2018

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11.05.2018

Mädchen-Opfer

Holger Niederhausen: Mädchen-Opfer. Roman. Niederhausen Verlag, 2018. Paperback, 136 Seiten, 9,90 Euro. | Bestellen bei epubli oder Amazon.


Soeben erschienen:

In einem fesselnden Rückblick schildert der Ich-Erzähler das alles überstrahlende Ereignis seiner Jugend. Im vorletzten High-School-Jahr kommt ein Mädchen in den Jahrgang, das in keiner Weise das ,Great Game’ um möglichst viel nackte Haut mitmacht. Zunächst wird es auch völlig übersehen – bis es doch immer mehr die Sehnsucht aller Jungen erweckt. Eine Entwicklung setzt ein, die schließlich außer Kontrolle gerät...

Ein packendes, tiefgründiges Zeugnis der männlichen Psyche – und ein Psychogramm unseres ganzen Zeitalters.

Leseprobe


Ich weiß nicht, ob jeder solche Erinnerungen hat. An die Jugend, meine ich. Erinnerungen, die das Normale sprengen. Die schlichtweg einzigartig sind. Nicht ,abgefahren’ – einzigartig. Wahrscheinlich ist das nicht so. Ich höre jedenfalls nicht, dass jeder Mensch ,einzigartige Erinnerungen’ hätte. Ich meine jetzt nicht Drogennächte oder so etwas. Das würden viele vielleicht unter so einem Punkt nennen. Aber das kann ja jeder. Ich meine auch nicht einsame Nächte unter den Sternen der Karibik – obwohl ich nie dort war. Aber wenn man nicht weiß, was ich mit ,einzigartig’ meine, kann ich es wohl kaum erklären, ohne die ganze Geschichte zu erzählen...

Nun – wer in der Bronx oder sonstwo in Drogengeschichten oder andere krumme Dinger verwickelt ist, wer täglich weiß, dass sein Leben an einem seidenen Faden hängt, oder wer schon mal einen Neun-Millimeter-Lauf an der Schläfe hatte, der wird vielleicht auch Erinnerungen haben, die das Normale sprengen. Aber auf die könnte man wohl auch gut verzichten. Die meine ich also nicht. Ich meine Erinnerungen, die man nie vergessen kann, weil sie so besonders sind. Auf diese besondere Weise einzigartig. Auf diese einzigartige Weise besonders.

                                                                                                                                     *

Es war im vorletzten High-School-Jahr. Da kam sie in unsere Klasse. Zuerst passierte scheinbar gar nichts. Man nahm sie nicht zur Kenntnis – vor allem die Mädchen nicht. Es war kein Wunder – sie schminkte sich nicht, sie zog keine coolen Sachen an, sie tat nichts, was ,in’, ,trendy’ oder sonstwie angesagt war. Sie konkurrierte nicht. Kurz, sie tat nichts, um irgendwie aufzufallen, rein gar nichts.

Aber man kann sich die Situation in einem vorletzten Jahr an der High School ja vielleicht ungefähr vorstellen. Die übrigen Schülerinnen und Schüler, also wir, taten all das, was sie nicht tat. Für uns war das normal. Wir Jungs ließen unsere Muskeln spielen, gingen mit Anbruch des Sommers wann immer möglich mit nacktem Oberkörper – oder wahlweise mit Netzhemd oder was auch immer unsere trainierten Körper sichtbarer machte –, und die Mädchen taten natürlich das ihre, um möglichst viele Stellen ihres Körpers ebenfalls sichtbar zu machen.

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