13.01.2018

Vom Mysteriengeschehen auf dem „Egoisten“-Blog

Eine Geschichte mit Fortsetzung.


Inhalt
Samstagvormittag bei den „Egoisten“
Vom Hüten der Hoffnung
Wunder oder Bestätigung?
Von der Bedeutung des Elefanten
Die Lüge des Bildes
Die sitzenden Dickhäuter
Der Flug des Phönix
Virtuelle Oberflächen
Unklare Beziehungen – zum Ernst
Rilke und die „Mission des Elefanten“
Ehrlichkeit und Sehnsucht
Heterogenes Häufchen
Von Zwang, Streben und Liebe
Dämonische Vorwürfe
Die Glaubenskongregation schlägt zu


Samstagvormittag bei den „Egoisten“

Ich gebe die Kommentare des heutigen Vormittags hier wieder, um dann daran anzuschließen:

Heinz Fleischmann – 13.01.2018 08:15
Lieber Herr Niederhausen,
ich stimme Ihnen - schon wieder übrigends - zu Ihrem letzten Egoblogkommentar 100%ig zu.
Ich hatte gestern auch eher ein "eigenartiges Gefühl" bei der etwas übertriebenen Verbreitung der guten Laune hier (auch wenn ich da wohl etwas zu beigetragen habe).
Nach den sehr heftigen und auch äußerst verletztenden Worten der zurückliegenden Wochen (gegen mich, gegen Mischa, gegeneinander, gegen Sie) kann es auch für mich keine ernsthafte "Versöhnung" geben - wenn Geschirr richtig zerschlagen wird, ist es auch sinnlos, es kleben zu wollen.
Ich poste hier weiterhin ein paar Fußballzitate oder sonstige gelegentliche Einwürfe, werde aber garantiert keine "ernsthaften" Kommentare/Debatten hier weiter führen können.
Ich würde mich übrigends freuen, wenn einige hier den Blog ganz verlassen würden. Das wird, trotz dramatischen Ankündigungen, garantiert nicht geschehen. Es wird hier weiterhin reichlich Bosheiten und Beleidigungen geben, ebenso wie es gelegentlich themenbezogene Kommentare hier geben wird.
Über Ihre treffende Kommentierung der letzten Wochen habe ich mich gefreut, danke dafür! Herzliche Grüße!

Ingrid H. – 13.01.2018 10:26
Lieber Heinz, ich begreife gut, wieso Du Holger Niederhausens neuem Aufsatz Eggerts Übertragungsprobleme zustimmst.
Aber - wie so oft - die Sache nimmt sich, von einer anderen Seite aus gesehen, ganz anders aus. [...]
Ich gebe ihm insofern recht, als auch ich viele Reaktionen unserer „Elefanten“ der Empfindungsseele zuordnen würde.
Aber für mich lösen Verstandes- und Bewußtseinsseele die Empfindungsseele nicht ab, in der Weise, daß die Empfindungsseele dann gar keine Daseinsberechtigung hätte.
Ebensowenig wie die Entwicklung von Äther- und Astralleib bewirkt hätte, daß nun dem physischen Leib die Daseinsberechtigung abgesprochen werden könnte.
Sondern all diese „Entwicklungsstadien“ sind, solange wir hier auf Erden leben, gleichzeitig in uns vorhanden.
Wie „erwacht“ ein „Reiter“ auch immer sein mag: sein „Reittier“ ist und bleibt der „Elefant“ (warum sonst betont Rudolf Steiner immer wieder und wieder, wie wichtig es ist, Erkenntnisse mit Gefühlsempfindungen zu durchdringen, damit sie auch wirklich handlungsleitend werden können?).
Aber es ist möglich, auf den „Reiter“ zu blicken, selbst wenn sein „Elefant“ gerade irrationale und sehr wenig weise Sprünge macht.

Ingrid H. – 13.01.2018 10:26
Daß es vielen Menschen schwerfällt, den „Reiter“ zu erkennen, solange der „Elefant“ die Führung hat, ist offensichtlich.
Aber es ist möglich.
Holger zeigte sich sehr überrascht von Mischas Worten bei seinem neuerlichen, „geläuterten“ Abschiednehmen hier im Blog (siehe den Nachklapp zu Holgers Nachruf).
Man merkt seinen Worten an, wie sehr er sich über Mischas „Wandlung“ freut - ich habe das sehr berührt gelesen.
Auch ich freute mich unglaublich über Mischa - ich hatte tatsächlich Tränen in den Augen, als ich Mischas Worte hier las.
Aber [...] Ich „kenne“ Mischa seit langem, wenn auch nur virtuell aus seinen Kommentaren hier (und einigen wenigen privaten mails vor längerer Zeit). [...] Und deshalb waren Mischas Worte für mich kein Wunder, sondern eine Bestätigung. [...]
Ebenso „kenne“ ich Valentin, Heinz, Rudolf... und auch bei so manchem Anonymen versuche ich, durch seine Worte hindurch nicht nur auf den „Elefanten“, sondern vor allem auf den „Reiter“ zu blicken. Natürlich irre ich mich manchmal — aber ich versuche es immer wieder. [...]
Es macht mich traurig, wenn ich sehe, daß ein „Elefant“ instinktiv irgendwo herumtrampelt, während sein „Reiter“ gerade „schläft“. [...]
Aber auch wenn ich mich bemühe, mit den „Reitern“ zu sprechen, so ist mir doch immer bewußt, daß jeder „Reiter“ zu jeder Zeit auf einem „Elefanten“ sitzt.
Und auch Reittiere wollen „ernährt“ werden…
Jonathan Haidt, von dem ich das Bild mit dem „Elefanten“ und seinem „Reiter“ habe, macht darauf aufmerksam, daß es der „Elefant“ ist, und nicht der „Reiter“, der uns in der Evolution dorthin gebracht hat, wo wir heute stehen… mit allen Tiefen, schon klar. Aber auch mit allen Höhen… [...]

Stephan Birkholz – 13.01.2018 10:54
@Rainer Herzog
RAINER HERZOG (alias HEINZ FLEISCHMANN):
Ich poste hier weiterhin ein paar Fußballzitate oder sonstige gelegentliche Einwürfe, werde aber garantiert keine "ernsthaften" Kommentare/Debatten hier weiter führen können.
Ich würde mich übrigends freuen, wenn einige hier den Blog ganz verlassen würden.

Und ich würde mich sehr freuen, wenn du auch noch irgend wann mal dein Plätzchen im Leben nebst einer netten kleinen Beschäftigungsaufgabe finden könntest, damit Du nicht mehr als Hü-Hot-Reiter spaltend-stänkernd-pseudowitzelnd durch die Kommentarwelten ziehen und überall unauthentische Duftmarken deiner augenblicklichen Stimmungslage hinterlassen musst - mal als Heinz, mal als der Rainer, der schon jedes Buch gelesen hat.
//
Nur nebenbei: Für mich ist dieser Blog (abgesehen von wenigen FB-Bereichen) der einzige Cyber-Ort, wo man öffentliche Kommentare von mir findet, während Du Deinen Senf -vermutlich aus Lebenslangeweile- in jede verfügbare Kommentarspalte schmierst...

Ingrid H. – 13.01.2018 10:59
[...] Noch zur Erklärung, warum ich Michaels posting zur „Familienaufstellung“ so fröhlich zustimmte:
Seine Schilderung trifft so ziemlich ein „Muster“, das auch ich hier im Blog immer wieder sehe.
Ich betrachte diese Plattform auch als ein Übefeld, in dem wir bei einiger Aufmerksamkeit lernen können, mit all den „Elefanten“ umzugehen und dabei das eigene Reittier halbwegs unter Kontrolle zu halten.
Der Vorteil gegenüber dem real life könnte sein, daß es nicht so existentiell ist. [...] Freilich würde dieser Vorteil verschwinden, wenn man den Blog zum einzigen Lebensinhalt machen wollte. [...]

Michael Eggert – 13.01.2018 11:07
Es sind natürlich viele Konstellationen zwischen Elefant (Unbewusstem) und Reiter (Tagesbewusstsein) möglich. Gerade bei Anthropotanten wie Heinz und Holger muss man auch die Möglichkeit ins Auge fassen, dass ihr ewiger Schrei nach "Anstand", "Wahrheit" und der "Reinheit" daher rührt, dass der Elefant nicht frech herum springt, sondern seit langem mit seinem Arschloch auf ihnen drauf sitzt. Aus dieser Perspektive dürsten sie natürlich nach den Sternstunden des Heiligen Martyriums der reinen Erkenntnis und lehnen das Konkrete ab. Andere pilgern in solchen Situationen um den Heiligen Berg Kailash- aber, leider, wenn der Elefant sich nicht rührt und spießig auf der Stelle hockt, bleibt ihnen auch das verwehrt.

Vom Hüten der Hoffnung

Ich konnte „Heinz“ leider nicht schnell genug antworten, bevor dann die anderen Kommentare kamen. Auch ich danke ihm für seine Worte und seinen Dank. Und es geht weiter um das Eigentliche – und dieses ist, anknüpfend an das Thema im Blog: die Verwandlung des Elefanten, das wirkliche (Real-)Werden des Reiters...

In den Worten von Heinz wird die ganze Realität der „zwei Seelen in einer Menschenbrust“ deutlich. Und ich möchte eigentlich allen Seelen zurufen: Lasst uns doch wahrhaftig werden! Warum spalten wir uns denn so? Auf der einen Seite die Sehnsucht nach Aufrichtigkeit, nach Vertiefung, nach Entwicklung, nach echten, wahren Begegnungen, nach seelisch-geistiger Begegnung ohne alle Vorurteile – und auf der anderen Seite lassen wir diese fallen und beschränken uns auf das Gewöhnlich-Emotionale, mit seinen „Witzen“, mit seinen Zustimmungen („hahaha, sehr gut!“), seinem Erheischenwollen von Zugehörigkeit, seinen Verletzungen, die man trägt, die nicht heilen, die man zufügt, aus demselben Grund, und auf das Oberflächliche. Man empfindet die Verletzungen als wesentlich – und flüchtet sich deshalb ins Wesenlose, nicht ohne neu auszuteilen, während man keine Hoffnung mehr hat, dass die Anderen einen je verstehen würden, in seinem Verletztsein, in seinen Gedanken, die anders sein mögen als die der Anderen, und so weiter.

Warum haben wir denn nicht den Mut zur vollen Wahrhaftigkeit, aber auch zu einem vollen Sich-Erheben zu dem Reiter? Kennen wir diesen denn gar nicht wirklich? Muss es denn immer wieder die Flucht und das Halbe sein? Die Flucht in das Verletztwordensein, damit die Flucht in die Hoffnungslosigkeit (in Bezug auf „die Anderen“), die Flucht in die Aufgabe der tiefsten Sehnsucht? Die tiefste Sehnsucht ist: das Heilige. Aber dafür müssen auch wir uns ganz und gar zum Reiter erheben, der wirklich und wirklich erst geboren werden muss. Dieser Reiter ist dann eine heilige Gestalt – nicht weil er sich selbst für heilig hält, sondern weil es eine Realität ist.

Geht es denn immer wieder nur darum, mit einem gewöhnlichen Ich die gewöhnlich-allzugewöhnlichen Empfindungen, Gefühle, Sympathien, Antipathien, Hassgefühle, Liebesgefühle, psychologischen Bedürfnisse und so weiter ein wenig „vernünftiger“ unter Kontrolle zu halten? Geht es immer wieder nur darum? Ohne Ende? Soll das Anthroposophie sein? Das kann jeder – das ist Allgemeinwissen, das kann man in jedem der unzähligen Lebensratgeber nachschlagen (Stichwort: „Wie ich gut mit mir selbst und mit anderen auskomme“). Das Bild von Elefant und Reiter ist eingängig, es ist sehr deutlich, es lässt aufwachen, man kann damit „arbeiten“ – aber geht es nicht um viel, viel mehr?

Wunder oder Bestätigung?

Zu Ingrids Worten möchte ich sagen: Es ist kein Widerspruch, eine Wandlung als „Bestätigung“ in Bezug auf einen Menschen, den man gut genug kennt, oder als ein Wunder zu erleben. Die „Bestätigung“ bleibt ein Wunder – und das Wunder bleibt die Bestätigung, dass ... in jedem Menschen das Wunder wartet ... bestätigt zu werden.

Ich schrieb sehr wohl, dass ich in Mischa auch seine andere Seite gesehen habe – war er es doch, der immer wieder am meisten verstehen konnte, wovon ich schreibe, wenn ich von dem Mädchen schreibe. Ich schrieb aber auch, dass es mir deswegen ein um so größeres Rätsel ist, wie dann dieses Andere so sehr hervorbrechen kann, wie also dieses (tiefe?) Verständnis und zugleich dieses tief Astralische, auch Vernichtende/Destruktive, so sehr zusammengehen können. Auch hier wieder – zwei Seelen in einer Brust.

Müssen wir uns denn so zerreißen lassen? So sehr spalten? Wäre es denn keine Heilung, wenn der heile, heilige, heilende Teil den anderen ... heilen könnte? Und wieder: Jeder Schritt vom Vernichtenden zum Aufbauenden bleibt – ein Wunder. Denn man kann es nie voraussetzen, und oft erscheint es auch als ganz und gar unwahrscheinlich. Würde man es denn erwarten, dass eine zerrissene Seele, die sich ganz in den anderen Pol hineingesteigert hat, je ... zurückkehrt? Nach den Gesetzen des Pendels müsste man es erwarten, aber – funktioniert die Welt der Seele als Pendel? Oder bleiben die Seelen nicht oft genug an einem dunklen Ort, aus dem sie nicht mehr herausfinden? Und selbst wenn es das Pendel gibt – muss es denn immer diese Wiederkehr des Gleichen bleiben? Hin ... Her ... Vernichtung ... Rückkehr ... Vernichtung...? Wann hört dies auf?

Von der Bedeutung des Elefanten

Zu Ingrids Bemerkungen über den Elefanten und die Empfindungsseele möchte ich sagen: Sehr wohl ist die Empfindungsseele viel älter als die Verstandesseele, als die Bewusstseinsseele, als das Ich. Und sehr wohl möchte auch der Elefant genährt werden. Aber...

Ingrid hat meinen Gedanken über die „Selbstbestimmung der Frau“ zugestimmt, wo ich schrieb, dass etwas einst Berechtigtes längst an den Punkt gekommen sein kann, an dem es Entwicklung verhindert. Und ich sage jetzt wieder: Eben allein schon deshalb, dass es in seinem So-Sein verharren will; dass es so bleiben will, wie es ist.

Natürlich hat uns der „Elefant“ in der Evolution dahin gebracht, wo wir jetzt stehen – und nicht der Reiter, der jetzt erst geboren werden soll! Aber – bleiben wir noch einmal bei dem Elefanten. Der Reiter wirkte ja auch in früheren Jahrhunderten längst schon aus dem Ungeborenen heraus. Denken wir einmal an die Religiosität – an die Verstandes- und Gemütsseele. An jahrhundertelange Zeiten, in denen sich der Elefant durchgreifend verwandeln konnte, noch bevor der Reiter geboren war!

Denken wir denn, dass die Evolution darauf zielte, uns zu fetten, faulen, vulgären Dickwansten zu machen, die die Beine hochlegen, um vor dem Fernseher Chips in sich hineinzufressen? War das die Evolution, in der der Mensch ein ... Götterziel war ... und ist? Sollte sich diese Missgestalt „ent-wickeln“? Oder ist sie gerade das Scheitern einer Evolution, die – vom Menschen nicht aufgegriffen wurde, vielmehr in völlig dekadente Bahnen gelenkt wurde? Ist dies nicht gerade Devolution? Rückwicklung? Abwicklung?

Und hat diese Evolution denn darauf gezielt, die Empfindungs- und Gemütsseele zu bequemen, hochmütigen, emotionale und intellektuelle Anerkennung beanspruchenden, die Urteile hinausschleudernden Gecken zu machen, die nichts Besseres zu tun haben, als sich „Hei-ti-teis“ hin und her zu schicken? Ist das das „Nähren des Elefanten“? Waren da frühere Jahrhunderte nicht schon viel, viel weiter? Indem sie noch einen ... heiligen Ernst kannten? Eine heilige Demut? Ein ... heiliges Streben? Wieviel Dekadenz ist hier heute – im Seelischen? Und wie sehr verhindert dies die wahre, die – heilige Evolution? Ich weiß, dass dieses Wort einige Seelen fortwährend provoziert, aber das ist nicht meine Schuld, denn die Evolution, diese ganzen Prozesse sind heilig – und wenn sie es nicht wären, hätte alles überhaupt keinen Sinn. Man braucht allerdings Mut, Mut und Selbstlosigkeit, um dies alles so zu nehmen, wie es in Wahrheit ist und genommen werden muss, wenn diese Evolution überhaupt noch stattfinden soll.

Der Elefant ist also nicht der auf ewig mit Babybrei zu nährende Dickwanst – sondern diese „Nahrung“ hält ihn auf einer viel zu niedrigen Stufe, die sich längst ins Gegenteil zu kehren begonnen hat. Auch hier werden wichtigste Momente der Menschheitsgeschichte verschlafen.

Die Lüge des Bildes

Der Elefant ist nicht auf ewig der Dickhäuter, der kaum zu lenken ist und zu dessen Pressesprecher sich der armselige Reiter dann nur noch machen kann. Er ist aber auch nicht jener Dickhäuter, der unter den Armen des Reiters dann doch einmal Vernunft annimmt – um im Übrigen noch immer der Alte zu bleiben, nur „toleranter“ etc. Sondern das ganze Bild stimmt in sich nicht. Es stimmt nur solange, wie man die Evolution nicht weiterzudenken willens ist. Es ist noch immer ein schrecklicher, verhängnisvoller Dualismus. Selbst der gehorsame Elefant ist ein Dualismus. Reiter und Elefant sollen eins werden – im allertiefsten Sinne.

Es ist eine absolute Unwahrheit, dass in der Seele nur der Egoismus lebt, nur die Vorurteile, nur die Antipathien und gewöhnlichen Sympathien, nur die Genusssucht, das Gefallen am oberflächlichen Witz, überhaupt die Flachheit, das Gewöhnliche, das schnell Verletzte, das Zurückschlagende und all dieser andere Wahnsinn der ... unverwandelten Seele. Sondern in der Seele selbst lebt irgendwo die Sehnsucht nach Verwandlung, nach Läuterung, nach Unschuld, nach Heiligung ... nach Heilwerden. Der Dualismus beginnt da, wo man das „Ich“ hoch oben über der Seele denkt, anstatt sich klarzumachen, dass es einen heiligen Ort im Mittelpunkt der Seele gibt und dass dort das wirkliche Ich ebenfalls Wohnung nimmt.

Diese ganzen Fragen sind viel, viel heiliger, als man sie gewöhnlich auffasst – weil das eigene Erleben nicht tief genug reicht. Ich weise nur deshalb immer wieder so sehr auf das Mädchen hin, weil man mit seiner Hilfe in ein reales Erleben kommen könnte, ein reales Erleben gerade dieser Wirklichkeit.

Das Bild des Elefanten ist auf den ersten Blick sehr treffend. Auf den zweiten Blick wird es selbst zum Hindernis, weil es den Dualismus verewigt. Das wahre Geheimnis ist nicht das Reiten – das wahre Geheimnis ist die Wandlung.

Der Reiter ist nur dazu da, dass von ihm dieses Mysterium ausgeht – wenn er den heiligen, den „weißen Reiter“ in sich aufzunehmen vermag. Aber es geht nicht darum, zu reiten, sondern zu verwandeln. Das Reittier selbst soll sich wunderbar verwandeln. Auch hier wäre das Wunder die Bestätigung – dass wir Mensch sind. Der Elefant selbst soll Phönix werden, ein Flammenvogel von unsagbarer Schönheit. Das macht den Reiter nicht überflüssig. Aber es erlöst den Elefanten aus seiner Gefangenschaft seines So-Seins. Der Elefant ist ein heiliges Tier – und seine äußere Gestalt ist nur Maja – allerdings eine, die sich selbst bestätigt, wenn die Seele nichts tut. Dieses „Tun“ aber geht tiefer, als man es jemals glauben würde. Es hat kein Ende. Aber für die Grenzenlosigkeit muss man auch grenzenlos brennen. Und gerade dadurch wird man ein Phönix...

Die sitzenden Dickhäuter

Die Worte von „Heinz“, dass er auf dem „Egoisten“-Blog allenfalls noch gelegentliche Einwürfe machen werde, haben Stephan Birkholz zu einem erneuten Gegenschlag veranlasst. Das, was Heinz ankündigte: „Es wird hier weiterhin reichlich Bosheiten und Beleidigungen geben, ebenso wie es gelegentlich themenbezogene Kommentare hier geben wird“, hat Birkholz dann sogleich bestätigt, indem er Heinz voller Antipathie erwiderte, er erwarte den Moment, wo dieser „ein Plätzchen im Leben“ finden würde, um nicht mehr als „Hü-Hot-Reiter spaltend-stänkernd-pseudowitzelnd durch die Kommentarwelten [zu] ziehen.“

Man könnte in jedem Moment das Mysteriendrama erkennen und es in seiner tragischen Form beenden. Aber dazu bräuchte es eine Sehnsucht – eine Sehnsucht nach dem Guten selbst. Wenn stattdessen die Verletzungen immer nur weitergehen, dann liebt man den eigenen Elefanten, dessen schlammverkrustete Haut und das dicke, unverwandelte Innenleben viel zu sehr.

Die Worte von Heinz waren tatsächlich hoffnungslos und prophezeiten, dass die Beleidigungen weitergehen werden. Dennoch hat er meinen Gedanken, die in die „Empfindungsseelenhaftigkeit“ nicht einstimmten, sondern auf den Ernst verwiesen, gerade zugestimmt – und das wäre der Punkt gewesen, an den man hätte anknüpfen können. Schlägt man dagegen auf den übrigen „Heinz“ ein, bleibt man selbst auch nur der – alte Elefant. Birkholz wirft Heinz „Lebenslangeweile“ vor. Dann aber hätte Heinz meinen Gedanken wohl kaum zugestimmt – sogar jenen „der letzten Wochen“. Langeweile und Öde kann, selbst wenn sie wahr wäre, sich auch als Maskierung einer tiefen, aufrichtigen Sehnsucht nach etwas durchgreifend Neuem äußern. Ist nicht die Öde das Krankheitssymptom unserer ganzen Zeit?

Etwas anderes aber ist wirkliche Bosheit, die gar nicht mehr anders kann, als fortwährend zu verletzen. Die Bosheit spürt weder die eigene Öde noch den eigenen Elefanten. Die Öde kann gerade den Übergang bezeichnen – und es wäre gerade wichtig, den Grund der Öde, die heute eine Kulturkrankheit ist, zu überwinden. Öde ist im tieferen Sinne Sehnsucht nach Wandlung und Entwicklung, nach etwas neuem, wirklich Aufrichtigem. Bosheit ist das Gegenteil. Ihr steht noch ein sehr, sehr langer Weg bevor, bis auch sie wieder – Sehnsucht werden kann.

Solange die Seelen die Sehnsucht nach tiefgreifender Entwicklung – heiliger Entwicklung zum Guten – nicht ernstnehmen, solange werden sie an ihrer Krankheit leiden. Für mich ist auch ein Blog – und namentlich ein Blog mit irgendeinem Bezug zur Anthroposophie – kein „Übungsfeld“, wie Ingrid andeutet. Wenn es aber Übung ist, dann Übung im allerbesten Sinne, so wie auch Anderes heiliges Üben ist. Wer das Saloppe, Vulgäre, Witzelnde und das Tätscheln der gewöhnlichen Empfindungsseele nicht aufgeben mag, der sollte sich wenigstens bewusst sein, in welchem heiligen Zeichen das „Üben“ steht – und dass es überhaupt ein solches ist.

Der Flug des Phönix

In diesem Sinne hat mich dann der letzte Kommentar von Eggert wirklich tief enttäuscht. Der „Reiter“ ist eben keineswegs das „Tagesbewusstsein“, so wie der Elefant keineswegs das „Unbewusste“ ist. Sondern der Elefant ragt sehr, sehr wohl in das Bewusstsein – und man ist sich in der modernen Zeit sehr, sehr klar, wie man die Verletzungen setzt, wie man mit Meinungen kämpft, wie man Argumente formuliert etc. etc. – und der Reiter müsste viel, viel mehr sein als nur das „Tagesbewusstsein“. Aber gerade das bekämpft Eggert mit seinen letzten Worten. Er bekämpft die wahre Realität von „Reinheit“, im Sinne von Aufrichtigkeit, tiefem Ernst des Strebens, tiefer Sehnsucht nach Begegnungen ohne das Astralische, aber durchaus mit der ganzen Weihe des Heiligen, das das wahre Menschenwesen ist. Denn diese Weihe zu erleben, das gerade ist die umgewandelte Empfindungsseele.

Die Allergie gegen das „Heilige“ ist gerade eine Krankheit der nicht verwandelten Empfindungsseele. Irgendetwas weigert sich dann, eine weitere Entwicklung durchzumachen. Die höhere Welt ist nicht ohne Heiligkeit – im Gegenteil. Nüchtern wird man sie nie erreichen. Nüchtern erreicht man nicht einmal seinen (gewöhnlichen) Mitmenschen. Es ist gerade die Flucht vor wahrer Begegnung.

Wie vulgär kann man eigentlich werden, wenn man – wie Eggert – schreiben kann, dass es „Anthropotanten“ sind, die „ewig nach Reinheit schreien“ – und nicht sehen, wieviel eigene Abwehr darin steckt? Wie verurteilend muss man sein, bis man behaupten kann, dass in dieser heiligen Sehnsucht „seit langem der Elefant mit seinem Arschloch auf ihnen drauf sitzt“? Und dass man „aus dieser Perspektive natürlich nach den Sternstunden des Heiligen Martyriums der reinen Erkenntnis“ dürste und „das Konkrete“ ablehne?

Angesichts solchen unwürdigen Geiferns fehlen einem wirklich nur noch die Worte... In meinen Augen und in meinem Erleben ist das, wovon ich die ganze Zeit spreche, das Konkreteste, was es gibt. Demgegenüber treffen „Familienaufstellungen“ höchstens eine Realität, die fortwährend eine zu überwindende ist, wenn man überhaupt zu einer Entwicklung kommen will, eines Tages vielleicht sogar zu dem heiligen Reiter. Und demgegenüber fallen salopper Humor, Bemerkungen über die Bundesliga, boshafte Spitzen und herablassende Aburteilungen oder böseste Beschimpf-Deutungen ganz und gar ins Wesenlose. Ja, sie sind der Elefant, und damit das Konkreteste, was es gibt. Aber der Elefant ist zum Sterben verurteilt – oder aber der heilige Reiter. Wenn der Elefant stirbt, ersteht der Phönix auf. Wenn aber der heilige Reiter stirbt, weil er nicht geboren wird – dann steht die Menschheit vor dem Nichts.

Ich kann Eggert gut verstehen in seinem schreienden Nicht-Ertragenkönnen dieses fortwährenden Redens von dem „Heiligen“, ja, von den „Sternstunden des Heiligen Martyriums“. Aber das Konkrete des bösen Blogs, des täglichen Hickhacks der Astralleiber oder Elefanten, das ist mir derart müde und leer, dass das ein Martyrium ist – während die „reine Erkenntnis“ ein tägliches Brot ist, ein Lebensbrot und eine absolute, unmittelbare Konkretheit, für jeden, der willens ist, wirklich die reinen Flügel zu breiten – und zu fliegen. Der Elefant weit unter einem, aber halt, wo ist er hin? Er ist ja gar nicht mehr da? Aber wer fliegt denn? Es ist ja der Phönix selbst!

Das ist das Mysteriengeschehen. Und entweder es ereignet sich – oder es wird verfehlt. Aber in jedem Moment wartet es. 

Virtuelle Oberflächen

Heinz schrieb nach Erscheinen dieser Gedanken:

Heinz Fleischmann – 13.01.2018 14:58
Lieber Herr Niederhausen, ich danke Ihnen auch für Ihren jüngsten, heutigen Kommentar, dem ich zustimmen kann. Auf 1,2 Aspekte möchte ich eingehen:
"Man empfindet die Verletzungen als wesentlich – und flüchtet sich deshalb ins Wesenlose, nicht ohne neu auszuteilen, während man keine Hoffnung mehr hat, dass die Anderen einen je verstehen würden, in seinem Verletztsein, in seinen Gedanken..."
Hier haben Sie eine wesentliche und charakteristische Dynamik des Blogs gut getroffen. Warum ist das eigentlich so? Ich glaube, es liegt vor allem auch daran, dass wir alle ausschließlich online hier versammelt sind. [...]
Ein weiterer Aspekt: Ein besonderes Charakteristikum dieses Blogs ist m.E. eine unklare Beziehung zu R.Steiner und zur Anthroposophie. Manchmal schimmert zwar der Gedanke durch, dass man alles "sektenhafte-mystizistische" knallhart demaskieren will [...] - man kann aber den Eindruck bekommen, dass es "danach" (also wenn alles demaskiert wurde) nicht mehr viel gibt, was man an der Anthroposophie schätzt, was man an ihr liebt, usw. [...]

Die Gründe für einen mangelnden Ernst können vielfältig sein. Aber es ist deutlich, dass das „bloß virtuelle“ Geschehen noch mehr zu einer Oberflächlichkeit verleitet. Das aber bedeutet nichts anderes, als dass man den eigentlichen Grund und Boden, die Tiefe noch mehr in sich selbst suchen und finden muss. Die Aufrichtigkeit der Gedankenbildung, die Aufrichtigkeit, mit der man dem Anderen gegenübertritt. Man kann ihn nicht sehen, aber man kann das Gegenüber, auf das man eingehen möchte, empfinden. Man hat ein Menschenbild – und man kann dieses in einem mehr oder weniger heiligen Ernst in das Bewusstsein heben. Den mangelnden Ernst tut man immer sich selbst an. Man verrät sein eigenes Menschenbild und seine eigenen Ideale, wenn man diesen Ernst nicht findet, weil es „bloß“ ein Blog ist.

Man kann es auch so betrachten: Es ist ein Medium, in dem Ahriman die Oberhand hat. Er ist es, der einen fortwährend ganz, ganz leicht verführen kann, von den eigenen heiligsten Idealen abzuweichen, Abstriche zu machen, in die Oberflächlichkeit abzugleiten und so weiter. Er ist es, der die Seele zum Elefanten degradieren will – und diesen Elefanten selbst auch noch ganz in die Dekadenz führen will. Dadurch ist dieses Internet tatsächlich ein „Übungsfeld“ – in Wirklichkeit ist es aber ein heiliges Mysterienfeld, nämlich fortwährend das Herantreten des Versuchers an die Seele, mit der spöttischen Frage (und es sind auch unzählige andere Fragen denkbar):

„Du Menschlein – willst du wirklich mit deiner lächerlichen ,Heiligkeit’ hier eintreten? In mein Reich? Ich biete dir Spaß, Ablenkung, Oberflächlichkeit, ich biete dir alles, was das Herz begehrt – und du ... willst Heiligkeit? Siehst du nicht, wie lächerlich du dich damit machst? Ich finde dich lächerlich. Alle anderen finden dies auch. Du bist lächerlich. Lege dieses Lächerliche ab und benutze mein Internet dazu, wofür es da ist. Für die Zerstreuung. Für das Wesenlose. Das Wesenlose ist die Nahrung deines Elefanten, das weißt du doch...“

Das sind jetzt menschliche Worte, aber dahinter stehen Realitäten – und diese sind es, die es der Seele schwerer machen, eine Ernsthaftigkeit in Ahrimans Reich aufrechtzuerhalten, die sie vielleicht im gewöhnlichen Leben auch nicht einmal hat. Ich will damit nur sagen: Selbstverständlich sind die Versuchungen im Internet noch größer als sonst schon.

Aber es sollte deutlich sein, dass es auch im realen Leben (das heißt mit physischem Gegenüber) schwer genug ist, ein fruchtbares, ein ernsthaftes, ein heiliges Gespräch ohne astralische Herabziehungen, Ausflüchte, Einschüsse oder sogar Bombeneinschläge zustande zu bringen. Die real-körperliche Präsenz des Anderen, einschließlich ätherisch-seelisch-geistiger Präsenz macht es schwieriger, unmittelbar Schläge zu verteilen – erst muss man sich abtasten, aber wenn dann die Antipathien hervorkommen, werden auch die Schläge hervorkriechen –, aber die Ernsthaftigkeit muss auch da ganz und gar gesucht und gewollt werden.

Ich stelle fest, dass es im realen Leben teilweise sogar schwerer ist, zu einem wirklichen Ernst zu kommen, als im Internet. Denn hier gibt der Zwischenraum in der Kommunikation ebenso wie beim Briefeschreiben die Möglichkeit, sich ganz auf das Gedankliche und Wesentliche zu konzentrieren. Und man kann viel ernsthafter auf dieses Wesentliche zurückkommen. Gerade weil man im Internet weniger auf „Befindlichkeiten“ Rücksicht nehmen muss, kann man umso strenger in der Gedankenführung sein – auch gemeinsam. Man kann sozusagen „rücksichtslos“ beim Thema bleiben. Im realen Leben kann einem das noch viel mehr als Hochmut ausgelegt werden – obwohl es einfach nur Ernsthaftigkeit ist. Aber heißt es nicht, dass gute Freunde einem immer die Wahrheit sagen? Im realen Leben ist das kaum umsetzbar. In der virtuellen Realität schon. Das wäre der heilige Vorteil in Ahrimans Reich. Wenn da nicht die Elefanten wären...

Aber das Heilmittel wäre eben: Sich vorbehaltlos und mit vollem Ernst in die Ebene der Gedanken erheben. Aber mit reinen Empfindungen dabei – die den Ernst tragen, auch den Ernst gegenüber dem anderen Menschen, also die Achtung vor diesem.

Eigentlich wäre das Internet jenes Medium, in dem man sich am ehesten von aller Astralität lösen kann. Wenn allerdings in der Seele der Drang lebt, Andere herabzusetzen, Spitzen zu verteilen, sich einfach nur mal hängenzulassen etc. etc., dann wird das Internet sie daran nicht hindern können – dann wird Ahriman das vielmehr so richtig hervorlocken, weil es keinerlei Ehrfurcht durch die reale Präsenz des Anderen gibt. Diese muss man ganz in sich selbst aufrufen.

Unklare Beziehungen – zum Ernst

Das Wort von der „unklaren Beziehung zur Anthroposophie“ erscheint mir uneingeschränkt richtig. Gerade hier liegt für mich der Knotenpunkt des Ernstes. Solange man selbst innerlich hin- und herlaviert, auf der Suche nach einer Weltanschauung, kann man nicht ernst sein – es sei denn, man würde bereits mit großem Ernst suchen. Aber dann wäre die Suche bereits ein Finden – auch wenn man noch ganz auf dem Weg ist. Die moderne Ratlosigkeit aber wird immer mehr ein suchendes Herumirren: je größer das Angebot, desto größer die Beliebigkeit, und die Seele verliert ganz ihren Halt – ihren eigenen!

Die Allergie gegen die Ernsthaftigkeit ist heute deshalb so groß, weil die Seele immer mehr in eine Anspruchshaltung hineingerät. „Give me the best of all“. Als wenn die Seele nicht die Aufgabe hätte, sich selbst in das Allerbeste, Allerhöchste, Allerschönste zu verwandeln! Faulheit und Bequemlichkeit greifen um sich, während die Seele immer mehr vergisst, dass sie nicht geboren wurde, um zu konsumieren, sondern um sich zu entfalten. Aber an diese heilige Entfaltung glaubt heute keiner mehr, weil keiner mehr begreift, wie groß dieses Mysterium gedacht und empfunden werden müsste. Prägnant gesagt: Allein schon die Empfindungsseele müsste sich überhaupt erst einmal entwickeln, um auch nur empfinden zu können, zu was für einem tiefen Mysterium sie von Göttern geschaffen wurde! Etwa dafür, eine unendliche Ehrfurcht vor dem Heiligen des Gegenübers zu empfinden – des Mysteriums Mensch. Erst durch eine Entwicklung bekommt sie überhaupt eine Ahnung von all diesem – und kann als ein kleines Alpha ahnen, was das heilige Omega sein könnte...

Aber dagegen besteht eben bereits eine Allergie. Man will sich in dieser Weise gar nicht mehr entwickeln. Man sucht andere Wege, schnellere, bequemere, „modernere“. Man will die gesammelte Erleuchtung – aber bitte ohne Ehrfurcht, ohne Heiliges. Dabei sind diese Prozesse heilig – aber die Seele ist inzwischen so imprägniert von den Gegenmächten, dass sie den Weg ihrer eigenen Heiligung scheut wie der Teufel das Weihwasser. Das aber bedeutet, die Wege, die ihr dann noch bleiben, müssen früher oder später an tote Punkte führen. Es bedeutet ferner: Der Elefant bleibt Elefant, der Reiter bleibt gewöhnlicher Reiter, man ist mehr oder weniger vernünftig – und das breite Übrige bleibt die gewöhnliche Astralität, immer und immer weiter, nie endend.

Oder man wird eine Art moderner Buddhist – jene Erleuchtung, die nahezu nichts mehr zu tun hat mit einem wirklichen Mitleid mit allen Wesen, die eigentlich auch nur Selbstbespiegelung ist, wenn auch auf höchster Stufe. Man kann dann vielleicht subtile Bewusstseinsprozesse beschreiben, die „mit dem Logoswesen der Welt“ zu tun haben und anderes mehr – und im nächsten Moment dem Mitmenschen ins Gesicht schleudern, dass ja der Elefant seit langem mit seinem Arschloch auf ihm draufsitze. Es dürfte deutlich sein, was ich von diesen Arten der Erleuchtung halte.

Für mich ist deutlich, dass der westliche – und immer mehr auch der östliche – Mensch alle Ernsthaftigkeit verliert. Dass gerade dies diejenige Essenz in der Seele ist, die ihr zuallererst herausgerissen werden soll. Und mit dieser Essenz ist aber die Fähigkeit verbunden, das Heilige in seiner Wahrheit zu empfinden – statt als allergisches Prinzip. Das Heilige ist die wahre, die Ur-Heimat der Seele – und dieses Wissen, dieses unmittelbare Empfinden soll ihr entrissen werden. Sie soll entweder auf nüchternsten Wegen zu irgendeiner „Erleuchtung“ kommen – oder es am besten ganz sein lassen, hineingestaucht in den ewigen Elefanten, der natürlich seinerseits immer brutaler wird, weil die Entwicklung in Wirklichkeit nie stehenbleibt.

Die Anthroposophie könnte die hohe Schule der wahren Ernsthaftigkeit sein – nicht, weil diese gefordert würde, sondern weil die Seele selbst eine innerste Sehnsucht danach spürt. Der Ernst ist ihr ureigenster, heiliger Boden – und jener heilige Flügel, der ihr wächst, wenn sie sich langsam zum Phönix wandelt. Denn dieser heilige Ernst zieht nicht zu Boden – er schwingt sich auf zu jenen Höhen, in denen das Mysterium lebt. Jenes Mysterium, das von der Phönix-Seele empfunden werden kann: der verwandelten Empfindungsseele.

Für den alten Elefanten ist die Bestätigung seiner Meinungen die Nahrung. Das Angenommensein. Das Herausblöken spöttischer Astralfetzen. Das „Hei-ti-tei“, die Witze, das Zerstreuende, das Rechthaben, das Sich-Reiben, kurz: alles, was dem unverwandelten Astralleib irgendein Wohlgefühl gibt. Für die Phönix-Seele gibt es auch Nahrung: Das ist alles, was wirklich mit dem Wahren, dem Schönen und dem Guten beschrieben werden kann. Ernstes Ringen um Wahrheit, Sehnsucht nach dem Schönen – auch der Schönheit der Seele –, aufrichtige Liebe zum Guten. Das ist die Nahrung der Phönix-Seele. Und darum liebt sie den Ernst. Denn sie weiß: nur mit ihm kommt sie zu ihrer Nahrung, kommt die Nahrung zu ihr...

Der Ernst ist ihr Lebenselement – so wie für den Fisch das Wasser, für den Vogel die Luft. Für den Phönix ist es das Feuer. Der Ernst ist aber nur die andere Gestalt des Feuers. Seine „Schwere“ ist nur Maja, in den Augen jener Seelen, die Ahriman bereits allergisch gemacht hat. In Wahrheit ist es feurige Liebe zum Heiligen – zuallererst: zu dem heiligen Ernst selbst. Die Seele weiß, dass hier ihre wahre Nahrung liegt...

Rilke und die „Mission des Elefanten“

Ingrid schrieb mir:

Ingrid H. – 13.01.2018 16:18
[...] »Reiter und Elefant sollen eins werden – im allertiefsten Sinne.«
Nun - ich bin zwar geneigt, Dir zuzustimmen, und die Augenblicke meines Lebens, in denen mir das zu gelingen scheint, sind mir kostbar.
Aber ich versuche, auch dorthin zu „schauen“, wohin Rainer Maria Rilke deutet (im elften der Sonette an Orpheus, 1. Teil):
Sieh den Himmel. Heißt kein Sternbild „Reiter“?
Denn dies ist uns seltsam eingeprägt:
dieser Stolz aus Erde. Und ein Zweiter,
der ihn treibt und hält und den er trägt.
Ist nicht so, gejagt und dann gebändigt,
diese sehnige Natur des Seins?
Weg und Wendung. Doch ein Druck verständigt.
Neue Weite. Und die zwei sind eins.
Aber sind sie's? Oder meinen beide
nicht den Weg, den sie zusammen tun? [...]

Liebe Ingrid, ich denke bei dieser Zweiheit, an der Rilke festhält, zum einen daran, dass Rilke selbst ein sehr Einsamer war. Er forderte das „Sich-Lassen“, und Du kennst ihn wahrscheinlich viel besser als ich. Aber er hatte vor diesem Hintergrund dann auch ein Problem mit Nähe. Dies war seine Herausforderung. Ohne dies wäre er wohl nie Rilke geworden. Ich will es nur anmerken. – Das Zweite, woran ich dabei denke, ist das, was Steiner zum Beispiel in „Die Mission des Zorns“ beschrieb.

Wer das Leben betrachtet, der wird sehen, daß derjenige, der nicht in edlem Zorn erglühen kann über ein Unrecht oder eine Torheit, auch niemals zur wahren Milde und Liebe kommen kann. Wenn Sie das Leben betrachten, so werden Sie sehen, daß derjenige, solange er nötig hat, sich in der Weise zu erziehen, daß er einem Unrecht oder einer Torheit gegenüber in edlem Zorn erglühen kann, im schönsten Sinne auch, sich ausbildet jenes liebedurchglühte Herz, das aus der Liebe heraus das Gute tut.
Liebe und Milde sind die andere Seite des edlen Zornes. Überwundener Zorn, geläuterter Zorn wandelt sich in Liebe und Milde. Eine liebende Hand, sie wird selten in der Welt zu finden sein, wenn sie nicht auch in der Lage war, in gewissen Zeiten sich zur Faust zu ballen über dasjenige, was in edlem Zorn über ein Unrecht oder eine Torheit gefühlt werden kann. Das sind Dinge, die zusammengehören. […]
Verwandelter Zorn ist Liebe im Leben. So sagt es uns die Realität. Daher hat der Zorn, der in sich selber maßvoll auftritt im Leben, die Mission, den Menschen zur Liebe zu führen; wir können ihn bezeichnen als den Erzieher zur Liebe.
5.12.1909, GA 58, S. 69f.

Steiner spricht hier von edlem Zorn. Aber wenn wir das jetzt noch zusammendenken mit der Tatsache, dass aus dem Bösen ein um so tieferes Gutes hervorgehen kann, dann wird deutlich, was die „Mission des Elefanten“ ist.

Allerdings kann sie dies nur sein, wenn irgendwann in heiligem Ernst ... die Wandlung beginnt.

Ehrlichkeit und Sehnsucht

"Heinz" erwiderte auf meine vorherigen Gedanken:

Heinz Fleischmann – 13.01.2018 17:11
[...] In der Charakterisierung der Qualität von Begegnung online/offline bleibe ich bei meiner Ansicht, sehe natürlich auch, dass es primär an mir liegt, dass ich auch in Onlinedebatten aufgefordert bin, den Anderen in seinem Wesen und in seinem Gedanken wahrzunehmen. Ich mache nur häufig (hier und auf FB) meistens die gegenteiligen Erfahrungen, bei mir selbst und bei Anderen (erlaube mir etwas eher, mich gehenzulassen, verstecke mich auch gerne in den Formulierungen). [...]

Lieber Heinz – Ihre ehrlichen Worte sind ein wunderbarer Moment. Ich hoffe, dass es solche Momente sind, an denen man auf dem „Egoisten“-Blog ansetzen möchte – und nicht immer wieder die anderen. Dass man es Ihnen also zum Beispiel nicht wieder „um die Ohren haut“, wie sehr sie hier ehrlich mit sich selbst und gegenüber anderen sind. Jeder wahren Offenheit sollte mit Ehrfurcht begegnet werden, und das Gewissen sollte sich in aufrichtigster Weise dagegen sperren, dies je für einen Dolchstoß in den Rücken zu verwenden.

Aber – natürlich führt das Sich-Gehenlassen dazu, dass die Dinge immer wieder auf die gewöhnliche Ebene geraten. Und letztlich gewöhnt man sich selbst an diese natürlich auch so sehr, dass es ... Gewohnheit wird. Das ist es aber gerade, was ich meine. Es gibt hier mehr oder weniger nur ein Entweder-Oder. Entweder man verbietet sich dieses Sich-Gehenlassen – oder es geschieht. In jedem Fall nimmt die Seele nach und nach eine bestimmte Gestalt an. Das Sich-Gehenlassen hindert sie daran, bestimmte Schritte in der Entwicklung zu tun, die getan werden könnten, wenn sie damit einmal aufhören würde.

Man kann das Ganze mit dem gewöhnlichen Gewissen auffassen, und die Vernunft kann einem sagen, dass man in Onlinedebatten „aufgefordert ist“, den Anderen wirklich wahrzunehmen. Aber, das will ich ja gerade deutlich machen, das reicht nicht. Das kann jeder halbwegs humanistisch sozialisierte Mensch, wenn er sich halbwegs Mühe gibt – oder sollte es können. Ein zentraler Begriff für mich ist immer wieder die Sehnsucht. Solange die Seele keine Sehnsucht hat, dies zu tun – keine Sehnsucht nach dieser inneren Vertiefung, die es bedeutet, Menschen bedingungslos ernst zu nehmen, so lange braucht sie sich auch nicht ... dazu zu zwingen. Denn was sollte dieses „ich bin aufgefordert“ anderes sein. Ist dies nicht gerade der heilige Kern der „Philosophie der Freiheit“, das absolut Moralische als ur-eigenste Intuition ganz und gar selbst ... zu wollen?

Handlungsanweisungen gibt es in unserer Welt genug – aber sie nützen gar nichts. Sie konditionieren das Menschenwesen allenfalls zu einem vernünftigen, sich gut benehmenden, ach so „humanistischen“ Wesen. Und der Elefant dahinter? Und die Faulheit dahinter? Das Sich-Gehenlassen? Vielleicht sogar die Bosheit – die dann vor allem online auf Blogs herausgelassen wird? Es ist also sinnlos, sich „aufgefordert“ zu sehen. Ich denke hier dann wieder an Mischa – denn das hat er gemerkt und zu seiner innersten Antipathie gemacht, dieses Konditioniertwerden zu einem bestimmten „Verhalten“. Und – mit Sicherheit nehmen mich Stephan Birkholz und Michael Eggert in genau dieser Weise wahr – dass ich laufend Vorschriften mache, dass ich Revierpinkelei betreibe etc. etc. etc. Aber das Einzige, was ich sage, ist: Ohne den Ernst – und jetzt füge ich hinzu: ohne die Sehnsucht – wird man das wahre Menschentum, damit aber zugleich die wahre Anthroposophie, niemals finden.

Schlägt man das Reden vom heiligen Ernst in den Wind, schlägt man der Anthroposophie ins Gesicht.

Es geht nicht um halbwegs „gesittete Diskussionen“ – mir jedenfalls nicht. Ginge es mir nur darum, hätte ich mich Mitte Dezember kaum in das immer mehr ins „Böse“ entgleitende Geschehen eingemischt. Ich wollte erlebbar machen, dass es im Zusammenhang mit der Anthroposophie um wesentlich mehr geht als nur um die Grundfähigkeiten des Diskutierens. Das lernen nämlich heute schon die Erstklässler.

Die Anthroposophie hat ein heiliges Menschenbild – und das muss in den Seelen anfangen zu leben. Sie hat eine heilige Fähigkeit des Anschauens – wenn die Seele sich entwickelt. Und das alles, was in ihr liegt, kann anfangen, in der Seele zu leuchten. Das wäre dann das, was ich meine. Und dann verwandelt sich alles Tun von selbst – dann muss man sich nicht „aufgefordert fühlen“. Man würde das Sich-Gehen-Lassen völlig verlernen, weil einen nichts mehr dazu hinzieht. Weil man eines Tages nicht mehr verstehen kann, wie dies je möglich war. Kann denn ein Schmetterling die Raupe noch verstehen? Aber wir, wir Menschen brauchen eine tiefe Sehnsucht, um eine solch gewaltige Verwandlung durchzumachen. Dennoch ist sie uns ... bestimmt.

Aber das, was man zunächst geworden ist, liegt einem ja viel näher. Die Sehnsucht spricht eine stille Sprache – und sie ist oft sehr leise. Während das, was man geworden ist, der Charakter, der Habitus, die Gewohnheiten, einen ja völlig umlagern – und man sich damit so sehr eins fühlt, dass es kaum vorstellbar ist, dass es noch etwas anderes geben könnte. Trotzdem kennt jeder die Erfahrung, mit der man auf einmal eine unliebsam gewordene Gewohnheit ablegen möchte. Und was dann geschieht, ist das langsame Erwachen der Sehnsucht, an einem bestimmten Punkt. Nur kann man lernen, dies radikal zu erweitern – und auch radikal auf diese heilige Stimme der Sehnsucht zu hören, und nicht auf das laute Plärren der Gewohnheiten. Diese zwingen einen. Durch sie ist man letztlich „Gattungsmensch“, wie Steiner sagt. Die heilige Freiheit liegt gerade in der Befreiung von dem, was uns ins Allzumenschliche zwingen will, das uns aber das wahrhaft Menschliche in jedem Moment nimmt.

In einem wahrhaft anthroposophischen Blog müssten sich eigentlich Menschen begegnen, in denen das Einende die Begeisterung ist, den alten, zwingenden Elefanten verwandeln zu dürfen.

Heterogenes Häufchen

"Heinz" schreibt:

Heinz Fleischmann – 13.01.2018 21:02
Lieber Herr Niederhausen,
"Ohne den Ernst – und jetzt füge ich hinzu: ohne die Sehnsucht – wird man das wahre Menschentum, damit aber zugleich die wahre Anthroposophie, niemals finden"
Natürlich ist das so. Darum ist auch auf diesem Blog hier nicht "die wahre Anthroposophie" zu finden, eigentlich fast gar keine "Anthroposophie", vielmehr primär ein Austausch von Menschen, die sich von ihr aus irgendeinem persönlichen Grund enttäuscht fühlen und die dieser Enttäuschung Ausdruck verleihen wollen. So kommt es mir jedenfalls vor. [...]
Martin Bubers "Dialogisches Prinzip" funktioniert in Blogs nicht. Das ist noch viel mehr der Fall auf diesem Blog aufgrund der oben beschriebenen unklaren Ausrichtung Pro/Contra Anthroposophie. Die "wahre Anthroposophie" geschieht, wenn ich ihre Gedanken in meinen Alltag und mein Handeln fliessen lasse, oder wenn Menschen zusammenkommen und sich in irgendeiner Form um sie bemühen.
Ich mache diese Dinge hier auch, weil ich eigentlich zuviel Zeit und manchmal eine gewisse Lust an Ablenkung und Zerstreuung habe (braucht eigentlich jeder Mensch, kommt natürlich immer auf das Maß und die Qualität der Zerstreuung an). Ich kann mich mit ernsthafter Sehnsucht einem Text von Steiner oder dem Kultus der CG hingeben, aber nicht den ganzen Tag lang.
Darum die Fußballzitate. Hier gehören sie hin.

Lieber Heinz, ich hoffe, diese Ehrlichkeit schlägt nicht über Ihnen zusammen – oder Sie sind nicht allzu enttäuscht, wenn Sie vom „Egoisten“-Blog „ausgestoßen“ werden.

Das Bild des Blogs wird ja von den wenigen Menschen bestimmt, die dort noch aktiv sind – Stephan Birkholz, Valentin, Bobby, Mischa zuvor, Ton Majoor, Rudolf, dann Michael Eggert – und zwischen all diesen Ingrid. Dann die Stillen im Lande, Bernhard Albrecht, Burghard Schildt. Ein sehr heterogenes Häufchen. Das durch sein Verhältnis zur Anthroposophie sehr heterogen ist. Durch die Themen noch heterogener wird. Durch das Verhältnis von Spott zu Ernst noch heterogener. Und doch schweißen jahrelange Zugehörigkeit offenbar irgendwie zusammen. Man fühlt sich irgendwie zusammengehörig und kann nicht voneinander lassen, empfindet eine Heimat im Austausch, vielleicht auch nur dann und wann.

Einer muss fortwährend ablästern. Einer beißt sich an der „Rassismusfrage“ fest. Einer an der Frage der „Identitären“. Einer hat eine Allergie gegen jegliches hineingedeutete „Gurutum“. Einer sucht hauptsächlich Gesellschaft. Und die Stillen zeigen sich ohnehin nur, wenn sie eine Lücke entdecken. Sie haben Recht, das ist keine Grundlage. In diesem Grüppchen wird der Ernst, der das Einende sein könnte, nicht wachsen können.

Martin Bubers Prinzip und auch die Anthroposophie selbst würden auch in Blogs leben können, wenn Menschen da wären, die an nichts anderem als an einer solchen Begegnung interessiert wären – und die wüssten, was die Voraussetzungen sind. Die ihre Gedanken mit nicht weniger Ernst und Empfindung formulieren und mit ihren Brüdern und Schwestern teilen, mit der sie an einer Menschenweihehandlung teilnehmen.

Wo eine solche innere Einstellung als „überzogen“ empfunden oder gar verspottet wird, da existiert Anthroposophie nicht. Dann ist ein Blog tatsächlich nur ein Blog. Eine Art Fangemeinde. Ein Club. Bisschen Austausch. Den Ernst können dann Einzelne sehr wohl noch hineintragen. Aber sie stehen auf verlorenem Posten. Und manche finden schon halbe Ernsthaftigkeit bereichernd. Manche „feiern“ das Heterogene an sich und rühmen sich der „Offenheit“.

Dass sich in Wirklichkeit keiner der Blogger verändert, ist ein offenes Geheimnis, das aber keiner zugibt, weil diese Erkenntnis wehtun könnte. Der bloße Austausch wird Selbstzweck. Früher oder später landet man doch wieder bei der „Empfindungsseele“. Und weil sich eben keiner ändert, werden die, die mit einem bloßen „Potpourri“ unzufrieden sind, früher oder später herausgeekelt werden. Denn sie werden selbst Kritik äußern – und dann werden die größten Spötter ihre große Rolle haben... Das ist der Lauf der Dinge, sofern alles beim Elefanten bleibt. Nach einem großen Krach besinnt man sich für eine Weile wieder ein bisschen auf den Reiter etc. etc.

Aber – ja, ein Blog, bei dem der Blogbetreiber selbst ein Problem mit dem „Ernst“ hat, hat selbst ein Problem. Aber wahrscheinlich ist der Blog haargenau so, wie der Betreiber ihn sich wünscht.

Mich hat wirklich am meisten Mischas „Tat“ beeindruckt – und zugleich haben mich alle Momente berührt, wo der Ernst noch sichtbar wurde, manchmal ganz im Kleinen, das alles macht nichts.

Ich wünsche allen Bloggern alles Gute in ihrem Status Quo – mehr kann ich dazu im Moment nicht mehr sagen. Für mich bleibt es ein trauriges Thema.

Schleichende Pervertierung

"Heinz" stellte die Frage, ob dies auch in anderen Zusammenhängen so geschieht:

Heinz Fleischmann – 14.01.2018 07:27
[...] auch für den letzten längeren Passus, diese sehr treffenden und wie ich finde ausgezeichneten Gedanken zur Charakterisierung des Blogs: vielen Dank!
Manchmal ist es gut und hilfreich, wenn jemand "von außen" die festgefahrene Dynamik eines problematischen Bereiches darstellt - wenn so etwas im Arbeitsleben passiert (Supervision) warum sollte es nicht auch in einem Bloggeschehen stattfinden?
Was mich interessieren würde, ob es ähnliche Dinge auch im nichtanthroposophischen Bereich gibt: Ob es z.B. einen Blog gibt, der anfangs offen und interessiert mit dem Buddhismus oder dem Islam verbunden ist und der sich im Laufe einiger Jahre schleichend und unbemerkt zum entschiedenen Buddhismus- Islamgegnerblog entwickelt - ohne dass diese Entwicklung von den Betroffenen klar erkannt, ausgesprochen oder thematisiert wird. [...]

Lieber Heinz, ich glaube, es ist zunächst das Problem der „Mediocrität“, das heißt der Mittelmäßigkeit. Was von einigen Idealisten, die es ganz und gar wahrhaftig und im allerbesten Sinne meinen und ins Leben rufen, beginnt, wird nach und nach übernommen von Menschen, für die es nicht mehr „hoher Sinn“ (Novalis) ist, sondern Selbstzweck, Gewohnheit und dann vielleicht auch Selbst-Befriedigung. Dabei kann dieses tiefe, tragische Fallen in das „Mittelmaß“, das in Wirklichkeit Lauheit und mangelnder Ernst ist, sowohl in der Zeit verlaufen als auch in konkreten Menschen – die begeistert beginnen und schließlich in Routine enden.

Dieses traurige Phänomen ist doch überall zu beobachten – in der Parteienlandschaft, bei der Waldorfschule und so weiter. Es wird dann mit Pathos (den man natürlich nicht zugibt) verkündet, dass man alles „weiterentwickle“, dass man auf dem Weg in die „Zukunft“ sei, dass man sich modernisiere etc. etc. – aber den schleichenden oder längst geschehenen Verlust der Substanz bemerkt man nicht, verleugnet man, deckt man zu.

Das Grundproblem ist der abstrakte Intellekt, der heute so sehr die Herrschaft übernommen hat, verbunden mit einem noch nie dagewesenen Selbstbezug, der zu Selbstüberheblichkeit und Anspruchshaltung, zu Bequemlichkeit und Faulheit führt – und sei es nur im Erkennen und in der Selbsterkenntnis. Idealismus und Spiritualität beginnen dort.

Und so ist durchaus auch ein „Buddhismus-Blog“ denkbar, gegründet von aufrichtigen Buddhisten, die innerlich schon weit gegangen sind, aber doch auch über Entfernungen hinweg einen Austausch über bestimmte Fragen pflegen möchten, vielleicht von höchstem Erkenntnisinteresse geführt. Dann aber kommen Andere hinzu. Die zum Beispiel erst die ersten Schritte im Buddhismus machen. Zuerst stellen sie ein wenig ehrfürchtig nur vorsichtige Fragen. Andere platzen vielleicht gleich rein mit ihren stolzen „Kenntnissen“. Wieder andere wollen sich nach einem langen Arbeitstag „auskotzen“ oder einfach nur Ärger machen. Vielleicht kommen Buddhismushasser hinzu – oder solche, die sich zwar noch als Buddhist bezeichnen, aber eben auch längst enttäuscht sind, weil sie innerlich zu faul waren und dies nun auf den Buddhismus schieben – und so weiter.

Sie sehen, es ist nicht nur denkbar, sondern erscheint fast als ein Naturgesetz – ein Naturgesetz des Geistes, solange sich die Menschen nicht dazu aufschwingen, es zu durchbrechen und das Beste zu lieben. Ganz im Sinne dieses wunderbaren Dichters Christian Morgenstern: „Sei mit dir nie zufrieden, außer etwa episodisch, so dass deine Zufriedenheit nur dazu dient, dich zu neuer Unzufriedenheit zu stärken.“

Überall, wo dagegen Mittelmäßigkeit und Lauheit wirken, wo das Ziel verlorengeht oder neue, zweifelhafte Zwecke gesetzt werden, wirken die Gegenmächte – und sind die Seelen entweder zu schwach oder gar nicht willens, an diesen aufzuwachen und das Allerbeste in der Seele zu entzünden.

Es gibt dann Vorläufer, die helfen könnten, diese Begeisterung und diesen Strebenswillen, diesen Willen zur Entwicklung, zur Läuterung zu entzünden – eben Rudolf Steiner oder Morgenstern oder Novalis mit seiner vierfachen heiligen Zauberformel des magischen Idealismus. Aber wenn die Seele allergisch gegen jeglichen Geist über ihr und damit gegen jegliche Entwicklung in ihr ist, hat dies keine Hoffnung. Dann steht sie unter dem Joch Luzifers (Hochmut) und Ahrimans (Unfähigkeit zur Begeisterung) – und hat doch wieder etwas sehr Schlimmes über sich...

Von Zwang, Streben und Liebe

Mischa berührte mit einem Beitrag folgende Fragen:

Mischa – 14.01.2018 08:51
Noch einmal möchte ich mich gegen Mißverständnisse, taktisch vorgetäuschte, und vielleicht echte, verwahren, und gegen übertriebene Instrumentalisierung der wenigen freundlichen Worte, die auszusprechen ich mich im Sinne einer Anderen Welt gezwungen sah, da möchte ich auch noch auf Grenzen verweisen.
Mobbing, Schlägereien, Proleting, und akademisches und chefetageliges Nasalisiering, das sonore Abqualifizierung: Ich habe mein Lebkuchentag eben - nur - dieses erlebt. Darum freute ich mich stets über wirklich kluge Menschen, über Freunde. An ihnen übte ich, die Wunden des so wichtigen Mobbing in der arbeitsteiligen Gesellschaft zu heilen.
[...] Freundschaftsverwöhnte Menschen bringen keine Leistung, durch Verständnis, Lebenseinsicht, Flowerpower und Liebe Verwöhnte können weder Firma noch das Vaterland im Wettbewerb von Geistkonzepten und Systemen verteidigen. [...]
[...] Die Ironie, die ich, und andere nette Menschen, bei Michael Eggert finden, ist eine postmartialische Ironie, und wendet sich gegen den konventionellen Schulungsweg, die Justiziabilität beim Beseitigen von Ressourcenkonkurrenten klug zu umgehn, und ansonsten zu demütigen, was der eigene Verstandeseelen-Intellekt, die edle Kälteseele und die primitive Wonnesseele so hergeben. Sondern es ist eine Ironie, ein Spott unter der Flagge der Menschlichkeit, selten genug auf dieser Welt, die wir hier auf dem Blogg finden. Darum sind wir hier / gewesen.
Was ich Holger Niederhausen andeuten mußte, ist, daß er auf seine Weise, nur weniger pragmatisch und weniger souverän, ebenso verstanden hat, daß ein menschenfeindlicher Zynismus nicht Grundlage der Anderen Schulungswege sein kann und sein darf. Dafür achte ich ihn. Und diesen inneren Kern, der uns alle, mal wieder verschüttet, mal wieder offner verbindet, ist - so wage ich zu behaupten - das, was die Toten in uns gewahren, die uns "von innen" sehn, wer weiß? Und was - triebhaft und ahnend - Sich Verliebende aneinander spüren, bevor sie lernen werden müssen, sich ohne das zu achten, zu lieben. Die Entwicklungen nötigten mich dazu, nochmal Stellung zu beziehen. Die fortgesezten offensiv ingrimmigen Entwicklungen. Die ich gewöhnt bin, ein Leben lang. [...]

Lieber Mischa, wir sind uns vollkommen einig darin, dass die Zustände in der „Arbeitswelt“ großteils unmenschlich sind – und dass diese Zustände von einem schlimmen Dämon dominiert werden. Für mich ist deutlich, dass der dahinter stehende Hass, die Gier, die völlige Verachtung anderer Menschen, ihre Unterwerfung, ihre Einspannung in bloße Zwecke – dass dies alles einer Macht zuzuschreiben ist, die Steiner „Ahriman“ nennt. Ich schreibe seit nun bald zwanzig Jahren Aufsätze – und am Anfang waren es vor allem solche zur sozialen Frage im Großen, also immer wieder mit genau diesem Thema und mit der Frage, wie das Menschliche bis in das Wirtschaftsleben hineingetragen werden kann. Das ist die große Frage der Dreigliederung, und ihr habe ich den zweiten Band meines Werkes „Zeit der Entscheidung“ gewidmet.

Erst Spiritualität gibt ein wahres Menschenbild – und ohne ein solches wird alles immer unmenschlich werden. Wer aber sagt, „ich liebe den Menschen, ohne spirituell zu sein“, dem sage ich: „Du bist schon spirituell, du weißt es nur noch nicht.“

Das Andere ist Michael Eggerts Blog und meine Schwierigkeiten mit diesem. Für mich ist das Menschliche, das in der Anthroposophie nicht nur liegt, sondern dass die tiefste Essenz der Anthroposophie ist – ihr eigentliches Geheimnis, der heilige Anthropos –, unteilbar. Dieses Geheimnis verbietet jegliche Angriffe, die mit Astralität verbunden sind, denn mit solchen verrät man diese heilige Essenz selbst. Man kann Anthroposophie nicht vertreten, indem man ihr tiefes Prinzip verrät. Und das tut man sowohl mit Dogmatismus als auch mit Ironie. Mit beidem begibt man sich auf eine Ebene, wo die Anthroposophie nicht ist, nicht zu finden ist, nicht existiert. Der Dogmatismus ist verhärteter Geist, der dadurch zum Un-Geist wird. Die Ironie ist nicht überwundene Astralität, die stets das Bloß-Persönliche in dasjenige hineinträgt, was man sich gerade herausgreifen zu können meint.

Ich weiß, wie schlimm es für manche Ohren klingt, wenn ich dies immer wieder betone: Ernst, Wahrhaftigkeit, Überwindung dieses ewigen Astralischen. Aber dieses Astralische ist eben nur durch die Faulheit der Menschen „ewig“ – jenseits des Irdischen hat es keinerlei Bedeutung, nach dem Tod muss es radikal abgelegt werden, weil es allem, was dann gefunden werden will, entgegensteht, hemmend, hindernd, vernichtend...

Ich weiß, wie sehr dies in manchen Ohren nach „Leistungszwang“ klingt, verglichen wird mit dem harten Selektionskampf in der neoliberalen Ausbeutungswelt, verglichen wird mit den erhobenen Zeigefingern von Moralisten und Dogmatikern. Aber, und das ist jetzt eine reine Bitte an Dich, Mischa, und auch andere, finde doch den guten Willen des Unterscheidens. Denn darin besteht Anthroposophie doch gerade: in der Unterscheidungsfähigkeit. Das Unterscheidenkönnen der Geister ist die Erkenntnis, die so notwendig ist.

Weder Moralität noch Erkenntnis noch das Gute überhaupt können erzwungen werden. Aber – sie können frei gewollt werden. Aber umgekehrt gilt das Gleiche. Man kann als Einzelseele auch die Anthroposophie nicht erzwingen, wenn man dasjenige nicht erfüllt, wodurch sie allein wahr werden und sich offenbaren kann, als Wahrheit in einer Seele, die auf dem Weg zu ihr ist, aufrichtig, mit Ernst.

Man wirft mir Dogmatismus etc. vor, wenn ich sage: Anthroposophie ist mit einer bestimmten Ironie nicht zu haben – aber man verteidigt diese Ironie mit demselben Dogmatismus, den man mir vorwirft. Die Frage ist also mit gegenseitigen Vorwürfen nicht zu lösen, es ist eine Erkenntnisfrage. Ich aber verweise auf das Christuswort: An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Und wenn dann jemand, der jene Ironie gebraucht, die mir mit der Anthroposophie unvereinbar erscheint, zugleich von einem Elefanten spricht, der „seit langem mit seinem Arschloch auf einem draufsitze“, dann ist mir dies eine völlig gewisse Bestätigung. Die Dinge bestätigen sich. Die Astralität wird nicht abgelegt, will auch gar nicht abgelegt werden – und dennoch wird man nie aufhören, sie als „modern“, als „dazugehörend“ und als was weiß ich zu verkaufen. Und man wird damit die Anthroposophie verraten und seine eigene Seele gleich mit verkaufen. Denn diese Astralität gehört nicht in die Anthroposophie, nicht in das Totenreich, nicht in das Reich der wahrhaft Lebenden – und nicht in das heilige Reich des lebendig Menschlichen.

Leistung ist nur durch Zwang möglich – das ist die Lüge des Neoliberalismus. Das Höchste wird immer nur durch die Liebe erreicht. Und das Geheimnis der Liebe ist zugleich: sich selbst zu bezwingen – und so das andere Selbst zu erlösen.

Und so wird auch die Anthroposophie nur durch die Liebe erreicht. Durch die Liebe zu ihr, durch die Liebe zur Läuterung, durch die Liebe zum Streben. Es gibt Menschen, die sich da angewidert abwenden, weil sie es nicht ertragen können, mit ihrer eigenen größeren Faulheit oder Lauheit konfrontiert zu werden – aber das ist nicht das Problem des Liebenden. Und wenn er die Voraussetzungen einer Hochzeit beschreibt, ist es auch nicht seine Schuld, wenn man ihm Dogmatismus, Moralismus, Fanatismus oder sonst etwas vorwirft.

Es ist kein menschenfeindlicher Zynismus, darauf zu verweisen, dass man etwas Heiliges nicht ohne Anstrengung erreichen kann, sondern dass diese Anstrengung gerade das Geschenk an dieses Heilige ist, damit es sich in seiner Heiligkeit ebenfalls schenken kann. So kann man sagen, dass es in der geistigen Welt überhaupt keine „Leistung“ gibt, weil in dieser Welt solche Kategorien überhaupt nicht existieren. Was es aber sehr wohl gibt, ist Faulheit und mangelnder Wille. Was in der irdischen Welt als „Anstrengung“ erscheinen könnte, ist in den heiligen Welten nur eines: Geschenk – und dann kann wiedergeschenkt werden. Das sind heilige Gesetze, die der gute Wille unmittelbar begreifen könnte. Ob er dann aber auch wahrhaft schenken möchte, ist eine andere Frage. Es liegt bei ihm.

Warum, Mischa, musst Du mir vorwerfen, ich hätte etwas „weniger pragmatisch und souverän“ verstanden? Was bedeuten denn diese zwei Worte für Dich? Unser innerer Kern besteht in allem, was uns mehr an das heilige Geheimnis des guten Willens herankommen lässt. Dieser ist es, den auch Sich-Verliebende einander ... schenken. Das heilige Geheimnis des guten Willens, der eins ist mit dem Mysterium der Liebe selbst. Und sie, die Sich-Verliebenden müssen niemals lernen, sich ohne das Ahnen dieses heiligen inneren Kerns zu lieben, sondern sie dürfen nur nie verlernen, diesen inneren Kern im Anderen fortwährend zu sehen – und ihn bei sich immer tiefer wachsen zu lassen...

Ingrimmige Entwicklungen gibt es nicht. Es gibt nur Traurigkeit, gerade dieses Geheimnis in der Außenwelt nicht wiederzufinden. Es gibt nur ein Warten, ein Hoffen, eine Liebe. Der Ingrimm sieht die Schuld beim Anderen. Aber er hat auch selbst Schuld, und seine Schuld ist vielleicht größer. Das Einzige, was zählt, ist die wachsende Liebe zum guten Willen. Dieser führt zum Geheimnis des Menschlichen. Und das, diese immer mehr wachsende Erkenntnis, die entweder auf Liebe beruht oder zur Liebe führt, das ist Anthroposophie.

Dämonische Vorwürfe

Dann trat Ton Majoor mit einem Kommentar hervor:

Ton Majoor – 14.01.2018 10:29
Niederhausen bezieht seine fortwährenden Charakterisierungen des Egoistenblogs offenbar nicht auf sich selbst, und er verpasst daher die Möglichkeit selbst zu ändern.
Stattdessen ist sein Anti-Egoistenblog auf Ich-Vernichtung aus, d.h. er versucht mit der kombinierten Kraft der Gegenmächte Stücke aus dem heterogenen Egoisten-Blog herauszureißen (vgl. bei Steiner 107.248f.), als ein stolzes Anti-Mädchen.

Da wird es nun wirklich abgründig... Ton, der sonst vor allem Steiner-Zitate bringt, ohne viel selbst hineinzudeuten, zeigt nun ein anderes (sein wahres?) Gesicht. Das, was früher oft mir vorgeworfen wurde, nämlich mit Steiner-Zitaten Dogmatik zu betreiben, wird nun selbst praktiziert – aber wie! Er bringt mein Streben in Zusammenhang mit den asurischen Mächten, die in Zukunft oder schon jetzt versuchen werden, das Ich des Menschen stückweise zu vernichten.

Denn diese asurischen Geister werden bewirken, daß das, was von ihnen ergriffen ist - und es ist ja des Menschen tiefstes Innerstes, die Bewußtseinsseele mit dem Ich -, daß das Ich sich vereinigt mit der Sinnlichkeit der Erde. Es wird Stück für Stück aus dem Ich herausgerissen werden, und in demselben Maße, wie sich die asurischen Geister in der Bewußtseinsseele festsetzen, in demselben Maße muß der Mensch auf der Erde zurücklassen Stücke seines Daseins. Das wird unwiederbringlich verloren sein, was den asurischen Mächten verfallen ist. Nicht, daß der ganze Mensch ihnen zu verfallen braucht, aber Stücke werden aus dem Geiste des Menschen herausgeschnitten durch die asurischen Mächte. Diese asurischen Mächte kündigen sich in unserem Zeitalter an durch den Geist, der da waltet und den wir nennen könnten den Geist des bloßen Lebens in der Sinnlichkeit und des Vergessens aller wirklichen geistigen Wesenheiten und geistigen Welten.
22.3.1909, GA 107, S. 248f.

Wieder möchte ich rufen: An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Denn was sind Tons Worte anderes, als böswillige oder völlig blinde Lügen. Noch wesentlich schlimmer als „Elefantenärsche“, das herablassende Schimpfen eines Blogmasters, der unbedingt an seiner Ironie festhalten will und darum den Anderen ausdeuten und psychologisch pathologisieren muss. Ton dagegen ordnet mir mit der Kälte des unbeteiligten „wissenden“ Beobachters mal schnell ein Steiner-Zitat zu, in dem Steiner die schlimmste, aber kommende Zukunft beschreibt. Das nenne ich Zynismus – und möchte rufen: Mischa, merkst du etwas? Das, was du so sehr verachtest und bekämpfst, weil du es immer und immer wieder kennengelernt hast – hier ist es! Öffne deine Augen! Das spirituelle Mobbing mit den härtestmöglichen Methoden...

Was ich zum Ausdruck bringen möchte, immer wieder, ist, dass die Seele zu sehr mit dem Irdischen verbunden ist – und zu sehr mit dem niederziehenden niederen, unverwandelten Astralischen. Materialismus und Gier im Irdischen, Faulheit und Selbstüberhebung im Astralisch-Seelischen. Dem setze ich seit etwa zwei Jahren meine sich vertiefenden Hinweise auf das Mädchen entgegen, das eine wahrhaft heilige Heilerin dieser wahrhaft überhandnehmenden Gegenmächte sein könnte.

Aber die Gegenmächte verkehren immer alles ins Gegenteil. Und so wird also nun der, der Mitte Dezember überhaupt wieder auf die „Egoisten“ einging, weil man sich dort gegenseitig herausekelte, zu einem, der „Stücke aus dem heterogenen Egoisten-Blog herausreißen“ möchte. Der, der darauf verweist, dass man sich dort wohl nicht ändern werde und deshalb der Blog so bleiben mag, wie er ist, zu jemandem, der Vernichtung betreiben will. Der, der Dutzende von Büchern über das Mädchen schreibt, ein „Anti-Mädchen“. Der, der seit erst zwei Jahren ausdrücklich auf dieses heilige Geheimnis des Mädchens hinweist, einer, der sich „nicht selbst ändert“. Und dann wird eben dieser, dem selbst ein Stephan Birkholz fast oder gar buchstäblich in einem neidlosen Augenblick „Schätze“ und „Perlen“ in all seinen Worten zugesteht, mit den schlimmsten Geistesmächten in Verbindung gebracht, die den Menschen nicht nur von aller Spiritualität abschneiden wollen, sondern ihm das Allerheiligste herausreißen werden.

Ton – hast Du ein einziges Mal in Deine Seele geschaut...? Das Mädchen kann dies alles nicht fassen... Ich kann es auch nicht. Aber das Mädchen lebt ganz in seinem Herzen – und die Fassungslosigkeit, die dann möglich ist, ist unvorstellbar.

Die Glaubenskongregation schlägt zu

Und Michael Eggert skandiert noch in seiner beißenden Verachtung, die sich wieder, wie immer, mit kalter Lässigkeit tarnt:

Michael Eggert – 14.01.2018 11:30
Ja, das aggressive, sentimental ummäntelte Potential solcher Rechtgläubiger und Dogmatiker ist erschreckend- auch der völlige Mangel an persönlicher Introspektion. Es ist der Reflex derer, die die nicht Rechtgläubigen geißeln und ausgrenzen wollen- jenseits jedes liberalen Impulses, sondern voll im Sinne einer Glaubenskongregation. Das hat etwas von den Abwegen der späteren Dominikaner. Glücklicherweise dreht es sich nur um sich selbst und ist aus der Zeit gefallen. Dieser Brummkreisel weckt daher keinerlei Interesse und soll ruhig weiter vor sich in brummen, in seinem zerquälten selbstgeschaffenen geistigen Gefängnis.

Das, diese völlige Bestätigung des Kommentars von Ton, schlägt allem den Boden aus. Ich kommentiere es hier noch einmal, aber dann mag es gut sein.

Wer wirklich den guten Willen hätte, würde erkennen, wie hier in buchstäblich fast jedem Wort Verachtung und Hohn mitspricht. Der Elefant bäumt sich auf und trampelt – und der Pressesprecher schreibt, wenn man es in dem Bild von Jonathan Haidt sehen will. Hat es da noch Sinn, den Reiter anzusprechen? Wie denn? Glaubt er sich doch erleuchtet. Glaubt er doch, die ganze Deutung sei wahr und damit der ganze Hohn berechtigt.

Es wird nicht einmal bemerkt, wie inmitten all dieser Deutungen und sprachlichen Vernichtungen und Niedertretungen neue Widersprüche lauern. Während ich bei Ton „Stücke aus dem Egoisten-Blog herausreißen“ will, dreht es sich bei Eggert „nur um sich selbst“. Während ich bei Ton die Inkarnation des Bösen bin, bin ich bei Eggert ein Brummkreisel. Während ich zuletzt Mischa gegenüber, aber zugleich fortwährend, begründe, was ich denke, genügen Eggert genau wie Birkholz bloße Zuschreibungen, die das Mobbing immer wieder erneuern, wie ein eigener Brummkreisel. Und das festgemeißelte Dogma, die eigene Glaubenskongregation, ist: „völliger Mangel an persönlicher Introspektion“, „aus der Zeit gefallen“. Nun – wen die Inquisition in ihren Fängen hatte, der konnte ihr auch früher schon nicht entrinnen. Er mochte begründen, so viel er wollte, die Inquisition war auf beiden Ohren taub, das Ergebnis stand im Vorhinein fest.

Wo ich von Ernst spreche, spricht Eggert von „Sentimentalität“ (wahlweise auch Dogmatik, es ist ja ohnehin egal). Wo ich von Liebe spreche, spricht Eggert von „zerquältem Gefängnis“. Wo ich von Aufwachen für das Astralische spreche, spricht er von „Geißeln“ und „Ausgrenzen“. Wo ich mir die Freiheit nehme, Gedanken zu äußern, spricht er von „jenseits jedes liberalen Impulses“. Wo ich auf den Impuls und das Wesen des Mädchens hinweise, was nicht nur Mischa berührt, oktroyiert Eggert dogmatisch „weckt keinerlei Interesse“ – als wenn er mit einem herablassenden Machtwort seiner patriarchalischen Rolle als Blogherr beeinflussen wolle, was alle seine Getreuen zu denken haben. Aber natürlich, es ist selbstverständlich keine Glaubenskongregation, es ist – liberal.

Mit diesen Hinweisen ende ich. Ich möchte dem liberalen „Egoisten“-Blog mit meinem Brummen und Kreiseln nicht weiter zur seelischen Last fallen. Möge man diese dort ganz allein tragen.