26.01.2017

Offener Brief in Bezug auf die „Egoisten“

Ich bekam einen offenen Brief von einem Menschen, der sich längere Zeit auf dem „Egoisten“-Blog bewegte. Diesen möchte ich hiermit zusammen mit einem Kommentar meinerseits zur Kenntnis geben.

Der Brief

Lieber Herr Niederhausen,

Es geht um Ihren Beitrag betreffs „Eggert-Blog“: „ Methode der Vernichtung“, in dem Sie schrieben: „ Ich weiss, dass es jede Menge Menschen gibt, die auf dem Eggert-Blog nicht mehr schreiben, weil sie sich angewidert davon zurückgezogen haben.“

Ich gehöre zu diesen Menschen dazu, die sich angewidert davon zurückgezogen haben, und ich möchte Ihnen gerne hierdurch darstellen, was genau mich warum anwidert. [...]

2016 hatte ich mich vom Eggert-Blog zurückgezogen, weil ich empfand, dass da ein relativ kleiner Kreis von politisch usw. Gleichgesinnten mehr daran interessiert ist, ein „Wir-Gefühl“ zu entwickeln, als ein Ich-Bewusstsein zu entwickeln. Wer daran interessiert ist, ein Ich-Bewusstsein zu entwickeln, der hinterfragt auch sich selbst, hinterfragt seine bisherige Meinung, ob sie an Wahrheit haftet. Ob diese im Leben bestehen kann. Es kann ja wehtun, eigene Fehler und Irrtümer einzusehen, aber wer das nicht aushalten kann, der kann eben an der A. Steiners nicht ernsthaft nach Weisheit suchen. Nach Weisheit zu suchen, setzt voraus, sich einzugestehen, dass man sie noch nicht vollständig „hat“ und ihrer bedürftig ist. Intellektuelle Bescheidenheit ist dafür eine Voraussetzung.

Wenn man das als Grundmaxime sieht, dann hört man sich die Meinung Andersdenkender doch unbefangen zunächstmal an und prüft diese, ohne die eigene Meinung über die des Andersdenkenden zu stellen. Das setzt voraus, dass man den Andersdenkenden freilässt, auszusprechen, was ihm auf der Seele brennt. Und dieses Freilassen ist beim Eggert-Blog nicht vorhanden. Sobald da jemand etwas schreibt, was diesem kleinen Kreis von selbsternannten „Linken“ nicht in deren politische Meinung reinzupassen scheint oder nicht damit zusammenpasst, wird der gesperrt. Beispiel „Rudolf“.
Auch „Tanja“ zog sich angewidert zurück. Voriges Jahr. Nachdem „Mischa Butty“ dieses „Wir-Gefühl“ erwähnte, schrieb sie sinngemäss, es gehe ihr darum, als ein „Ich“ wahrgenommen zu werden. Als ein freies Individuum. Doch das Ich geht da in einem „Wir“ unter, und das ist, was mich insbesondere anwidert.

Wer Menschen liebt oder zumindest an deren Meinungen interessiert ist, der lässt sie doch frei, auszusprechen, was sie aussprechen wollen, um deren Gedankengebäude und Gedankengänge zunächstmal kennenzulernen. Wer sie mundtot macht, sobald sie der eigenen liebgewonnen Meinung widersprechen, der kann gar nicht sich auf dem WEG befinden, nach WAHRHEIT im LEBEN zu suchen. Freilassen ist anthroposophische Methode.
Wem die Freiheit und das Freilassen nicht heilig ist, der kann nicht Anthroposoph werden.
Dieser kleine Kreis besteht aus Leuten, die keine Anthroposophen werden wollen, und da stellt sich mir die Frage nach deren wahrer Motivation.

Was diese Leute bewegt, ist, ihre politische Meinung zu verbreiten. Sie glauben von sich selber, „links“ zu sein. Ein linkes Wir ist, was die sein wollen, nur kein freies Ich, das nicht in diesem Kollektivgefühl ersäuft, um nur ja nicht zum freien Denken kommen „ zu müssen“.
Es gibt in der wahren Esoterik bestimmte Grade, wovon einer der „Perser“ ist. „Deutscher“ im Sinne dieser Graduierung ist keiner von diesem kleinen Kreis von Leuten, der Sie aktuell ausgrenzt und verspottet. Das wird mir schon dadurch geistig sichtbar, wie der Begriff des Rosenkreuzes heruntergezogen wird in die Tiefen des bloss Politischen.

Das Rosenkreuz ist Sinnbild für etwas, das diese Leute noch nicht erleben.
Goethe wies hin auf ein Stirb und Werde. Und das Rosenkreuz ist Sinnbild für eben dieses Stirb und Werde-Erleben. Und diese Wahrheit wird ausgeblendet , indem sie den Putin-Kopf – nichtmal den Menschen sondern nur den Kopf – ins Zentrum (!!!) des Rosenkreuzes stellen.
Welcher abgrundtiefer Hass mag dahinter okkult sein, dieses Sinnbild für das Heilige derart zu missbrauchen? Hass ist bodenlos und braucht daher keinen Grund & Boden.
Hinter diesem Hass ist weiter nichts verborgen als die Furcht vor dem goetheanischen „Stirb“.
Solche Furcht muss individuell (!) überwunden werden, um bis zum „Werde“ zu kommen.
Es ist diese Furcht, welche diesen Kreis von „Anthros“ dazu bewegt, das Ich im „Wir“ zu ersäufen. Es ehrt Sie, lieber Herr Niederhausen, zumindest in den Augen meiner Wenigkeit ehrt es Sie, von solchen Leuten mit Hohn und Spott überkübelt zu werden.

Wenn Sie wollen, ist dies ein offener Brief, den Sie also veröffentlichen dürfen unter meinem Namen: Michaela, der beim Eggert-Blog auch vielleicht noch bekannt ist.

Kommentar

Ich nehme an, die „Egoisten“, die durch ihr Verhalten angesprochen sind, werden auch hier wieder aufschreien und jeder für sich beanspruchen, ein Ich-Mensch zu sein. Das ist nicht entscheidend. Entscheidend ist, wie der Blog auch von anderen wahrgenommen wird – und wie Menschen irgendwann ausgeschlossen werden oder den Blog verlassen müssen, weil etwas anderes ausgeschlossen ist, nämlich das Erleben von Freiheit.

Die „Egoisten“ mögen sagen, es sei doch jeder frei, zu kommen und zu gehen. Aber worauf die Schreiberin des obigen Briefes hinweist, ist, dass jener kleine Kreis dem ganzen Blog derart sein Gepräge gibt, dass nichts anderes Platz hat. Dieser kleine Kreis kultiviert durch eine gemeinsame Anschauung ein „Wir-Gefühl“ – und andere Anschauungen werden früher oder später „ausgeschieden“, weil sie nicht gleichberechtigt neben diesem dominierenden Kollektiv leben können. Weil auch kein Austausch besteht, dieser kleine Kreis nichts annimmt, was seine Anschauungen verändern oder erweitern könnte.

Es gibt Menschen wie Ingrid, die bleiben dabei, weil sie sich mit den Menschen dieses kleinen Kreises gut verstehen und umgekehrt von diesem Kreis akzeptiert sind. Das geht, weil vor oder hinter jede kontroverse Äußerung ein Beschwichtigungs-Smiley gesetzt wird. Man hat sich gegenseitig „lieb“. Und eine Ingrid kann darüber hinwegsehen, wenn ihre Gedanken des öfteren auch einmal völlig übergangen werden. Andere wie Bernhard Albrecht sind auch schon so lange dabei, dass eine enge Verbindung entstanden ist. Aber sie kommen nur ab und zu „hinter dem Vorhang“ hervor und ziehen sich sehr schnell wieder zurück, weil ihr Ansatz sehr viel spiritueller ist und die Bedeutung einer bestimmten inneren Entwicklung ins Zentrum stellt, was den üblichen Blog-„Gesprächen“ geradezu widerspricht, sowohl inhaltlich als auch in Bezug auf deren Tiefe.

Das generelle Problem eines Blogs ist bereits, dass er zu Seichtigkeit und zu einem Kollektivgefühl tendiert. Und dass er, je mehr sich eine Gruppe aufeinander einschwört, kaum noch aufnahmefähig für andere Menschen ist, die sich nicht an die Gepflogenheiten und das ganze Klima anpassen.

Der „Egoisten“-Blog hat sich, wie es auch die obige Schreiberin schildert und erlebt hat, eine bestimmte Ausrichtung zueigen gemacht – sowohl, was die politischen Anschauungen betrifft, als auch, was den Umgang mit spiritueller Vertiefung und Entwicklung betrifft. Die Schreiberin des Briefes hat in Bezug auf das Nicht-Anthroposophische dieses Blogs gleiche Empfindungen wie ich.

Das ist kein Dogmatismus. Es ist eine Realität. Eine andere Realität und Qualität, in der die Anthroposophie leben könnte, weil sie in den Seelen wahrgemacht werden würde, kann von den Menschen nicht gefordert werden. Man kann nur feststellen, dass sie nicht da ist.