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22.03.2002

Koalition von Steinewerfern und Kleinbürgern

Kommentar zu „Wedel: was wäre wenn... es einen 1. Mai ohne Gewalt gäbe?“ in der jungen Welt vom 22.3.2002.


Für den sarkastischen Wedel gibt es nur die Alternative zwischen dem kindlichen Genuß der Steinewerfer und einem Volksfest für Päderasten und andere Kleinbürger aller Art. Wedel sympathisiert mit den Ersteren, weil er erkennt, daß der Staat heute wieder mehr denn je Gegner des Individuum ist. Viele Menschen erkennen das und erleben die Not-wendigkeit, dies zu ändern. Dazu gehört z.B. auch die ganze globalisierungskritische Bewegung. Wem es wirklich um die Menschen geht, der versucht, eben diese zum (eigenen) Aufwachen zu bringen, damit auch sie die Not der Zeit erkennen. Dem von Peter Grottian mitinitiierten Konzept eines politischen 1. Mai geht es letztlich genau darum. 

Wem dagegen die Konfrontation mit Gegner Staat Selbstzweck ist, der wird und ist schon blind für alle wirklichen Ziele. Kann denn heute ernsthaft noch jemand glauben, daß Steinewerfen am 1. Mai einen einzigen Menschen (von der Mehrheit nicht zu reden!) zur Überzeugung bringen wird, daß der Staat abzuschaffen sei? Das Gegenteil ist der Fall – die „Autonomen“ bilden, ohne es zu bemerken, eine Koalition mit dem Kleinbürgertum (die nur scheinbar die einzige Alternative sind). Sie spielen dem Staat in die Hände und werden zum Hindernis einer vielfältigen Bewegung, die wirklich „eine andere Welt“ will und darauf hinarbeitet! Ein politischer 1. Mai wäre der einzige Weg, dafür einen – sogar ganz wesentlichen – Beitrag zu leisten. Es ist dabei sehr unwichtig, ob zeitgleich an anderer Stelle veilchenduftende Serviermädchen herumlaufen oder nicht...