28.10.2019

Höcke und Eggert – das Niveau sinkt

Eine kurze Betrachtung zur Zeitlage.


Das politische Geschehen muss nicht kommentiert werden. Deutschland polarisiert sich immer mehr. Die ,Vereinigung’ wurde irgendwann herbeigeführt, die Einheit ist fern und rückt wieder ferner. Es ist nicht einfach eine Spaltung zwischen Ost und West. Es fehlen schon lange politische Visionen – und immer mehr Menschen koppeln sich politisch ab, werden Protest- und Hasswähler.

Und Eggert? Er tobt sich nun schon gefühlt Jahrzehnte auf seiner Seite aus, aber die Qualität seiner Beiträge verliert inzwischen sogar jegliche Reste von Substanz. Geblieben ist nur besserwisserische Polemik, der man den resignierten Geifer förmlich ansieht. Steiner ist bei ihm längst zum Slapstick-Onkel degeneriert. Man fragt sich seit langem, wo eigentlich Ingrid Haselberger abgeblieben ist – sie ist irgendwann sang- und klanglos verschwunden. Zurück bleibt ein einsamer, alter, weißer Mann, der nichts mehr kann als meckern.

Höcke hetzt die Leute auf, Eggert stößt einfach nur noch ab. Könnte er das Höcke nicht auch beibringen? Das wäre endlich eine fruchtbare Tat.

Im Ernst. Angesichts der Zeitlage hilft nur tiefer Ernst und eine Art heiliger Wille zum Guten. Eggert demontiert sich selbst – und seine Leser. Als sei die Destruktivität der Welt noch nicht ausreichend. Aber ein Narzisst braucht offenbar noch seinen eigenen Misthaufen, und sei er schon von unzähligen umgeben. Nur, dass all diese und auch sein eigener nicht fruchtbar sind. Wie findet der Mensch sein wahres Wesen? Ein einziger Film wie „Der Glanz der Unsichtbaren“, der dieser Tage im Kino läuft, ist hundertmal mehr wert als Eggerts ganze Webseite mit ihrem immer hohleren Getöse. Was bleibt, wenn man das Getöse abzieht? Ein Häufchen Elend. Das erinnert an Höcke. Traurig genug.

Ich weise immer gerne auf Sahra Wagenknecht hin. Man schaue sich einmal ihren Beitrag während der Generaldebatte vom 21.11.2018 an. Das ist Engagement, in dieser Politikerin war und ist noch wirklicher Ernst vorhanden! Und man beachte die ganzen ersten Minuten, in denen Merkel aggressiv weghört, sich mit anderen unterhält, fortwährend, andere Politiker ebenso. Es INTERESSIERT überhaupt nicht, was Wagenknecht in ihrer ganzen substantiellen Rede sagt! Merkel macht also vor, was der aktuelle Zeitgeist ist: Ignorantes Egoshooter-tum. Höcke spielt nur auf derselben Flöte. Und Eggert polemisiert seiernd mittlerweile auf Kellerniveau und merkt nicht einmal mehr, wie er sein Seelisch-Geistiges zielgerichtet ruiniert.

Allein schon durch ihren Ernst und ihre Aufrichtigkeit ist Sahra Wagenknecht eine bessere Anthroposophin als die ganze Masse rechtstendenziöser Pseudo-Anthroposophen, die sich heute etwa auch beeilen, den massiven menschlichen Einfluss auf das Klima zu leugnen (auch nur eine neue narzisstische Egoshooter-Variante) – von alten, hohlen Spöttern ganz zu schweigen. Anthroposophie lebt nur da, wo die Menschlichkeit lebt. Die Höckes und die Eggerts und noch viele andere stehen an anderen Polen.

Mit einer traurigen Geste warf das Mädchen eine Rosenblüte auf das frische Grab. Dann wandte sie ihren Blick der Sonne zu, und ihr Weg führte sie in die Zukunft...