Leben im Geiste, und er scheute die Mühen und Entbehrungen nicht, die dies verlangte. Es ist immer die Frage der tiefsten Sehnsucht und ob man diese hört – oder eine andere. Rudolf Steiner bedauerte oft, wie wenig die Menschen das geistige Leben erlebten – denn täten sie es, würden sie sich nach einem „mitten ins Leben“ des Geistes (!) über alles andere sehnen. Und sie würden auch in alles übrige Leben den lebendigen Geist hineintragen, ohne dass irgendetwas an Ghetto denken ließe.