13.01.2018

Eggerts Übertragungsprobleme

Fröhliche Wiedervereinigung auf dem Ego-Blog – und „mein“ Problem damit.


Inhalt
Der gestrige Abend
Der Ernst – verloren
Worum es eigentlich geht
Die Rolle verlassen
Nachtrag: Vom Verschlafen

Der gestrige Abend

Nachdem Mischa sich verabschiedet hatte und nun doch für einen Kommentar wiederkehrte, wurde er von Ingrid sogleich freudigst begrüßt. Kurz darauf kommentierte Michael Eggert:

Michael Eggert – 12.01.2018 20:12
Liebe Ingrid, das ganze Drama hier im Blog hat - psychoanalytisch gesehen- auch etwas von einem Übertragungsproblem: Du und ich fungieren offenbar auch als Mama und Papa- wobei die verständnisvolle Mama und der gestrenge Herr Papa diejenigen, die das anspricht und angeht, weit mehr als sachlich begründet emotional ansprechen. Nehmen wir einen ungezogenen, ständig über die Stränge schlagenden Jüngsten wie Mischa, der vom älteren, etwas frömmelnden Bruder H. aus Hamburg belehrt wird, der alle zu erziehen versucht. Dazu der Halbbruder aus erster Ehe Holger, der aus der Ferne (er musste ins Internat) verzweifelt um die Gunst der Mutter wirbt, sich aber vorläufig mit Mädchen herum treibt. Dazu der Onkel aus Stuttgart, der sich über die ganze Familie lustig macht. Am Ende machen wir eine hoch komplizierte Familien- Aufstellung, wechseln die Rollen oder begnügen uns einfach damit, tiefsinnige Rudolf- Steiner- Kalender- Sprüche abzutippen, damit alle zufrieden eindösen können. Was aber ist in dieser Konstellation Rudolf? Und was sagt David Bowie aus dem Jenseits dazu? (wir haben ja neuerdings auch im Blog direkt beteiligte Verstorbene, neben einigen Meistern und Erzengeln) Es ist kompliziert.

Heinz, der unter anderem Namen in einen immer stärkeren Konflikt mit Mischa (aber auch anderen) geraten war, was mich Mitte Dezember dazu gebracht hatte, den ganzen Umgang auf dem „Egoisten“-Blog wieder einmal zum Thema zu machen, stimmte fröhlich in die Deutung ein:

Heinz Fleischmann – 12.01.2018 20:47
Hahahahaaa, ausgezeichnet, das gefällt mir gut, Michael, mit dem "etwas frömmelnden Bruder H. aus Hamburg, der alle zu erziehen versucht", hast Du mich gut getroffen.
Und warum bin ich denn gezwungen, den ungezogenen Bruder zu belehren - weil die Eltern versagt haben! Mutter immer viel zu freundlich und Vater kaum anwesend! (Selten taucht er auf, haut dann, wie vorgestern, auf den Tisch und alle zucken erschreckt zusammen).
Eigentlich ein Fall für das Jugendamt, Gefahr der Parentifizierung (bitte googeln).

Ingrid folgte:

Ingrid H. – 12.01.2018 21:07
:-) :-) :-)
Familienaufstellung im Egoistenblog, ausgezeichnete Idee!
Aber dann bitte gleich als Mysteriendrama, mitsamt allen früheren (oder auch nur zeitweisen) „Blog-Inkarnationen“...

Dann gab Heinz noch ein „versöhnliches“ Beckenbauer-Zitat zum Besten („Gesundheit ist das Wichtigste im Leben. Na fast. Die auf der Titanic waren alle gesund, aber sie hatten kein Glück“), gab kund, dass man den Wiederbeginn der Bundesliga „energetisch-astrallisch“ spüren könne, und zuletzt folgte Stephan Birkholz, der sich wie folgt an mich wandte:

Stephan Birkholz – 12.01.2018 22:31
Lieber Halbneffe Holger Niederhausen,
hier im Blog ist sicher nicht der richtige Ort, um alle Deine brennenden Fragen zu Deinem verkorksten Halbonkel aus Stuttgart zu beantworten oder zu diskutieren.
Dein Halbpapa hat Dir Da für 'Dein Dich vom Halbonkel nicht angenommen fühlen' einen sehr wertvollen Wink mit dem Zaunpfahl gegeben - nimm den Ratschlag Deines Halbvaters ausnahmsweise einmal an.
Schließlich ist es auch nicht leicht für einen Onkel, einen immer alles besser wissenden Halbneffen zu haben.
Wenn Du ganz brennende Frages hast, kannst Du sicher meine Mail-Adresse herausfinden - ich beantworte Dir Deine Fragen dann persönlich

Der Ernst – verloren

Was ist dazu zu sagen? Ich versuche es in meinen Worten.

Man kann mit Humor den Ernst regelrecht ertränken. Ehrlich gesagt kommt mir dies wie eine Szene auf der Titanic vor. Der Egoisten-Blog ist tatsächlich wie eine Familie. Da freut man sich schon, wenn scheinbar alles gesund ist. Hauptsache, „den Kindern geht’s gut“. Das Glück, eine Sache einmal wirklich ernst zu nehmen, ist dem Blog allerdings nicht vergönnt.

Die Frage ist, ob das gesund ist, geistig gesund, so herumzuklüngeln? Verständlich ist es. Aber etwas geht dabei verloren, und das ist der Ernst der Fragen und der Sache. Es ist auch ein Problem der Wahrhaftigkeit.

Ich gehöre nicht zur „Familie“ – und man kann gerne wieder darüber spotten, dass ich ja erneut in meine „altbekannte Rolle“ falle, aber dann begreift man weder den Ernst, noch mein Denken noch die Anregung von Ingrid, einmal den Standpunkt zu wechseln um ... zumindest verstehen zu können.

Ich kann eine jahrelange Verbrüderung sehr wohl verstehen. Da hackt eine Krähe der anderen kein Auge aus. Es musste schon sehr weit kommen, bis Heinz sich „unbeliebt“ gemacht hat und Mischa „nach innen“ ausrastete. Nach diesem „Drama“ lagen die Nerven bei verschiedenen „Familienmitgliedern“ blank, man kennt das aus dem realen Leben – und mit tiefer Erleichterung geht man mit offenen Armen aufeinander zu, wenn sich die Harmonie wieder einstellt. „Ach, wie gut, dass jetzt alles wieder vorbei ist.“

Dass das wenig mit dem Bewusstseinsseelenzeitalter oder mit „Konfliktfähigkeit“ zu tun hat, müsste eigentlich deutlich sein. Ich rede keineswegs dem Streit das Wort, auch das sollte nach all meinen Aufsätzen deutlich sein – dennoch wundern mich diese Mechanismen, da doch gerade die „Egoisten“-Blogger die Tendenz haben, Anderen Unselbständigkeit etc. vorzuwerfen.

Ich will damit Folgendes sagen: Es bestürzt mich geradezu, wie man ernsteste Fragen mit einem Schwall süßlichen Humors, der gleich wieder eine Deutungshoheit vorgibt, zudecken, zukleistern und wiederum lächerlich machen kann – so als hätte es sie nie gegeben oder als wären sie irrelevant. Sind doch selbst wesentlichste Fragen nicht so wichtig wie ein „guter Witz zur Abendstunde“.

Ich jedenfalls verweigere mich dieser altväterlichen Deutung. Die übrigen mögen das Spiel so spielen, wie es Eggert hier – es ist ja von ihm durchaus auch ernst gemeint! – gerne sehen möchte. Ich werbe auch keineswegs um die Gunst der „Mutter“. Sondern die Beiträge von Ingrid sind einfach mit Abstand die klarsten, was die Überwindung der astralischen Prägungen angeht. Mit anderen Worten: Sie bewegt sich in Gedanken, die die Antipathie ganz hinter sich lassen können, was ich bei niemandem sonst sehe.

Für mich hat Anthroposophie aber nichts mit Blog-Geklüngel, Hei-ti-tei und „Wir-haben-uns-doch-alle-lieb“ zu tun, auch nicht mit Uwe Seeler, Blinzel-Blinzel, Smileys und „weißt du noch“ etc. etc. Das alles sind die allgemein-menschlichen Triebe nach Gruppe, Clique, Anerkennung, Zugehörigkeit – Empfindungsseele.

Das ist nicht schlecht. Es ist nur keine Anthroposophie. Und – es überdeckt regelmäßig die Wahrheit.

Worum es eigentlich geht

Es ist mir absolut egal, ob ich jetzt in den Augen vieler wieder als der Oberlehrer, Besserwisser oder sonst-wie-was Niederhausen dastehe. Wer sich nicht auch in diesen Standpunkt hineinversetzen will – denn es ist nur eine Willensfrage –, der ist einfach nicht willens genug, die Anthroposophie wahrzumachen. Nicht, weil „ich“ in deren Besitz wäre, sondern einfach, weil dadurch einmal wirklich der Standpunkt gewechselt würde, und auch, weil man dabei einmal alle Bequemlichkeit, allen Humor und alle Unernsthaftigkeit beiseitelassen würde und dann die Sache mit diesen Augen, die man dann hätte, anschauen könnte.

Wir sind erwachsene Menschen. Wir sollen – zumindest, wenn wir die Anthroposophie halbwegs ernst nehmen – in sehr tiefgehender Weise erwachen, eine Entwicklung suchen, eine Sehnsucht nach dieser Entwicklung in uns tragen. Und so bin ich nicht bereit, alles wieder durch den Kakao ziehen und in einen Einheitsbrei münden zu lassen. Stephan Birkholz hat Eggerts Steilvorlage genutzt und zieht sich jetzt mit einem noch immer spöttischen „Dein verkorkster Halbonkel“ aus der Affäre, nicht ohne den neuerlich herabsetzenden Hinweis, ich hätte doch von Eggert einen sehr wertvollen Wink mit dem Zaunpfahl bekommen.

Mir geht es als Letztes – nämlich schlichtweg gar nicht – darum, mich von Birkholz „angenommen“ zu fühlen. Ich versuche nur erlebbar zu machen, was Menschen tun, die sich auf einem angeblich „anthroposophisch“ angehauchten Blog bewegen, und das war in diesem Fall: spotten, herabsetzen, triggern, boshaft kommentieren. Ich würde mich freuen, wenn sich daran etwas ändert, weil es schlicht eines Menschen unwürdig ist – aber wenn Birkholz sich in dieser Seelenverfassung wohlfühlt, kann ich ihn nicht daran hindern. Allerdings wird er mich auch nicht daran hindern, auch künftig Dinge zur Sprache zu bringen, die ich für unvereinbar mit einer Beziehung zur Anthroposophie halte.

Diese Wahrhaftigkeit ist es, die mir wesentlich ist – und ein „mich angenommen fühlen“ von den „Egoisten-Bloggern“ ist mir demgegenüber ganz und gar unwesentlich. Nach allen Erfahrungen der letzten Jahre rechne ich damit schon gar nicht mehr. Um so mehr berührt es mich, wenn dann doch einmal Menschen wie Mischa von den von mir geäußerten Gedanken berührt werden. Dabei kommt es nicht auf mich an, sondern darauf, dass endlich solche und andere, nämlich reine, Gedanken zur Wirksamkeit kommen können. Gedanken, durch die das Bessere in der Seele geboren wird.

Es kommt darauf an, aus dem Astralischen herauszukommen – denn erst da, jenseits dessen, beginnt das reine Denken, das reine Fühlen, das reine Wollen. Aber, die Tragik ist, mit all den Verbrüderungen, den Smileys, den Uwe-Seeler-Anekdoten, dem Jubel über Zurückgekehrte und Doch-nicht-ganz-Gegangene, mit süßlichen Familienaufstellungen, vereinnahmendem Humor, erneuten Spitzen taucht man voll wieder hinein. Das kann man für immer so fortsetzen. Ich stelle mir vor, wie es in zwanzig Jahren sein wird. Werden es dann noch immer dieselben Smileys sein, dieselben Witze, dieselben Anstöße und neuen Verbrüderungen, dieselben Belanglosigkeiten und Zukleisterungen – nur mit dem Unterschied, dass man ein paar mehr jenseits der Schwelle „grüßt“?

Und die ernste Frage ist: Wie schauen die Verstorbenen wirklich auf uns? Ich wage es mir gar nicht vorzustellen – jedenfalls nicht in Bezug auf den Ego-Blog. Wenn wir hier auf Erden von Belanglosigkeiten sprechen, machen wir uns von dem, was für die Verstorbenen belanglos ist, überhaupt keinen Begriff. Und doch tauchen wir immer wieder voll ein – in astralische Belanglosigkeiten, die sogar Gewichte sind, die uns immer wieder hinabziehen, in das Belanglose, das vollkommen Unwesentliche, sogar ins Negative gehend, unter Null...

Wer „Familie“ spielen will, soll das tun. Es ist genauso fatal wie „Esoterik spielen“. Was wir brauchen, ist ein heiliger Ernst. Aber das wird ja verspottet, weil es aus meinem Munde kommt – und weil man es selbst nicht findet. Man hätte die Chance gehabt, aus Ingrids Aufsatz vieles zu lernen. Ich habe versucht, das weiter und weiter zu vertiefen. Aber alles, was man gelernt hat, scheint zu sein, erleichtert wieder das „Wir-haben-uns-alle-lieb“ zu spielen. Darum ging es aber nicht. Das Menschliche, um das es geht, und die Liebe, um die es geht, liegt viel höher. Weit jenseits der Witze vom verkorksten Onkel, von Familienkonstellationen, von Fußball- und Titanic-Witzen. Und die tiefere Seele weiß das. Wann aber macht sie damit ernst? Mischa hat es in einem bestimmten Moment sehr, sehr ernst gemeint. Und das hat meine tiefe Achtung.

Das Witzige dagegen hat es nicht. Michael Eggert ist seiner väterlichen Rolle wieder sehr gerecht geworden. Die Rolle selbst aber ist der Fehler.

Die Rolle verlassen

Da können nun alle laut rufen: „Dann steig auch du endlich mal von deiner Rolle aus.“ Ich meine es aber gerade ernst. Und ich wünschte mir, dass es alle anderen auch so ernst meinen würden. Dann würde sich mein angeblich belehrender oder predigender Charakter ganz von alleine verlieren – weil man es nicht mehr so deuten würde. Ich beschreibe nur, was ich erlebe – und wenn einem nichts weiter dazu einfällt, als darüber zu spotten oder dies abzuwehren, hat man offenbar ein Problem. Warum ich ein Problem mit dieser Art „Humor“ habe, habe ich versucht zu begründen. Natürlich kann man auch begründen, warum man ein Problem mit dieser Art von „Ernst“ hat. Dann sage ich nur: Diese Art von Ernst hat eine Verbindung zur Anthroposophie – und diese Art von Humor führt einfach immer wieder nur zurück zur Astralität, die von der Anthroposophie regelmäßig wegführt.

Vielleicht ist man ja jenseits des Blogs ernster? Vielleicht ist der Blog tatsächlich nur der Ort gewöhnlichsten Austauschs, zur Kompensation des harten Lebensernstes? Wo sich also alle mal so richtig in die Astralität fallenlassen, weil sie sie ja sonst schon wesentlich mehr außen vor lassen müssen. Das hätte nochmals eine ganz besondere Note: Der „Egoisten“-Blog in seiner psychosozialen Funktion als Hängematte – um sich für neue Taten außerhalb auf ganz gewöhnliche Art zu stärken. Oder einfach doch nur ... als Spiegel des ganz gewöhnlichen Lebens.

Bevor alles wieder in die völlige Belanglosigkeit versickert, zitiere ich beispielhaft noch einmal Heinz von gestern:

Heinz Fleischmann – 12.01.2018 13:04
@ Stephan Birkholz
Auch wenn Dir Menschen [...] begeistert und johlend zuprosten: Ich kann es längst nicht mehr. Wenn Niederhausen über Dich schreibt "Herabsetzung als Lebensinhalt" so hat er m.E. damit recht.
Lese doch noch einmal seinen Artikel über Dich: wenn davon nur 1 Viertel "wahr" ist, hättest Du ein ernstzunehmendes Problem. [...]

Es geht mir hier nicht darum, Menschen bloßzustellen – es geht mir um die Wahrhaftigkeit. Die erste Frage ist, ob man überhaupt einmal ganz und gar unbefangen in die von mir geäußerten Gedanken eintauchen und sie mitdenken kann. So, als wenn sie ein ganz fremder Mensch geäußert hätte. Und so, als ob sie einen ganz fremden Menschen beträfen. Sie kämen nicht von dem „Erzdogmatiker“ und sie würden nicht das „Ego-Familienmitglied“ betreffen. So beginnt reines Denken. Nur so kann man mit dem Denken zu Wahrheiten kommen – und es dann aushalten, wenn sie wirklich wahr sein sollten; es aushalten, wenn man in die irdische Welt zurückkehrt und erkennt, wer sie vielleicht gedacht hat und wen sie vielleicht betreffen. Das muss einem sozusagen egal sein – sie sind erst einmal wahr, oder aber sie sind es eben nicht.

Aber zweitens: nun hat sogar ein anderer Mensch gesagt, selbst wenn nur ein Viertel davon wahr wäre, hätte der Mensch, um den es da geht, ein ernstes Problem. Diese Aussage aus einem anderen Mund ist doch eindrücklich! Ist es da so schwer verständlich, dass ich nicht bereit bin, mit ein bisschen Blinzel-Blinzel zur Tagesordnung (sprich Belanglosigkeit) zurückzukehren?

Ich habe bereits geschrieben, dass mir persönlich dieser Spott gar nichts ausmacht, meinetwegen soll man mich verspotten, treten, triggern, belächeln, von ganz, ganz oben herab und was auch sonst noch – mir geht es um das Allgemeinmenschliche. Und zwar nicht im gewöhnlichen Sinne, sondern in einem hohen, sehr hohen anthropo-sophischen Sinne. Jeder Spott zieht die eigene Seele hinab. Jede Herablassung macht die eigene Seele hässlicher. Und das muss begriffen werden. Vielleicht sagt man nun: Auch jede Rechthaberei macht die Seele hässlicher. Aber es geht doch um Erkenntnisfragen! Und um moralische Realitäten! Ich will doch nicht Recht haben, sondern wünschte mir, dass die Menschen herauskommen aus diesem astralischen Sumpf. Dass sie nicht dort Wohnung nehmen – sondern in einer viel reineren Sphäre, wo sich die Menschen mit klaren Augen anschauen, nicht nur mit klaren, sondern auch, sogar, mit unschuldigen Augen. Da, wo die Begegnungsqualität eine heilige wird, weil das Astralische völlig zu schweigen beginnt, von selbst, weil die Seelen es wollen.

Ist es nicht deutlich, dass dies nur möglich wird, wenn man es damit einmal ... ernst meint? Es ist eine allertiefste Verwandlung der ganzen Seele! Und das ist Anthroposophie – ihr Beginn...

Nachtrag: Vom Verschlafen

Kurz bevor dieser Aufsatz dann online ging, schrieb Michael Eggert dann noch Folgendes:

Michael Eggert – 13.01.2018 01:00
Aus Gründen hier zur Nacht noch eine Erklärung, dass die Egoisten sehr wohl die Lebenden wie die Toten respektieren, selbst wenn beide durch den Kakao gezogen werden sollten. Ich glaube auch nicht wirklich, dass die Anwesenden eine psychoanalytische Selbsthilfegruppe darstellen oder einer Abnabelung bedürfen. Kurz: Leute, nehmt es nicht tragisch und nicht so schwer, dass es Euch den Tag verhagelt. Es wäre schade drum.

Nun, damit sind, wie man so schön sagt, ja „alle Klarheiten beseitigt“. Ich weiß nicht, wem es den Tag verhagelt. Aber was ich noch weniger weiß, ist, wie es nun weitergeht. Denn nachdem sich die Gemüter nun völlig verwirrt haben, bedürfte es der Klarheit des Geistes, um bei dem Wesentlichen zu bleiben oder wieder zu diesem zurückzukehren.

Der Kakao ist ja ein verführerisches Element. Aber hat man nach dessen Genuss auch wieder den Mut, sich den wirklichen Fragen zu stellen, die in diesen Tagen aufgeworfen wurden? Sich zum Beispiel an Mischa ein Beispiel zu nehmen, der diese Fragen für sich innerlich sehr ernst nahm und so in seinen letzten Worten auch sah, dass Spiritualität eine Aufgabe ist, der gegenüber man eine Art Ehrfurcht haben sollte? Die Seele hat die Gabe zur Spiritualität! Aber jede Gabe ist eben eine Aufgabe.

Ich möchte sagen, man wird selbst Mischa nicht gerecht, indem man so weitermacht wie bisher – vielleicht für Stunden oder Tage ein wenig „vorsichtiger“ als sonst, im übrigen aber innerlich ganz unverwandelt. Noch mehr Witzelei, weil es ja gerade dadurch so schön harmonisch bleibt, macht die Sache schlimmer statt besser.

Steiner sprach von dem „Verschlafen“ wesentlicher Augenblicke. Er tat dies unter anderem in Bezug auf das „Wiedererscheinen des Christus im Ätherischen“. Der Weggang von Mischa war so ein Augenblick im Kleinen. Seine Worte waren so ein Augenblick. Man kann an solchen heiligen Augenblicken vorbeischlafen. Und mit Witzeleien mehr kaputtmachen, als man überhaupt nur ahnt. Dann geht es einem auch wieder nur um die astralische Ebene, die Erleichterung, dass sich gerade alles wieder allmählich „einrenkt“. In Wirklichkeit aber ging es um das Ausrenken. Man denke an Jakobs Kampf mit dem Engel. Durch das Ringen mit dem Höchsten und um das Höchste wird etwas ausgerenkt – und dadurch anders. Das ist ein tiefes, tiefes Bild. Und allzu leicht kann es verdeckt werden – durch neuen Kakao, neuen Spott, neue Witze, die aber doch immer wieder die alten sind, während das Neue gerade wartet – und verschlafen wird.